Fünf Jahre Hochschulforum – fünf Erinnerungen

Fünf Jahre Hochschulforum – fünf Erinnerungen

06.02.19

Die Themenpaten 2014-16

Ein stürmischer Auftakt mit Skepsis, eine Tropenhölle mit Überzeugungstätern im Sattel der Zeit und eine malerische Sommernacht. Diese persönlichen Geschichten verbinden fünf Weggefährt(inn)en mit dem HFD. Sie stehen auch stellvertretend für die vielen, vielen weiteren Engagierten, die unsere Arbeit und unser Leben in den letzten Jahren bereichert haben – wofür auch wir uns von ganzem Herzen bedanken.

Eine Hand hält zwei schwarz-weiß-Fotos

1. Das HFD war sein Schicksal. Oder: Bessere Lehre in der Grünen Hölle Grunewald

Von Malte Persike

Kleingruppenarbeit am Wasser auf der Summer School 2018Sommer 2018. Außentemperatur etwa 40 Grad im Schatten. Auf dem elitär anmutenden Eiland Schwanenwerder am Wannsee treffen sich dreißig Begeisterte für die Hochschullehre zur Summer School des Hochschulforum Digitalisierung. Während draußen an den Bootsanlegern grüne Jauche dümpelt, von der niemand weiß, ob sie nur vielleicht oder auf jeden Fall gesundheitsschädlich sei, sprudeln drinnen gute Ideen und Schweiß gleichermaßen. Studierende hätten schon lange hitzefrei bekommen, aber das Organisationsteam des HFD peitscht die Teilnehmenden zu immer neuen Höchstleistungen bei der Entwicklung moderner digitaler Lernszenarien. Workshops, Barcamps, kollegiales Coaching, Lightning Talks und Kuchen lassen kaum Zeit, über Klimaerwärmung und unmenschliche Temperaturen zu klagen. Mein Breaking Point kommt direkt am ersten Abend, als ich gegen zwei Uhr nachts, das Thermometer noch weit oberhalb der 30-Grad-Marke, umströmt vom allgegenwärtigen Geruch nicht mehr ganz lebendigen Seewassers am Ufer liege und denke: hier kommst du nie wieder raus. Das HFD ist dein Schicksal! Zwei Tage später wird mir schleichend klar, dass nicht nur ich selbst die  Tropenhölle Wannsee unversehrt überstehen werde, sondern dass auch dreißig weitere Menschen an ihre Hochschulen zurückkehren, um dort die Lehre mit frischen und bei hinreichend hoher Hitze gut durchgebackenen Ideen immer besser zu machen. Auf der Verabschiedung schließlich doch noch eine Hiobsbotschaft. Summer School 2019 – wieder im Hochsommer, wieder in Berlin, wieder am Wasser. Klare Entscheidung: jetzt anmelden! Wenn schon Schicksal, dann wenigstens im HFD.

2. Das HFD – Ein Speed-Dating-Portal für Überzeugungstäter*innen

Von Antje Michel

Arbeitsgruppe Curriculum 4.0Es ist eine Binsenweisheit, die sich mir durch viele berufliche Veränderungen und Wohnortwechsel immer wieder bestätigt hat: die Entwicklung eines tragfähigen und zuverlässigen professionellen sozialen Netzwerks braucht Zeit. Das HFD bildet hier für mich eine spannende und anregende Ausnahme und ich frage mich immer wieder, wie dieses großräumige Struktur aus verschiedenen Trägerorganisationen, Mitarbeiter*innen, „Aktivist*innen“ und Veranstaltungsteilnehmer*innen bei mir so schnell zu DEM professionellen und sozialen Netzwerk für alle Themen im Spektrum der digitalen Hochschullehre werden konnte. Bei einem Rückblick auf die Arbeit in der Ad hoc-AG Curriculum 4.0, zu der ich von Sommer 2017-Sommer 2018 beitragen durfte, zeichnet sich für mich eine wesentliche Erklärungslinie hierfür ab: wir, die wir uns in dieser AG intensiv mit Fragen der Curriculumentwicklung im Zeitalter der Digitalisierung befasst haben, waren und sind sicherlich alle Überzeugungstäter. Das ist mir eigentlich gleich bewusst geworden, als ich an unserer ersten Sitzung per Skype aus meinem Schwedenurlaub teilgenommen habe. Bei der Vorstellungsrunde nannten wir alle unsere anregend disziplinär heterogene fachliche Herkunft, unsere professionellen Funktionen, fachlichen Interessen, natürlich die Hochschule, an der wir tätig sind … und unsere derzeitigen Urlaubsorte  – der tatsächlichen Urlaube, wie bei mir und einem weiteren Kollegen oder der unterbrochenen Urlaube, wie bei diversen anderen Kolleg*innen vor Ort in Berlin. Kann es einen stärkeren Beleg für die Sogkraft des HFD und die Überzeugung an der Relevanz seiner Inhalte geben?

3. Inmitten der digitalen Sattelzeit

Von Michael Jäckel

Vortrag während der Themenwoche Digital Turn 2015Das Hochschulforum Digitalisierung vereinte in regelmäßigen Abständen viele interessante Menschen im Zentrum der Hauptstadt Deutschlands. Selten habe ich in den letzten Jahren so viel Zeit am Pariser Platz und am Brandenburger Tor verbracht. Oft hatten wir während der Kongresse, Workshops und Sitzungen den direkten Blick auf ein markantes Wahrzeichen. Während über die Zukunft nachgedacht wurde, war die Vergangenheit zugleich immer präsent und in Erinnerung. Die Neugestaltung des Brandenburger Tors fiel in eine Zeit, die der Historiker Reinhart Koselleck als Sattelzeit beschrieb. Damit sollte ausgedrückt werden, dass die Vorstellungen von Zeit, von Zukunft, vom Wandel der Gesellschaft usw. in Bewegung geraten waren. Während wir also immer wieder dieses Tor wahrnehmen durften, kreisten unsere Gedanken um eine neue Zukunft, die längst schon da ist, sich aber dauernd verändert. So betrachtet ist das Hochschulforum Digitalisierung eine Institution, die inmitten einer digitalen Sattelzeit ihre Arbeit aufgenommen hat. Fast könnte man meinen, dass die benachbarte Botschaft Frankreichs so begeistert von dieser Aufbruchstimmung war, dass sie der Regierung in Paris für die nationale digitale Plattform das Akronym FUN empfahl.

Zugleich legte das Allianz-Forum mit seiner besonderen Architektur die Erinnerung an Jeremy Bentham und sein Panopticon nahe. Natürlich weniger im Sinne der Konzeption für ein Gefängnis mit besonderen Eigenschaften, sondern als Mahnung an eine neue Stufe von Transparenz, die mit der Digitalisierung einhergeht. Vieles konnte sozusagen in den vergangenen fünf Jahren direkt miterlebt werden. Das Beobachtungsmoment war im Hochschulforum immer gegeben, auch wenn es zuweilen gar nicht auffiel. Viele Kameras, viele Fotografen, viel Open Space, viele Statements: ein lebendiges Forum und ein gutes Beispiel für öffentliche Wissenschaft.

4. Abendsonne, leises Gelächter – ist das noch Netzwerken oder schon Urlaub?

Von Nina Wagenknecht

SeeMein Blick fällt von der in das Licht der Abendsonne gehüllten Terrasse auf einen weitläufigen Garten in sattem Grün. Ich bin umgeben von angeregten Unterhaltungen. Die Stimmung um mich herum ist entspannt, im Hintergrund ertönt immer wieder leises Gelächter. Über der Havel geht die Sonne langsam unter.

Diese gefühlsbetonte Erinnerung verbinde ich nicht etwa mit meinem letzten Sommerurlaub, sondern mit meiner Teilnahme an der Summer School 2018 des HFD. Sinnbildlich steht sie für mich für den sehr kollegialen, fachlichen sowie persönlichen, aber vor allem produktiven Austausch, den die Summer School mir und den übrigen Teilnehmern ermöglichte.

So hatte ich auf der Summer School beispielsweise in die Arbeitsmethode der kollegialen Beratung ein sehr fachspezifisches Fallbeispiel zur Einbindung digitaler Forschungsmethoden in das Curriculum unseres Studiengangs eingebracht. In unserem Team waren wir zu dritt und hatten die unterschiedlichsten Perspektiven: Digitale Lehrerbildung, E-Learning-Koordination und Digitalisierung in kleinen Fächern. Wir waren zunächst nicht sicher, ob wir uns gegenseitig überhaupt bei unseren Lösungsentwicklungen unterstützen könnten.

Trotz unserer fachlichen und institutionell sehr unterschiedlichen Perspektiven teilten wir den Wunsch, lösungsorientiert zu arbeiten, Schnittmengen zu erkennen und uns gegenseitig zu unterstützen. Der offene Austausch und die daraus resultierende Motivation, meine Fragestellung aus der Perspektive der Peers zu betrachten und anders darüber nachzudenken, als ich es bisher getan hatte, hat mich in der Lösung meiner Problemstellung nicht nur weitergebracht, sondern meine Arbeitsweise auch nachhaltig positiv beeinflusst.

Die Veranstaltungen des HFD, die ich in den vergangenen beiden Jahren besuchen konnte – ob nun Winter School, Summer School, Netzwerktreffen oder die Delegationsreise in die Niederlande – hatten alle etwas gemeinsam, das ich an der Arbeit des HFD am meisten schätze: Die Expertinnen und Experten werden immer auf mehreren Ebenen zusammengebracht – der fachlichen, der institutionellen und vor allem auf der persönlichen Ebene.

5. Fünf Jahre Hochschulforum Digitalisierung: Aufbruchsstimmung und Skepsis gaben sich anfänglich die Klinke in die Hand

Von Hans Pongratz

Die Themenpaten 2014-16Ich kann mich noch sehr gut an die erste Sitzung der Themengruppe «Neue Geschäftsmodelle, Technologien & Lebenslanges Lernen» erinnern: Mai 2014, wir tagten zweitägig im Allianz Forum in Berlin und gleich am ersten Nachmittag entbrannte eine leidenschaftliche Diskussion über unseren Auftrag und mögliche Schwerpunktsetzungen. Es kam regelrecht zur Frontenbildung bei der Fragestellung, ob es neuer (Bundes-)Förderprogramme bedürfe, wie erfolgreich und vor allem nachhaltig bisherige Initiativen waren und ob es um Leuchttürme oder um eine breite Flächenförderung geht. Grund dafür war sicherlich die Zusammensetzung der Gruppe, mit ganz unterschiedlichen Rollen, Funktionen und thematischen Hintergründen – das Spektrum der diskutierenden Expertinnen und Experten reichte von E-Learning-Veteranen*innen aus der Zeit, als man noch „eLearning“ schrieb, über Ministeriale und Hochschulleitungen bis hin zu Gründer*innen und Industrie-Vertreter*innen.

Der etwas stürmische Auftakt war ein wichtiger Aufpunkt und bildete ein solides Fundament für die produktiven Arbeiten der Themengruppe über die folgenden Jahre. Er gab uns als Gruppe auch die Sicherheit, neue Formate wie das kollaborative Schreiben im Rahmen eines sogenannten Book Sprint auszuprobieren und erfolgreich das Arbeitspapier 13 als gemeinsame, umfangreiche Publikation mit dem Titel „Neue Kooperations- und Finanzierungsmodelle in der Hochschullehre“ zu verfassen.

Ich will mich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei den engagierten Expertinnen und Experten der Themengruppe für das stets beherzte und weit überobligatorische ehrenamtliche Engagement bedanken! Dem Hochschulforum Digitalisierung wünsche ich weiterhin viele heiße Debatten, spannende Veranstaltungen & Publikationen, eine immer größere Reichweite und zum fünfjährigen Geburtstag alles Gute!

Abschließend rufe ich der HFD-Geschäftsstelle noch Chapeau für das bisher erreichte zu und drücke die Daumen für stets innovative Ideen, fruchtbare Gespräche und einen großen Pool an motivierten Expertinnen und Experten.

 

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