Endlich!? – Die digitale Weiterbildungsplattform MILLA – eine Stellungnahme

Endlich!? – Die digitale Weiterbildungsplattform MILLA – eine Stellungnahme

23.11.18

Schilder

Ein Arbeitsstab der CDU-/CSU-Fraktion im Bundestag hat mit MILLA („Modulares Interaktives Lebensbegleitendes Lernen für Alle“) ein Konzept für eine digitale Weiterbildungsplattform entwickelt, das seitdem intensiv diskutiert wird – unter anderem hier durch Ulrich Schmid und hier durch Gudrun Porath. Für uns nimmt Michael Kerres Stellung zur erdachten Plattform für digitale Weiterbildung. Kerres ist Leiter des Learning Labs an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen

Plattform

„Endlich!“, werden Einige gerufen haben, als ein Arbeitsstab der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag kürzlich ein Papier vorlegte, das bis zu drei Milliarden Euro pro Jahr für ein neues System einer – digitalen – Weiterbildung in Deutschland fordert. Das MILLA-Papier moniert zu wenig Weiterbildung, in den falschen Themen und zu wenig Digitalisierung. Es verweist auf die Bedeutung der Weiterbildung für die wirtschaftliche Entwicklung, auch im internationalen Wettbewerb.

Auch ich hoffe, dass das lebenslange Lernen damit stärker in das Zentrum der öffentlichen Diskussion rückt. In dem nach der Digitalklausur der Bundesregierung gerade vorgelegten Katalog zählt die Entwicklung einer Weiterbildungsstrategie zu einer der 111 avisierten Maßnahmen. Deswegen erscheint es wichtig, den Vorschlag des Arbeitsstabs der CDU/CSU-Fraktion genauer unter die Lupe zu nehmen. In den konkreten Vorschlägen zeigen sich grundlegende politische Konzepte einer digitalen Zukunft, die dringend zu verhandeln sind. Dass die Zukunft der Weiterbildung maßgeblich digital geprägt sein wird, steht m.E. außer Frage. Entscheidend ist aber, wie diese digitale Zukunft aussieht. Und diese unterschiedlichen Sichtweisen auf die Zukunft gilt es, in ihren Implikationen für das Zusammenleben in der Gesellschaft herauszuarbeiten und einer Verständigung zuzuführen.

I – Problemanalyse: Defizite in der Weiterbildung

Jenga.Zunächst zur Problemanalyse.Sieben Defizite des deutschen Weiterbildungssystems werden in dem MILLA-Papier benannt und es gilt zu fragen, wie sie eingeordnet werden können:

1. „Unübersichtlich: Die über 4,5 Mio. Bildungsangebote sind in regionalen und landesweiten Katalogen gesammelt.“

Sicherlich lassen sich entsprechende Kataloge für Weiterbildungsangebote – mit vergleichsweise wenig Aufwand – weiter zusammenführen. Aber haben Menschen tatsächliche grundlegende Probleme damit, das für sie richtige Weiterbildungsangebot – technisch – zu finden? Es sind m.E. keine Indikatoren erkennbar, wonach die Lernenden an der „Unübersichtlichkeit des Angebotes“ scheitern würden. Sie benötigen vielleicht eher „Beratung“, wenn sie sich für ein Angebot und einen Anbieter entscheiden sollen. Auch hier könnten digitale Assistenten denkbar sein, die dem Einzelnen bei einer Entscheidungsfindung und Orientierung helfen. Die reine Zusammenführung von Katalogen bleibt m.E weiter kritisch in ihrem Beitrag zu prüfen.

2. „Dezentral: Sowohl Informationen als auch Maßnahmen werden nicht zentral verwaltet.“

Ja, und das entspricht der Logik unseres Bildungssystems. Es bleibt fraglich, warum Maßnahmen zentral verwaltet werden sollen und welchen Aufwand dies am Ende bedeuten würde. Eine solche gigantische nationale Behörde zur Verwaltung aller Weiterbildungsangebote kann m.E. bildungs- und ordnungspolitisch problematisiert werden und lässt in der Praxis für die Lernenden wenig Nutzen erwarten.

3. „Nicht individuell: Es existieren kaum Möglichkeiten der individuellen Lernreise und individuellen Anpassung.“

Die Bildungsberichterstattung zeigt, dass die Menschen seit Jahren immer kleinere Einheiten für Weiterbildung nachfragen und damit eben ihre Lernreise selbst zusammenstellen. Das informelle Lernen nimmt gleichzeitig an Bedeutung rasant zu. Die Menschen erzeugen sehr wohl sehr individuelle Lernpfade; sie nutzen dazu bereits heute vielfach das Internet, freilich ohne sich in formale „Kurse“ einzuschreiben. Gerade peer-to-peer Foren, in denen Menschen sich austauschen und beraten, gewinnen hier an Bedeutung.

4. „Fehlende Erfolgsmessung: Effektivität der Weiterbildungsmaßnahmen wird vom Staat nicht gemessen“

Es stellt sich die Frage, welche Rolle der Staat in der Weiterbildung spielen soll. Der Konsens der Akteure in der Weiterbildung würde m.E. den Staat NICHT in der Rolle als Prüfinstanz für Weiterbildung sehen. Hinzu kommt das praktische Problem, dass – im Stand der Fachdiskussion – nicht zu erkennen ist, wie dies praktisch, objektiv (d.h. nachvollziehbar) und valide für die Vielfalt der Themen festgestellt werden kann. Im übrigen erscheint der Aufwand zu einer adäquaten Erfolgsmessung nicht im Verhältnis zum Nutzen für den Einzelnen und die Gesellschaft zu stehen. Ja, es scheint mir „state-of-the-art“ der Diskussion, dass die breite (also nicht nur vereinzelte) Messung der „Effektivität“ von Weiterbildung methodisch ausgesprochen schwierig ist und nicht im Verhältnis zum Nutzen steht.

5. „analog: Kein moderner Fokus des Angebots und der Umsetzung auf digitale Methoden.“

Ja, wir haben nicht genügend Anbieter, die genügend digitale Formate – vor allem für eine Breite von Menschen – vorhalten!

6. „Regional schwach vernetzt: Der Bildungsföderalismus bedingt ein unkoordiniertes Weiterbildungssystem an Hochschulen“

Diesen Punkt verstehe ich nicht. Wieso wäre „der Bildungsföderalismus“ verantwortlich für ein unkoordiniertes Weiterbildungssystem „an“ Hochschulen. Meint dies „in“ Hochschulen, zwischen Hochschulen, „in Regionen“ oder über Landesgrenzen hinaus? Ist gemeint regionale oder länderübergreifende, Vernetzung oder Koordination? Sollte „der Staat“ das Weiterbildungsangebot von Hochschulen „koordinieren“? Dies verkennt die Autonomie der Hochschulen in der Planung ihres Weiterbildungsangebotes, das sich zwar an Bedarfen und Bedürfnissen von Lerndenen und nachfragenden Organisationen ausrichtet, aber keiner staatlicher Regulierung unterliegt. Es ist nicht zu erkennen, dass diese Autonomie von einer Seite zur Disposition gestellt würde.
Wir haben – auch im internationalen Vergleich – ein geringes Aufkommen von wiss. Weiterbildung an Hochschulen in Deutschland. Dies liegt aber auch daran, dass in Deutschland ein hochgradig ausdifferenziertes, in vielen Teilen auch wettbewerblich organisiertes (erfolgreiches) Weiterbildungssystem – teilweise auch auf akademischem Niveau – außerhalb von Hochschulen existiert.  

7. „Rechtliche Hürden: Weiterbildung ist keine hoheitliche Aufgabe von Hochschulen.“

Weiterbildung gehört in vielen Bundesländern zu den hoheitlichen Aufgaben von Hochschulen. Auch hier wäre anzumerken, dass die Problemlagen der wiss. Weiterbildung an den Bundesländern, in denen diese als hoheitliche Aufgabe ausgewiesen ist, nicht grundsätzlich anders ist als in Bundesländern, in denen dies nicht der Fall ist.

Das Papier zu MILLA fasst die Defizite zusammen in dem Statement: „Der Status quo überfordert den Einzelnen.“ Diese Problemanalyse überrascht, weil sie mit der Forschung zur Weiterbildung kaum konvergiert. Die Datenlage des regelmässigen, europäischen angelegten Adult Education Survey sowie des früheren Berichtssystems Weiterbildung gibt eine solche Zuspitzung m.E. nicht ansatzweise her. Im Bereich der allgemeinbildenden Schule, auch im Übergang zur Hochschule wird das Problem der – im internationalen Vergleich in Deutschland besonders starken – „Vererbung“ von Bildung diskutiert: Kinder aus einem gebildeten Elternhaus haben deutlich mehr Chancen an Bildung zu partizipieren. Die ungleiche Teilhabe an „lifelong learning“, funktioniert dann – seit Jahrzehnten konstant – nach dem Motto: „Wer gebildet ist, wird auch künftig in seinem Lebenslauf noch mehr Bildung erfahren.“ Diese Disparitäten im Weiterbildungssystem beschäftigt die Bildungssoziologie und Bildungsforschung seit langem und es erstaunt, dass diese Themen hier nur in einer Fußnote aufgegriffen werden.

Die postulierte Problemfeststellung „Der Status quo überfordert den Einzelnen.“ verweist damit weniger auf eine empirische Datenlage, sie gibt viel mehr Auskunft über ein bildungspolitisches Bekenntnis zu einem kontrollierenden, steuernden und regulierenden Staat. In anderen Zusammenhängen wird die zunehmende und aufwendige Regulierung von Bildung vielfach kritisiert, u.a. als kostentreibend, innovationshemmend und wettbewerbshindernd diskutiert, wie z.B. wenn  öffentlich finanzierte Weiterbildung nur Präsenzformate abrechnen lässt oder sehr engmaschige Vorgaben macht. Insofern erscheint auch eine Gegenthese in gleicher Weise begründbar: „Der Staat behindert Bildungsinnovationen und sollte stärker auf die Initiative des Lernenden und des Anbieters vertrauen.“ 

Je nach politischer Position kann man eine stärker regulierende, wie auch eine stärker de-regulierte Weiterbildungslandschaft favorisieren. Grundlegend erscheint jedoch, dass sich die Diskussion über die Entwicklung des Weiterbildungssystems zunächst auf einer verlässlichen Problemanalyse basieren muss, die von wesentlichen Akteuren inhaltlich getragen wird. Dann ist auch über die Rolle der verschiedenen Akteure in der Entwicklung der Digitalisierung im  Weiterbildungssystems zu reflektieren. Denn diese Digitalisierung wird dazu beitragen, die Rollen neu zu verteilen, es werden neue Akteure hinzukommen und die Angebote werden nicht mehr nur regional, sondern auch international abgerufen. Es wird nicht erkennbar, wie ein „starker Staat“ – und im folgenden wird sichtbar, wie sehr stark der Staat gewünscht ist – die genauer zu definierenden Probleme lösen kann und ob die Nebenwirkungen nicht deutlich negativer zu werten sind.

II – MILLA – die Lösung für Weiterbildung?

Schlangenlinien.Kommen wir zu dem Lösungsvorschlag „MILLA“: „Die Weiterbildungsplattform bietet all diesen Bürgern die Möglichkeit, sich niedrigschwellig und kostenfrei weiterzubilden.“ „Der Staat stellt Plattform zur Verfügung und berät Bürger.“

Die im Papier skizzierte neue Plattform umfasst eine Vielzahl von Angeboten: Vom Angebot von Online-Kursen, über Empfehlungen für Offline-Lernangebote, ein hinterlegtes Kompetenzprofil, eine Umgebung für Prüfungs- und Kompetenzdiagnostik und eine Börse für Stellensuche / -angebote für Unternehmen. Sie beinhaltet vor allem neue Mechanismen der Regulation des Weiterbildungssystems, in dessen Mittelpunkt eine staatlich betriebene Weiterbildungsplattform steht. Anbieter müssen sich für den Zugang zur Plattform zertifizieren lassen; alle ihre Weiterbildungsangebote werden dann auf Qualität geprüft und für das neue System freigeschaltet. Das Weiterbildungssystem basiert auf der Währung der „Kompetenzpunkte“, die in Online- oder Offline- Angeboten durch Lernaktivitäten oder durch erfolgreiche Teilnahme an Tests erworben werden. Der Umfang der vom Anbieter vergebenen Kompetenzpunkte wird von einem Kuratorium auf Basis eines KI-basierten Algorithmus ebenso wie des „Relevanzfaktors“, der für jeden Kurs festgelegt wird. Die Teilnehmenden schließlich bewerten den Kurs mit einem „Fünf-Sterne“ – Voting. Diese drei Werte definieren dann die monetäre Gratifikation, die der Anbieter vom Staat erhält. In dem im Papier genannten Beispielkurs „Fit bleiben mit dem Thermomix“ werden fällig: Erworbene Kompetenzpunkte: 7 ( x 0,20 € Grundvergütung) x Relevanzfaktor 0,3 x 5 Sterne = 2,10 € pro Tn.

Es erscheint mir wenig realistisch, dass der skizzierte Marktmechanismus rationale und d.h. nachvollziehbare, begründbare und objektiv (also personenubhängige) Bewertungsmechanismen und damit Honorierungssysteme begründen kann. Und es bleibt die Frage, inwieweit die existierenden Mechanismen in der Weiterbildung, die teilweise auch als Markt und Pseudo-Markt funktionieren, im Zusammenspiel öffentlicher und privater Finanzierung, der Zertifizierung von Anbietern, der Angebotsplanung und institutioneller und individueller Nachfrage, als mangelhaft zu bewerten sind und für z.B. die geringe Digitalisierung der Weiterbildung verantwortlich zu machen sind. Vielmehr sind auf diesen (Pseudo-) Märkten manche Regulierung entstanden, die innovationshemmend sind, und diese gilt es zu identifizieren und zu beseitigen. Der Vorschlag im Papier lässt m.E. dagegen eine überbordende Bürokratie erwarten, die keine Probleme löst, sondern neue schafft.

Die im MILLA-Konzept benannte Idee der computergestützten Erfassung von Kompetenzen – unabhängig von Kursen – wird aktuell in der Forschung intensiv verfolgt und Lösungen für bestimmte Inhaltsdomänen werden zunehmend verfügbar. Allerdings erscheint es unrealistisch, dass für alle denkbaren Kompetenzbereiche in den nächsten Jahren valide Ansätze etabliert werden können, um Kompetenzen mit dem Computer zuverlässig diagnostizieren zu können. Insofern wird man ein entsprechendes System nicht auf der systematischen Verfügbarkeit entsprechender Testsysteme aufbauen können.

Die Kurse der neuen Plattform unterliegen einem bestimmten didaktischen Konzept: Im Kern geht es um „kleinteilige Online-Kurse“, basierend auf didaktischen Prinzipien des Micro-Learning und des Edutainments, bei dem der Spaß beim Lernen im Vordergrund stehen soll. Hier erstaunt die Engführung auf entsprechende didaktische Ansätze, die in den letzten Jahren in der mediendidaktischen Forschung in ihren Möglichkeiten, aber auch Grenzen intensiv untersucht und diskutiert worden sind. Sie können für sehr eng umgrenzte Domänen genutzt werden, allerdings werden die so benannten „3-minütigen Modulen“ die avisierten „Kompetenzen“ eher nicht entwickeln können. Denn entsprechend kleine Sinneinheiten sind nur in relative begrenzten Domänen sinnhaft und zielführend. Ein solcher Ansatz, der bereits in den 1960er Jahren unter dem Schlagwort „Programmierte Instruktion“ im Kontext des behaviouristischen Paradigmas des Lernens erstmals aufkam, hat sich als nicht erfolgreich erwiesen. Vielmehr sind die Limitationen entsprechend „kleinteiliger“ Bildungsangebote erkennbar, vor allem wenn es um die geforderten komplexen Problemlösekompetenzen, Sozialkompetenzen etc. geht. Auch die im Papier geforderten Sozialkompetenzen werden so nicht einlösbar. Der hier skizzierte Ansatz bleibt damit wesentlich hinter dem Stand der mediendidaktischen Forschung zurück.

III – Welche Rollen für welche Akteure?

SchilderDer Vorschlag, „alle Angebote werden von einem Kuratorium auf Qualität geprüft und bewertet“, verunsichert mich. Auch bin ich unsicher, wie die „eine“ staatliche Plattform arbeiten soll, auf der dann die Anbieter ihrer Angebote auf der Grundlage vorgegebener didaktischer Prinzipien – nach Prüfung – einstellen dürfen. Ich mag mir eine solche Behörde, die die Inhalte auf Qualität prüft und die Plattform für den Betrieb der Lernangebote betreibt, nur schwer vorstellen. Besteht hier nicht die Gefahr einer Schwerfälligkeit und einer geringen Fähigkeit schnell auf Bildungsbedarfe von Lernenden und Organisationen, auf kurzfristige Themenentwicklungen, Marktdynamiken und Trends bei didaktischen Tools reagieren zu können? Ich fürchte, diese Lösung würde die einer Weiterbildungslandschaft eher eingrenzen als beflügeln.

Und damit kommen wir zu dem grundlegenden Thema: Wie und mit welchen Akteuren entwickelt sich die Weiterbildungslandschaft und welche Rolle hat der Staat dabei? Das Papier sagt dazu programmatisch: „Andere wollen in das bestehende System mehr Geld stecken – wir schaffen ein neues Angebot “ Nun, das Papier ist offensichtlich nicht mit Akteuren der Weiterbildungslandschaft, wie Verbände, Kammern, Gewerkschaften, kommerziellen und öffentlichen Anbietern von Bildung abgestimmt. Sicher ein Grund, warum das Papier schnell erarbeitet werden konnte, gleichwohl werden weitere Ausarbeitungen nicht umhin kommen „mit dem bestehenden System“ zu arbeiten. In der vorliegenden Fassung hat es den Eindruck einer staatlich verordneten „Disruption“, was – unabhängig davon, ob man mit der inhaltlichen Vision übereinstimmt – m.W. bislang eher nicht funktioniert hat. In den (ja!) nett anzusehenden Mockups des Papiers sind bestimmte politische Weltsichten zu identifizieren: Wie erkennen den (starken) staatlichen Akteur, der Bürger berät, Weiterbildungsanbieter zulässt, Qualität prüft, Gelder verteilt und Zertifikate ausstellt, gekoppelt mit einem Pseudo-Markt, dessen Regulativ eher schwer zu etablieren erscheint, und eher weiter steigende Bürokratisierung erahnen lässt.

IV – Milla: Im Ganzen erfreulich

Good NewsIm Ganzen ist es erfreulich, dass die CDU/CSU hier vorgelegt hat und man kann gespannt auf Vorschläge anderer Akteure warten! Tatsächlich wird man konstatieren, dass in Deutschland (zu) wenig digitale Weiterbildung stattfindet und dass dies im Hinblick auf die künftigen Anforderungen des Arbeitsmarktes als ein Nachteil im internationalen Wettbewerb eingeordnet werden kann. Tatsächlich ist darüber zu sprechen, wie lebenslanges Weiterlernen im digitalen Zeitalter voranzubringen ist. Ich möchte dabei infragestellen, die Digitalisierungspolitik müsse den „einen großen Entwurf“ liefern, der dann mit viel Geld umgesetzt wird. Vermutlich sollten wir uns auf eine eher experimentelle Arbeitsweise einlassen, wo die Akteure, die konsequent etwas Neues ausprobieren möchten, unterstützt werden, wo die tatsächlichen Hürden identifiziert und bearbeitet werden und wo die laufenden Entwicklungen begleitet und ausgewertet werden, um sie einer gesellschaftlichen Reflexion zuzuführen.

Es scheint mir auch klar, dass die Digitalisierung neue Akteure hervorbringt und dass die vorhandenen Akteure der Weiterbildung neue Formen der Kooperation und Arbeitsteilung finden müssen, um ihre Position zu entwickeln und neue Formen von Angeboten zu entwickeln. Über die Digitalisierung in der Weiterbildung wird vielfach noch in der Logik des bestehenden Systems gesprochen: Es heisst dann,“Unsere Einrichtung muss eine Lernplattform beschaffen.“ und „wir müssen die Lehrkräfte in den digitalen Tools schulen.“ Dies verkennt, dass die Digitalisierung andere Inhalte, Methoden und Arbeitsweisen mit sich bringt und die Einrichtungen damit aufgefordert sind, ihre Arbeitsweise wesentlich grundlegender zu überdenken. Diesen Transformationsprozess anzuregen, sollte m.E. eine wichtige Aufgabe staatlicher Förderbemühungen sein. Freilich – im Zusammenspiel mit Akteuren, die diesen Wege gehen wollen.

 

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