Studie zu Studium und Lehre in Zeiten der Corona-Pandemie

Studie zu Studium und Lehre in Zeiten der Corona-Pandemie

01.04.21

Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung veröffentlicht Ergebnisse einer Befragung von Studierenden und Lehrenden zu den vergangenen beiden Corona-Semestern sowie zu ihren Vorstellungen einer Hochschule nach der Pandemie.

Zwischen November 2020 und Januar 2021 hat das CHE Centrum für Hochschulentwicklung mehr als 27.000 Studierende und über 650 Lehrende von deutschen Hochschulen zu Studium und Lehre in Zeiten der Corona-Pandemie befragt. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Befragten das Corona-Management der Hochschulen im vergangenen Jahr in vielerlei Hinsicht positiv bewerten. Es wird jedoch auch deutlich, dass die Umsetzbarkeit auf eine vollständig digitale Lehre je nach Studienfach stark variieren kann.

Dank einer schnellen Umstellung auf digitale Lehrformate und der Ausarbeitung umfangreicher Hygienekonzepte konnte der Lehrbetrieb in den vergangenen Semestern weitestgehend aufrechterhalten werden. Nur wenige Vorlesungen und Seminare mussten laut der befragten Dozierenden ersatzlos ausfallen und die Ablegung von Prüfungsleistungen wurde weiterhin ermöglicht. Auch die technischen Rahmenbedingungen für digitale Lehre werden sowohl von Studierenden als auch von Lehrenden überwiegend gelobt, ebenso bewerten Studierende die Vielfalt digitaler Lehrformate positiv. Verbesserungspotenzial hingegen besteht aus Sicht von Studierenden und Lehrenden bei der konkreten Umsetzung von Online-Lehre, wie z.B. dem didaktischen Konzept oder der begeisternden Ansprache von Lehrenden innerhalb digitaler Lehrveranstaltungen.

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass das Potenzial von digitalen Lehrelementen stark abhängig vom Lehrveranstaltungstyp ist und dass Studienfächer mit vielen praktischen Lehrveranstaltungen, wie Geowissenschaften oder Medizin, durch die Corona-Pandemie vor besondere Herausforderungen gestellt werden. Die Durchführung von Laborpraktika oder Exkursionen kann während der Pandemie oft nur mit ausgereiften Hygienekonzepten gewährleistet werden. Dennoch wird positiv hervorgehoben, dass mitunter sehr innovative Konzepte als Exkursionsersatz geschaffen wurden. Auch freuen sich einige Studierende, dass sich die Durchführung von Laborpraktika im Vergleich zu vor der Pandemie verbessert habe, da die Teilnehmendenzahlen stark reduziert wurden und dadurch ausreichend Geräte und Materialien vorhanden waren. Kritisch sieht die Mehrzahl der befragten Studierenden den teils fehlenden Zugang zu studienrelevanter Infrastruktur wie Lernräumen oder Bibliotheken sowie generell die Möglichkeiten fachlicher Interaktion mit anderen Studierenden und die Kommunikation mit Lehrenden.

Im Rahmen der Studie wurden zudem Lernsettings der Zukunft thematisiert. Mittelfristig wünschen sich viele Studierende und Lehrende, dass digitale Lehrelemente weiter gezielt eingebunden werden, jedoch ohne auf Präsenzformate zu verzichten. Insbesondere Modelle wie Blended Learning und eine digital angereicherte Präsenzlehre werden von den Lehrenden als Lernsettings der Zukunft gesehen.

Die Studie endet mit konkreten Handlungsempfehlungen:

  • Die Hochschulen sollten mögliche „Lessons Learnt“ aus der Corona-Pandemie identifizieren und die Vorteile analoger Lehre und die Vorteile digitaler Lehrelemente in der Zukunft kombinieren, sodass sich diese gegenseitig bereichern. Hier bieten insbesondere Blended Learning Konzepte wie Inverted Classrooms ein großes Potenzial.
  • Die vergangenen digitalen Semester bieten den Hochschulen eine gute Gelegenheit für die Er- oder Überarbeitung ihrer Lehr-Lern-Strategien im digitalen Zeitalter. Dabei sollten die Hochschulen die Mehrwerte der Präsenzlehre bzw. der digitalen Lehre im Kontext ihrer eigenen Hochschule reflektieren.
  • Digitale Lehrelemente können bei bestimmten Veranstaltungsformaten wie Vorlesungen einfacher eingebunden werden als bei stark praktischen Lehrveranstaltungen wie etwa Geländepraktika. Deshalb benötigen die Hochschulen eine Digitalisierungsstrategie, in der die unterschiedlichen Anforderungen und Voraussetzungen von verschiedenen Fächern berücksichtigt werden.
  • Die Unterstützung des Lehrpersonals und der Studierenden im Umgang mit digitalen Lehrelementen wird perspektivisch eine kontinuierliche Aufgabe für die Hochschulen darstellen. Deshalb sollten Angebote für eine mediendidaktische Unterstützung, Trainings- und Qualifikationsangebote sowie Strukturen zum (hochschulübergreifenden) Peer-Learning von Lehrenden dauerhaft geschaffen bzw. ausgebaut werden.

Die vollständige Studie steht hier zum Download zur Verfügung.

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