Mission Digitale Lehre: ein Abenteuer für und mit Dozierenden in Mecklenburg-Vorpommern
Mission Digitale Lehre: ein Abenteuer für und mit Dozierenden in Mecklenburg-Vorpommern
31.05.23Ein digitales Fortbildungsprogramm für alle Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern – funktioniert das? Sechs Hochschulen mit ganz unterschiedlichen Profilen haben sich auf die Reise in die digitale Lehre gemacht, viel gelernt und sich vernetzt. Silvia Bartel berichtet aus der Perspektive einer studentischen Hilfskraft über den Entwicklungsprozess bis hin zur Premiere eines hochschulübergreifenden Schulungsprogramms zur qualifizierten Ausbildung in digitaler Lehre.
LOGBUCHEINTRAG EINS – EINE NEUE REISE
Wir schreiben den 14. Juli 2022, Anke Clausen von der Digitalen Lehre hat mich eingeladen, um mich für ein neues Projekt zu rekrutieren. Ich habe sie durch das eTutor*innen-Programm der Uni Greifswald kennengelernt, welches ich in der ersten Jahreshälfte durchlaufen hatte. „Wir brauchen genau sowas, aber diesmal für Dozierende aller Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern, kannst du uns dabei unterstützen?“, fragte mich Anke. Nun ja, sind wir mal ehrlich, das brauchen wir wirklich. Trotz gezwungener Digitalisierung im Universitätskontext durch die Covid-Pandemie, erleben Studierende (mich eingeschlossen) immer wieder Vorlesungen und Seminar, bei denen die Möglichkeiten und Chancen eines Digitalen Lehr-Lernraumes gekonnt missachtet werden. Aber warum? Mangelt es Dozierenden an Zeit, an Lust, an Knowhow?
LOGBUCHEINTRAG ZWEI – WIR BRAUCHEN EINE STORYLINE
Anfang August fange ich also an, mich in den Aufbau und die bereits angedachten Inhalte der Winter School 2022 reinzufuchsen. Schließlich besteht meine erste Aufgabe darin, einen Text für die Webseite zu gestalten. Eine Reise durch fünf Module, mit unterschiedlichen Referierenden und Aufgaben zur Vor- und Nachbereitung … Das klingt wie … ein Abenteuer aus ‘nem Computerspiel. Mit Quests und Lootboxen zu entdecken – Zack! War die Storyline der Winter School 2022 geboren. „Als Teil des Digitalisierungsprogramms für Studium und Lehre des Förderprogramms Digitale Transformation (2021–2024) haben wir das Ziel, Lehre in Mecklenburg-Vorpommern vielfältig, innovativ und sinnig zu gestalten“, schreibe ich für die Webseite. Da ist das Motto Programm: Unser Moodle-Kurs für die Winter School sollte vielfältig und didaktisch sinnvoll aufgebaut sein und das eingebettet in unsere Abenteurreisestoryline. Doch dafür gibt‘s noch eine Menge zu tun. Ausschreibung, Bewerbungsformulare, Referent*innen-Akquise, Infomaterial und nicht zuletzt die Umsetzung der drei Intensivtage. Alle Formulare und Infomaterialien sollen dabei im Spirit unserer Storyline gestaltet werden. Gar nicht so einfach einzuschätzen, wie viel Abstraktion noch verständlich ist. Zum Glück besprechen wir uns auch mit Silvia Retzlaff von der Univeristät Rostock, der die Aufmachung ebenfalls sehr zusagt.
LOGBUCHEINTRAG DREI – DIE WINTER SCHOOL NIMMT GESTALT AN
September: Die Gestaltung von Formularen weckt meinen kreativen Ehrgeiz. Das Bewerbungsformular wird als Beitrittsanfrage betitelt. Unsere Teilnehmenden werden zu Abenteurer*innen. Die Suche nach Referierenden bereitet mir allerdings etwas Schwierigkeiten. E-Mail-Verkehr zwischen August und Oktober ist dominiert von urlaubsbedingten Abwesenheitsnotizen und das Datum der Auftaktveranstaltung am 10. November rückt schneller näher, als dem ganzen Team lieb ist. Memo fürs nächste Mal: Deutlich früher mit der Akquise anfangen! Nebst dem Aufbau des Moodle-Kurses, was zum Glück keine meiner Baustellen ist, trudeln die ersten Bewerbungen ein und nahezu alle Referent*innen sind gefunden. Doch der Urlaub meiner Projektleiterin steht bevor. Es fehlen zwar nur noch zwei Referierende, aber die brauchen wir dringend. Über ein Briefing-Paper wurden die Referierenden gebeten, Materialien für den Moodle-Kurs zur Verfügung zu stellen. Darum muss sich gekümmert werden, außerdem müssen Feedbackmöglichkeiten zu den jeweiligen Modulen eingerichtet werden. Achievement-Badges, passend zu unserer Storyline, sollen natürlich auch nicht fehlen. Aber eins nach dem anderen.
LOGBUCHEINTRAG VIER – ENDSPURT
Es ist Freitag, der 4. November und ich kann es kaum abwarten, dass Anke kommende Woche aus dem Urlaub zurückkommt. Glücklicherweise habe ich für die zu besetzenden Module noch die passenden Referierenden rekrutieren können. Die letzten nachgezogenen Abenteurer*innen sind am Start, fehlen nur noch die letzten Vorbereitungen für die Auftaktveranstaltung und die drei Intensivtage. Die letzten Zuständigkeiten für die Betreuung der digital, synchron durchgeführten Module während der Intensivtage müssen noch verteilt und ein letzter Reminder an unsere Abenteurer*innen versendet werden. Es hat sich jetzt schon bezahlt gemacht, frühzeitig Textvorlagen für E-Mail-Texte anzulegen. So geht das recht flott, nur die Organisation aller bisher angehäuften Materialien ist von Zeit zu Zeit ein kleines Schlachtfeld. Ich bin mir teilweise nicht sicher, ob ich noch alle unterschiedlichen To-Do-Listen und Zwischenstände von Arbeitsschritten im Blick habe, welcher Stand aktuell und welcher überholt ist. Memo fürs nächste Mal: Organisation der internen Ablagen und -läufe sinniger strukturieren.
LOGBUCHEINTRAG FÜNF – WE DID IT!
Donnerstag, 24. November, 17 Uhr: Die abschließende Feedbackrunde mit den Abenteurer*innen zur Winter School 2022 ist soeben beendet. We did it! Insgesamt 24 Abenteurer*innen aus den unterschiedlichen Gilden in M-V, nämlich Uni Greifswald, Uni Rostock, Hochschule Rostock, Hochschule Stralsund und Hochschule Wismar haben diese Reise mit uns bestritten. Begleitet und geleitet vom Team der Digitalen Lehre der Uni Greifswald mit Unterstützung der Partner*innen aus Stralsund, Rostock, Wismar und Neubrandenburg und dem Einsatz von Referierenden abseits der genannten Kreise.
Unser Programm:
Von Tag eins mit Modul I Digitale Lehrkonzepte und Modul II Rechtlicher Rahmen ging es zu Tag zwei mit Modul III Lernmanagementsysteme, mit hochschulspezifischen Einheiten. Ergänzt wurde das Programm durch das ebenfalls hochschulspezifisch gestaltete Modul IV Digitale Tools, das als Selbstlernmodul konzipiert wurde. Den Abschluss bildete das Modul V Inhalte Digitalisieren, welches sich in die Wahlmodule aufteile:
- LMS Kurse didaktisch sinnvoll gestalten,
- Selbstlerntests mit H5P erstellen,
- Lehrvideos konzipieren und aufzeichnen, Podcasts produzieren,
- und Tools für Studierendenaktivierung & kollaborative Lehre einsetzen
Das Feedback der Teilnehmenden war durchweg positiv. Die Verständlichkeit und Fachkompetenz unserer Referierenden wurde als sehr hoch eingeschätzt – hat sich der Struggle, um die Akquise also gelohnt – und für jedes Modul gab’s reges Interesse.
LOGBUCHEINTRAG SECHS – NACH DER WINTER SCHOOL IST VOR DER WINTER SCHOOL & LEARNINGS
Wir schreiben den 14. April 2023. Schon die Abschlussveranstaltung am 15. Dezember 2022 hatte durch die Beiträge der Teilnehmenden gezeigt, welches Potential die Winter School zum Vorschein gebracht hat. Vom direkten Einsatz einiger Elemente, über die Inspiration für zukünftige Gestaltungsmöglichkeiten bis hin zur Motivation, die eigene Lehre weiterzuentwickeln, zeigten sich unsere Abenteuerlustigen durchweg zufrieden. Zuletzt stand lediglich ein Wunsch: „Wäre doch nur noch mehr Zeit gewesen. Mehr Zeit, sich auszutauschen, mehr Zeit zu sehen, was die anderen so gestaltet haben, mehr Zeit ins Detail zu gehen. Wie wäre es mit einer Fortsetzung?“ Das Interesse an weiteren Angeboten ist groß, die Möglichkeiten diese zu gestalten sind unzählig. Trotz der Herausforderung, eine Schulung während der Wintersemester-Vorlesungszeit durchzuführen, war die Teilnahme überaus produktiv und inspirierend, sodass wir, vom Team der Winter School, absolut überzeugt davon sind, im Jahr 2023 erneut durchzustarten. Für ein Planungsgespräch mit Anke heute, habe ich eine Präsentation zu den Ergebnissen aller Feedbacks der Winter School 2022 vorbereitet, und daraus einige Learnings extrahiert:
Unbedingt beibehalten wollen wir:
- die lockere Atmosphäre
- verständliche und fachkompetente Referierende an Bord zu holen
- unsere Storyline für und in der Winter School
Ausbauen wollen wir:
- die Zeit zur Akquise von Referierenden (deutlich früher starten)
- das interne System, um Arbeitsstände zu organisieren
- die inhaltliche Gestaltung einzelner Module (Aufgaben für Abenteurer*innen ausbauen)
- mehr Zeit, ggf. andere Formate, für den Austausch untereinander
Nach reiflicher Überlegung, auf Grund der Überschneidung mit der Vorlesungszeit, bleibt es beim gleichen Zeitraum wie beim ersten Mal. Und damit laufen jetzt schon die Planungen für die Winter School 2023. Ich freue mich sehr darüber, Teil der Premiere dieses Projekts geworden zu sein und weiterhin unterstützend mitarbeiten zu können. Möge die Macht mit uns allen sein, und die nächste Reise motivierte Abenteuerlustige finden.