Zu Besuch auf dem Digitalgipfel – Gastblog von Lilith Diringer #DigitalChangemaker
Zu Besuch auf dem Digitalgipfel – Gastblog von Lilith Diringer #DigitalChangemaker
27.11.19Lilith Diringer, Mitglied der studentischen Zukunfts-AG #DigitalChangemaker des Hochschulforums Digitalisierung, war auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung in Dortmund. Dort führt sie zahlreiche Interviews für den HPI Digitalblog, grübelt über Datensicherheit und reflektiert die Rolle von Studierenden.
„Man darf nur nicht den Fehler machen, analoge Prozesse einfach zu digitalisieren“. Nur kurz habe ich Zeit, mich für das interessante Interview bei Achim Berg, Präsident des Bitkom e. V. zu bedanken. Dann schnappe ich mir schon meine Jacke und gehe mit schnellen Schritten zum nächsten Kameraaufbau vor Forum B. Dort sollte gleich Günter Krings, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat erscheinen, mit dem wir ebenfalls einen Interviewtermin vereinbart hatten. Kurz darauf schütteln wir uns schon die Hände und es kann mit den Fragen losgehen. An diesem Tag ist alles knapp getaktet, aber das macht den Digitalgipfel der Bundesregierung gleichzeitig informativ.
Video: Achim Berg über den Bitkom und die Digitalisierung – Digitalgipfel 2019
Datensicherheit bildet thematisch roten Faden auf dem Digitalgipfel
Das diesjährige Schwerpunkthema „Plattformen“ gibt tatsächlich mehr her, als ich vermutet hatte. Von einem Vortrag aus den Reihen des BVB über Datensicherheit in ihrem Fußballverein bis hin zur Abschlussrede von Bundeskanzlerin Angela Merkel werden sehr unterschiedliche Themen abgedeckt: Vom Unternehmertum, über Cloud-Lösungsansätze bis hin zum Verhalten der einzelnen Bürgerinnen und Bürger. Immer wieder kommen wir auf Letzteres zu sprechen. Wie kann man die Bevölkerung noch mehr davon überzeugen, wirklich auf ihre eigenen Daten aufzupassen? Welche Standards müssen gesetzt werden, damit der deutsche Mittelstand die Angebote von Drittanbietern nutzen kann, ohne Bedenken bezüglich der Datensicherheit seiner Kunden haben zu müssen? Auch die internationale Ebene spielt eine Rolle: Des Öfteren ist die Rede von China – mit den vielen Daten -, den USA – mit den hohen Investitionen – und Europa – mit einer noch nicht ganz so eindeutig und einheitlich definierten Strategie, aber doch angeblich hohem Potential.
In den Einzelgesprächen können wir mit dem Ministerpräsidenten von NRW, Armin Laschet über die digitalisierte Verwaltung sprechen. Mit Gerhard Schabhüser, dem Vizepräsidenten des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) diskutieren wir über die potentiellen Sicherheitslücken durch das Voranreiben der Technologie des Quantencomputers. Und mit den beiden Bundesminister*innen Hubertus Heil und Anja Karliczek tauschen wir uns darüber aus, welchen Bildungsinhalten und -formaten in Zukunft eine besondere Rolle zukommen wird. Hier habe ich als Studierende natürlich stark die Hochschulbrille auf – und frage mich bei all den diskutierten Themen und vorgebrachten Aspekten, ob nicht ein Wandel im Bereich Bildung für mich zu spät kommen wird. Die Antworten bleiben recht vage. Wir müssen unsere Jugend anders ausbilden und besser auf die Bedürfnisse der Zukunft vorbereiten. Viel konkreter wird es nicht – nun ja. Dies in einem 5-Minuten-Interview zu analysieren, ist vermutlich ein etwas hoher Anspruch.
Video: Anja Karliczek über KI-Ökosystem – Digitalgipfel 2019
Video: Hubertus Heil über den Arbeitsmarkt im Rahmen der Digitalisierung – Digitalgipfel 2019
Innovatives Veranstaltungskonzept auf dem Digitalgipfel
Dortmund als Stadt, die sich vom Kohleabbauzentrum hin zu einer Studierendenmetropole entwickelte, wurde, das wird mehrmals betont, ganz bewusst für den Digitalgipfel ausgewählt. Vor Ort sind erstaunlich wenig Studierende präsent – warum eigentlich nicht statt nur den Austausch zwischen Politik und Wirtschaft zu suchen, auch die wirklich Betroffenen mit auf die Bühnen und in die Diskussionsrunden einladen? Meiner Meinung nach würde das dem Format nach 13 Jahren einen neuen Schwung und deutlich mehr Relevanz geben.
Die Westfalen-Hallen an sich sind, wie ich zugeben muss, sehr passend gestaltet. Das Veranstaltungskonzept ist dabei tatsächlich besonders: Beim Auftaktprogramm am Vortag werden an drei Bühnen parallel Diskussionsrunden und Key-Notes gehalten. Um sich dabei nicht gegenseitig zu stören, werden nicht etwa dicke Wände angebracht, sondern das Gesagte auf Kopfhörer übertragen. Was von manchen als eine recht unpersönliche Atmosphäre gewertet wird, empfinden andere als äußerst praktisch – denn bis zum Hallenende kann den Redner*innen gelauscht werden und das Wechseln zwischen den Panels ist dadurch ohne große Störeffekte möglich. Während des Hauptprogramms wird eines der Foren schließlich zu einer gemütlichen Sitzwiese mit Sesseln umgestaltet, während die Debatten auf den anderen Bühnen weitergehen.
In den Pausen kann nicht nur das Besprochene, sondern auch reichlich leckeres Essen verdaut und die einzelnen Messeaussteller*innen besucht werden. Auf der Messe des Digitalgipfels lässt sich eine große Bandbreite von der „Digitalen Tafel“ über „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ bis hin zu „Führungskräfte in der digitalisierten Welt“ entdecken.
Unser Take-Home: Interviews für unsere Peers
Insgesamt bietet der Digitalgipfel in meinen Augen ein lohnenswertes Programm mit aufschlussreichen Aspekten – aber auch vielen redundanten Debattenthemen, bei denen man sich wünscht, sie seien schon vor einigen Jahren angepackt worden, anstatt nur diskutiert zu werden.
Interessant bleibt zu beobachten, wer von unseren geführten Interviews profitieren wird. Das 5-Minuten-Format soll dazu beitragen, dass man sich schnell einen Überblick verschaffen kann. Wir als „Jungjournalist*innen“ sollen bewirken, dass besonders Menschen in unserem Alter dazu angeregt werden, sich mit den Beiträgen und deren Inhalten auseinander zu setzen. Unterstützt durch unsere Kanäle auf Facebook, Twitter und Instagram. Unsere Fragen sind nicht zu fachspezifisch gestellt, sodass die Videos verständlich bleiben. Ob es uns gelungen ist, diesen Ansprüchen gerecht zu werden? Immerhin schaffen wir es mit den Videos jedem und jeder Studierenden die Möglichkeit zu geben, vom Digitalgipfel etwas mitzunehmen – selbst ohne Eintrittskarte und physische Anwesenheit. Und wer weiß – vielleicht schaffen wir es ja, im kommenden Jahr den Altersdurchschnitt auf dem Gipfel durch das Einbringen von studentischen Initiativen zu senken?
Video: Dr. Gerhard Schabhüser über das BSI und Kryptografie – Digitalgipfel 2019
Video: Dr. Stefan Hofschen über digitale Aufgaben der Bundesdruckerei – Digitalgipfel 2019