Digitalisierung in Lehre und Weiterbildung: Das Projekt ExAcT blickt auf die HFD Summer School 2018 zurück

Digitalisierung in Lehre und Weiterbildung: Das Projekt ExAcT blickt auf die HFD Summer School 2018 zurück

16.08.18

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Freya Willicks war Teilnehmerin der Summer School des Hochschulforums Digitalisierung. In diesem Blogbeitrag beschreibt sie ihre Eindrücke dazu, wie die Veranstaltung das Thema Digitalisierung in der Weiterbildung von Lehrenden aufgegriffen hat, und gibt einen Einblick in die Erkenntnisse, die sie im Rahmen der kollegialen Beratung bei der Summer School gewonnen hat.

Wie man es vom Hochschulforum Digitalisierung inzwischen gewohnt ist, erwartet Teilnehmer(innen) – egal ob sie selbst vornehmlich analog oder digital unterwegs sind – auf den Veranstaltungen die gekonnte Einbindung von digitalen Elementen zur Förderung eines interaktiven Austauschs und Arbeitsklimas. So auch bei der HFD Summer School: Die Plattform Mattermost ermöglichte vor, während und nach der eigentlichen Veranstaltung das unkomplizierte Klären von organisatorischen Fragen (Wird es die ganze Zeit über Getränke geben? Wann fangen wir morgen früh nochmal an? Sind alle trotz DB pünktlich nach Haus gekommen?) und den Austausch in lockerer Atmosphäre. Zu öffentlichen Belangen und Statusupdates zur Hitze auf Schwanenwerder an der Havel wurde daneben natürlich fleißig getwittert. Und während der Vorträge sammelten sich zusätzlich in Pigeonhole die Fragen und Kommentare – bei einer so schreibfreudigen Gruppe teilweise sogar in so großen Mengen, dass dabei eine interessante Diskussion über die Frage entstand, für welche Gruppengröße und -konstellation sich das Tool überhaupt eignet und ab wann es „zu viel des Guten“ werden kann. 

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Und genau das ist doch auch schon eine wichtige Erkenntnis, die Lehrende und Hochschuldidaktiker bei der Gestaltung digitaler Lehre eigentlich längst gewonnen haben sollten: Die Vielzahl an Tools, Plattformen, Systemen oder Geräten, die stark oder auch weniger stark ermöglichen, Lehre zu digitalisieren, ist schier unüberschaubar. Die bloße Existenz legitimiert allerdings nicht den Gebrauch! Jedes digitale Element hat seine individuellen Vor- und Nachteile sowie Anforderungen, wann es dem Lehr-Zweck dienlich ist und wann eher nicht.

Doch auch wenn das Wissen darum als Fakt in den entsprechenden Fachkreisen schon seit geraumer Zeit in Vorträgen oder Thesenpapieren propagiert wird, ist es noch nicht bei allen Lehrenden deutscher Hochschulen angekommen. Genau das ist aus Sicht von ExAcT eine zentrale Aufgabe hochschuldidaktischer Beratungsstellen. Nicht nur die Aufklärung, welche Angebote zur Verfügung stehen, sollte für sie im Vordergrund stehen, sondern auch die Sensibilisierung der Lehrenden für einen bewussten Umgang mit all diesen Angeboten.

Das bedeutet auch aufzuzeigen, dass digital nicht immer gleich besser ist. Gerade die didaktisch gekonnte Verbindung von analogen und digitalen Elementen im Blended Learning ist gefragt. Und dabei gilt, wie auch bei rein analogen Methoden, die didaktische Faustregel: Erst der Inhalt, dann die Methode. Das aber ist natürlich typisch „einfacher gesagt als getan“, was sich daran sehen lässt, dass selbst das HFD neben all der positiv umgesetzten Einbindung digitaler Elemente nicht davor gefeit ist, das Wissen um die für die Veranstaltung relevanten Methoden vor der eigentlichen Tagung im Rahmen eines im Nachhinein eher redundanten Webinars zu erläutern. Mixer.

Dieser Komplex zwischen Möglichkeiten und Zielen einer Lehrperson auf der einen sowie Auftrag und realisierbaren Optionen von Hochschuldidaktik-Zentren auf der anderen Seite war in meinen Augen Kern der Summer School. Dazu beigetragen hat natürlich auch die kollegiale Beratung, die während der dreitägigen Veranstaltung zentrales Format war und für die jede/r TeilnehmerIn einen „Fall“ mitgebracht hatte. Ich selbst sah es als Chance, über Blended Learning in der Lehrenden-Weiterbildung, und somit das Konzept einer „Inverted Weiterbildung“ zu sprechen, also der Verbindung von Online-Vor- oder Nachbereitung von Seminarinhalten sowie Präsenzzeit der Teilnehmenden. Der Zufall, der über die Gruppenzusammensetzung entschied, brachte mich mit sehr ähnlichen Fällen zusammen: zum einen mit einer Gießener Hochschuldidaktikerin mit angelehnter Fragestellung und zum anderen mit einem Vertreter der Lehrenden-Sichtweise, der um kollegialen Rat bei der Frage nach aktivierenden Methoden in der Online-Phase eines Blended Learning-Formats bat.

Aus diesem Grund konnte sich jede/r von uns dreien, natürlich nach einer kurzen Einführung in die Rahmenbedingungen des Falls, recht schnell in die Grundproblematiken der jeweils anderen reindenken. Erstaunlich bei solchen Methoden und Arbeitsphasen ist ja außerdem auch immer wieder die Erkenntnis, dass, macht man sich erstmal die Mühe, die eigene Herausforderung ausgiebig zu definieren und einzugrenzen, man der Lösung allein dadurch schon viel näherkommt. Zu Recht daher die wiederholten Erinnerungen des Summer School Orga-Teams, die Darstellung des eigenen Falls gut vorzubereiten, um den anderen schnell und auf den Punkt erklären zu können, wo beim eigenen Fall der Hase im Pfeffer liegt. Meine gewählte Herausforderung konnten wir so schon in den ersten Minuten der Arbeitsphase noch weiter sinnvoll eingrenzen:

Im ExAcT-Programm sind ein zentraler Baustein ein- bis zweitägige Workshops zu jeweils einem Thema der Hochschuldidaktik (ein Überblick über die derzeit rund 35 verschiedenen Themen gibt es hier). Aus qualitativem und quantitativen Feedback der Teilnehmenden wissen wir, dass sie in diesen Seminaren neben den inhaltlichen und methodischen Inputs auch die Möglichkeit zur Vernetzung mit anderen Lehrenden sehr schätzen. Somit wurde in der Besprechung während der Summer School schnell klar, dass ein „Inverted Weiterbildungskonzept“ für einen Workshop zu gestalten war. Als Beispielthema, um eine konkrete Besprechung zu ermöglichen, wählten wir „Blended Learning in Großveranstaltungen“, was derzeit im ExAcT-Angebot nicht vertreten ist, was aber potenziell Bedarfe decken kann. (Bisher gibt es sowohl Angebote zum Thema Blended Learning als auch zu Großveranstaltungen, jedoch nicht kombiniert.) Die Präsenzzeit unseres Formats sollte sich von den bisherigen ExAcT-Angeboten abheben, indem sie mit ca. drei Stunden deutlich kürzer ausfällt, um so eine größere Zeit- und Ortsunabhängigkeit für die Teilnehmenden zu schaffen. Komplett wegfallen sollte sie nicht, um den Teilnehmenden dennoch die Möglichkeit des Austauschs und der Vernetzung untereinander zu bieten.

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Daneben könnten Teile des inhaltlichen und methodischen Inputs im Rahmen von Online-Material (bestehende Lernvideos, Recherche-Aufgaben usw.) abgebildet werden. Hierfür würde das Lern Management System der RWTH einen Raum bieten, um nach und nach Aufgaben freizuschalten Fristen zu setzen und die obligatorischen Erinnerungen zu senden. Festgelegt in der kollegialen Beratung wurde ein Zeitraum von mehreren Wochen im Voraus der Präsenzveranstaltung, um die Online-Phase in mehrere kleine „Häppchen“ aufteilen und Fristen jeweils sehr weiträumig setzen zu können. Die Hoffnung war, dass die Teilnehmenden stärker motiviert sind, wenn sie mehrere, leicht zu erreichende Erfolgserlebnisse haben. In der kollegialen Beratung sind wir sogar so weit gekommen, uns ein paar Methoden und Beispielaufgaben zu überlegen – die werden aber an dieser Stelle nicht verraten, um Lesern, die möglicherweise eines Tages an einem solchen Format der RWTH teilnehmen, nicht die Spannung vorweg zu nehmen. Neugierige und am Austausch Interessierte sind natürlich herzlich eingeladen, sich mit mir in Verbindung zu setzen!

Insgesamt ermöglichte die zufällige, aber gewinnbringende Gruppenzusammensetzung in der Phase der kollegialen Beratung während der Summer School einen direkt sehr tiefen Einstieg in die Themen. Dass das bei dem Zusammentreffen von sich vorher fremden Leuten und Disziplinen lustig (Zitat „Eure Ideen sind gut, aber ihr zwei habt eigentlich nicht so viel Ahnung vom Bankwesen, oder?“) und auch produktiv werden kann, ist vielleicht nicht immer selbstverständlich. In diesem Fall jedoch war die Umsetzung der Methode, so viel im Plenum auch korrekte Anstöße zum Überdenken von Gruppengröße und Definition der Moderatorenrolle bei nur drei Gruppenmitgliedern gegeben wurden, für mich genau richtig.

So fuhr ich am Ende der drei Tage der HFD Summer School nicht nur mit ganz schön viel Motivation im Gepäck, sondern auch um viele richtige Denkanstöße im Bereich Digitalisierung der Hochschuldidaktik sowie neue Bekanntschaften und Ansprechpartner, sogar über die deutschen Grenzen hinaus, reicher zurück nach Aachen.

 

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