Mit Tablet und Rotstift – Wie die Digitalisierung universitäre Prüfungen verändern wird

Mit Tablet und Rotstift – Wie die Digitalisierung universitäre Prüfungen verändern wird

15.12.15

Markus Lauert berichtet vom e-Prüfungs-Symposium 2015, das im November in Paderborn statt fand.

Neue Medien spielen eine immer größere Rolle in unserem Alltag. Wir verabreden uns mit Freunden über WhatsApp, laden unsere Urlaubsfotos bei Tumblr hoch und können – wenn wir der Opel-Werbung trauen dürfen – unser Auto bald mit dem Smartphone steuern. Wie man die technischen Innovationen der letzten Jahre für die Hochschullehre nutzen kann, wurde beim zweiten E-Prüfungs-Symposium überlegt. Die internationale Konferenz mit Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz fand am 18. und 19. November 2015 in Paderborn statt. Sie legte den Schwerpunkt auf die Frage, wie man elektronische Prüfungen sicher und effektiv durchführen kann.

Das Abhalten elektronischer Prüfungen hat den großen Vorteil, dass die Daten platzsparend archiviert werden können. Bei Multiple-Choice-Tests können überdies die Ergebnisse der Prüflinge automatisch ausgewertet werden. Das geht nicht nur schnell, sondern stellt auch Ressourcen frei, die in Lehre und Forschung genutzt werden können.

Die große Frage lautet aber immer noch: Wie genau lassen sich diese Prüfungen umsetzen? Zwei Lösungsvorschläge wurden während der Tagung vorgestellt: das Projekt „eExams“ der Universität Innsbruck und das Projekt „BeAxi“ der Universität Basel. Grundlegende Problemfelder elektronischer Prüfungen beziehen sich auf die technische Umsetzung, Wartungskosten und Fragestellungen der Datensicherheit.

Das Pilotprojekt „eExams“

Forscher der Universität Innsbruck, beim Symposium vertreten durch Anton Tremetzberger und Ewald Strohmar-Mauler, haben einen eigenen Prüfungsraum aufgebaut, um elektronische Prüfungen durchzuführen. In ihm haben bis zu 46 Studierende und ein Administrator Platz, wodurch potentiell 85 Prozent der 10.000 Prüfungen abgehalten werden, die jedes Jahr in der Universität Innsbruck abgehalten werden. Dabei wird den Studenten das Schummeln schwer gemacht: Hohe Trennwände verhindern das Abschauen. Sie sind um die Schreibtische aufgestellt, die jedem Prüfling zur Verfügung stehen. Es wurde außerdem darauf geachtet, dass keine Kabel oder USB-Buchsen frei liegen, damit nicht während der Prüfung manipuliert werden kann. Aus diesem Grund wurde auch die notwendige Hardware in den sonderangefertigten Schreibtischen verstaut.

In die Arbeitsflächen wurden Glasplatten eingelassen, unter denen die Bildschirme aufgebaut sind. Funkgesteuerte Computermäuse und Tastaturen sollen ermöglichen, dass die Studierenden während der Prüfung die Eingabegeräte zur Seite räumen können, um ganz konventionell Notizen mit Stift und Papier zu machen.

Die Prüfungssoftware ermöglicht vier Fragenformate: Single- und Multiple Choice- sowie Freitext- und Ordnungsaufgaben. Die Fragen sind zwar für alle Teilnehmer einer Prüfung gleich, doch die Reihenfolge ist zufallsbasiert. Da man sich bewusst ist, wie stark die Prüfungen von der Technik abhängig sind, springt ein zweites System ein, wenn die Software einmal ausfällt. Seit Beginn des Pilotbetriebs vor ungefähr einem Jahr gab es jedoch keine Datenverluste oder gar Prüfungen, die wegen technischer Schwierigkeiten nicht abgehalten werden konnten. Das liegt auch daran, dass Techniker das System regelmäßig warten.

 

Aus der Praxis: „BeAxi“

Das Team um Daniel Kohler und David Böhler arbeitet hingegen an einer anderen Lösung, um E-Prüfungen abzuhalten. Sie verwarfen den Gedanken eines stationären Computerraums und setzen ganz auf flexible Tablets. Diese werden in großen, fahrbaren Schränken aufbewahrt und können in den Hörsaal gebracht werden, in dem eine Prüfung abgehalten werden soll. Etwa dreihundert IPads stehen zur Verfügung.

Mithilfe der Tablets hält die Medizinische Fakultät der Universität Basel seit Jahresbeginn eine Vielzahl an Prüfungen ab. Dazu gehören Multiple-Choice-Prüfungen, aber auch multimediale Prüfungen, bei denen Tastaturen und Kopfhörer an das Gerät angeschlossen werden können. Stift und Papier sind nicht mehr nötig, da Notizen bequem mit einem speziellen Stift auf dem Tablet vorgenommen werden können. Auch kann der Prüfling im Nachhinein seine gesamte Prüfung anschauen und Revue passieren lassen. Es werden nämlich nicht nur die gegebenen Antworten gespeichert, sondern jede Aktivität, die der Student vornimmt.

Die Tablets übertragen die Daten in kurzen Wiederholungen via W-Lan. So werden sie mehrfach gesichert. Fällt ein Tablet aus, kann dem Prüfling einfach ein neues ausgegeben werden, sodass er dort fortfahren kann, wo er seine Prüfung kurz zuvor abbrechen musste. Die verlorene Zeit wird ihm gutgeschrieben.

Prüfungen der Zukunft

Das E-Prüfungs-Symposium in Paderborn hat gezeigt, dass in Zukunft kreative Lösungen zur Verfügung stehen, um Prüfungen elektronisch und dadurch vielleicht auch fairer und kostensparender durchzuführen. Mit E-Assessments, wie elektronische Prüfungen auch genannt werden, macht sich die durch Bologna reformierte Bildungslandschaft bereit, die auf die Hochschulen strömenden jungen Erwachsenen effektiv zu prüfen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Modernisierung möglicherweise auch dazu führt, dass die Anzahl an Prüfungen zunimmt. Inwiefern derartige Innovationen das Studium für die Studenten ertragreicher macht, wird sich ebenso erst noch zeigen müssen.

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