Open Educational Practice im Universitätsverbund digiLL – Digitalisierungsbezogene Kompetenzen stärken

Open Educational Practice im Universitätsverbund digiLL – Digitalisierungsbezogene Kompetenzen stärken

27.01.22

Titelbild: Sind wir auf dem Weg zur Blended University? Symbolbild: Keimender Setzling, Logo: University:Future Festival 2021, Hochschulforum Digitalisierung

Digitalisierungsbezogene Kompetenzen durch Offenheit in der Lehre und den Einsatz von OER stärken, das ist eine der Zielsetzungen des „Universitätsverbunds für digitales Lehren und Lernen in der Lehrer/-innenbildung“ (digiLL). Der Verbund möchte zudem den Auf- und Ausbau eines Netzwerks vorantreiben. digiLL hat sich und seine Arbeit 2021 auf dem University:Future Festival vorgestellt – und nun auch hier in unserer Blog-Reihe! 

Der „Universitätsverbund für digitales Lehren und Lernen in der Lehrer/-innenbildung“ (digiLL) startete Ende des Jahres 2016 als gemeinsame Initiative der lehrer:innenbildenden Zentren/Schools of Education der Universitäten Bochum, Dortmund, Duisburg-Essen, Köln und Münster. Ziele des Verbundes sind der Auf- und Ausbau eines Netzwerks zur Stärkung der digitalen Lehre und die  Förderung der digitalisierungsbezogenen Kompetenzen von Lehrenden und Lernenden. Seit Anfang 2019 sind bislang fünf weitere Standorte beigetreten (Bonn, Erfurt, Jena, Landau und Trier).  

In der UFF-Session mit über 60 Teilnehmenden wurde der Universitätsverbund digiLL thesenbasiert vorgestellt und die Frage erörtert, wie digiLL als Open Educational Practice zu mehr Offenheit in der universitären Lehrer:innenbildung beitragen kann. Diese Kernthesen werden im Beitrag näher erläutert. 

1. Arbeiten/Lernen im digitalen Zeitalter funktioniert nur/besser in Netzwerken. 

Die Entwicklung von digitalisierungsbezogenen Kompetenzen bei Lehramtsstudierenden und die Integration von Angeboten in die universitäre Lehrer:innenbildung ist ein zentrales Anliegen von  digiLL. Aufgrund der Geschwindigkeit und Intensität der digitalen Transformation bündeln die beteiligten Standorte ihre Ressourcen und Kompetenzen, um den entstehenden Herausforderungen gemeinsam begegnen zu können. digiLL läuft dabei bisher ohne Fördergelder und wird aus dem  Engagement der Zentren getragen. Daher nutzt der Verbund die hochschuleigenen Infrastrukturen (LMS). Der Kern von digiLL ist die Erstellung von kompakten OER-Lernmodulen, die nach gemeinsamen inhaltlichen und strukturellen Kriterien entstehen. 

2. Open Educational Resources (OER) sind die beste Grundlage für eine gemeinsame  Lernmaterialerstellung. 

Damit die in digiLL erstellten Inhalte für alle Standorte – und darüber hinaus – nutzbar sind, spielen offene Lizenzen und ein offener Zugang eine zentrale Rolle. Alle digiLL-Module sind unter CC BY-SA  oder CC BY lizenziert. Eine Weiternutzung und -entwicklung der Module ist explizit gewünscht. So lassen sich die Module in verschiedenen Kontexten verwenden, verarbeiten, vermischen und  verbreiten, und erfüllen zudem die 5V-Freiheiten nach Wiley (OERinfo 2015) für Open Content. Außerdem sind alle Lernmodule ohne Anmeldung oder Zugangsdaten frei verfügbar. 

3. Arbeit im Verbund bewegt sich im Spannungsfeld von klarer Organisation und Agilität. 

Von Seiten der Zentren sind jeweils eine oder mehrere Beauftragte und eine Person aus der Geschäftsführung aktiv. Die nicht geförderte Arbeit im Verbund erfolgt aus intrinsischer Motivation. Dies erfordert agiles Arbeiten und Kollaboration, um gemeinsam lösungsorientiert und mit knappen Ressourcen ein qualitativ hochwertiges Lernangebot für Interessierte zu gestalten. Dafür wird ein Trelloboard genutzt und die Aufgabenpakete kompetenz- und ressourcenorientiert auf die  beteiligten Standorte verteilt

4. Perspektiven aus allen Phasen der Lehrer:innenbildung gewährleisten ein vielfältiges Themenangebot. 

Das Angebot von digiLL richtet sich in erster Linie an Lehramtsstudierende, Lehrkräfte (im  Vorbereitungsdienst) und Dozierende in der Lehrer:innenbildung. Da alle Lernmodule als OER lizenziert werden, sind die Angebote auch für alle anderen am Thema digitales Lehren und Lernen Interessierten nutzbar. 

5. OER gewinnt in der Lehrkräftebildung an Stellenwert, wenn Studierende und Lehrende aller Phasen an der Erstellung von Content beteiligt werden. 

Neben Dozierenden und Expert:innen von den einzelnen Standorten sind auch ausgebildete Lehrkräfte in die Erstellung von Modulen eingebunden. Dabei unterstützen die Beauftragten der einzelnen Standorte technisch und mediendidaktisch bei der Umsetzung der Lernmodule. Auch Studierende werden in Projekten (Beispiele: Förderschwerpunkte oder IT-Zertifikat Lehramt) in die Erstellung von Lernmodulen einbezogen, damit sie ihre digitalisierungsbezogenen Kompetenzen ausbauen können. 

6. Viele universitäre Partner:innen sind ein Garant für Qualität und Vertrauen. 

Um die Qualität der Lernmodule und ihre Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden im Verbundprojekt Rahmenbedingungen und gemeinsame Prinzipien zur Produktion der Lernmodule sowie ein Qualitätssicherungsverfahren festgelegt.  

Dieses beginnt bereits vor der Produktion eines neuen Lernmoduls, für das folgende Kriterien erfüllt werden müssen:  

  1. freie Zugänglichkeit 
  2. Veröffentlichung als OER  
  3. Beachtung barrierefreier Grundsätze 
  4. Bereitstellung kurzer Module  
  5. einheitliches Rahmendesign 

Während und nach der Produktion prüfen ausgewählte Partner:innen das neu erstellte Lernmodul anhand von Checklisten auf vereinbarte Prinzipien wie Usability, inhaltliche Korrektheit sowie Interaktivität. Zur Weiterentwicklung werden die Lernmodule in Fokusgruppen evaluiert. 

7. Open Educational Practice (OEP) ist mehr als der Einsatz von OER  

OER ist ein Teil von Open Education. “Dahinter steht eine [andere,] neue Kultur der Didaktik, die das gemeinsame Gestalten von Lehr- und Lernprozessen und das Lehren und Lernen auf Augenhöhe einschließt. Das Nachdenken über solche didaktischen Fragen wird häufig erst über die Produktion von OER angestoßen.” (Mayrberger 2019) 

Unser Ziel ist es, das bestehende Netzwerk weiter auszubauen und ein umfangreiches, stetig wachsendes digitales Angebot zu schaffen. Deshalb sind Hochschulen im gesamten Bundesgebiet dazu eingeladen, sich an digiLL zu beteiligen und ihre unterschiedlichen Stärken einzubringen. 

 

Quellen

Mayrberger (2019). Open Educational Practices ist viel mehr als nur der Einsatz von Open  Educational Resources. Online unter: https://blog.bildungsserver.de/open-educational-practices-ist viel-mehr-als-nur-der-einsatz-von-open-educational-resources/ (09.12.2021). 

OERinfo (2015). Zur Definition von «Open» in «Open Educational Resources». Die 5 R-Freiheiten  nach David Wiley auf Deutsch als die 5 V-Freiheiten. Online unter: https://open-educational resources.de/5rs-auf-deutsch/ (09.12.2021).

 

In dieser Reihe zum University:Future Festival 2021 veröffentlichen wir eine Auswahl der Festivalbeiträge als Artikel, die Sie auch gesammelt in einem Dossier finden. Die Autor:innen haben hierfür Ihre Vorträge noch einmal schriftlich festgehalten. Weitere Vorträge und Talks finden Sie auch auf YouTube.

Mit über 250 Veranstaltungen, 500 Speaker:innen und 3.850 Teilnehmer:innen fand das University:Future Festival 2021 vom 02.–04.11.2021 unter dem Titel „Open for Discussion“ statt. Hier finden Sie weitere Infos zum Festival.

 

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