Digitalisierung braucht Freiräume – ein Interview mit Dr. Tina Ladwig

Digitalisierung braucht Freiräume – ein Interview mit Dr. Tina Ladwig

18.04.19

Straße in der Natur, im Hintegrund Berge

Damit die Digitalisierung an den Hochschulen gelingt, braucht es Freiräume. So kann sinnvolle Innovation sowohl bottom-up als auch top-down ermöglicht werden. Dr. Tina Ladwig, Projektleiterin der Hamburg Open Online University an der TU Hamburg, spricht aus Erfahrung und teilt sie mit uns im Interview.

 

Wie wichtig sind Freiräume zum Experimentieren für den hochschulweiten Entwicklungsprozess?

Freiräume geben Akteurinnen und Akteuren in der Hochschulentwicklung die Möglichkeit, sich mit diesem sehr komplexen Phänomen der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Wir wissen noch nicht, wie Digitalisierung sich auf unsere Gesellschaft in den nächsten zehn oder 15 oder 20 Jahren auswirkt. Das heißt, es braucht Akteurinnen und Akteure, die den Mut haben, aber auch das Vertrauen genießen, sich mit diesem komplexen Feld auseinanderzusetzen. Und dadurch den Freiraum zu geben, dass sowohl „Bottom-up“ im Rahmen des Austauschs zwischen Lehrenden und Lernenden mit Rechenzentren und Bibliotheken Räume gestaltet werden können, und dass aber auch „Top-down“, von der Hochschulleitung und von der strategischen Ebene her, das Vertrauen gegeben wird, ihr dürft mutig sein.

 

Wie können innovative Formate zur Weiterentwicklung einer Hochschule beitragen?

An der Technischen Universität Hamburg haben wir eine neue Arbeitsgruppe gegründet, „Open TU HH“, in der Vertreter/Innen des Rechenzentrums, der Bibliotheken und auch auf Präsidiumsebene, die Vize-Präsidenten für Forschung und Lehre drin sitzen. In diesem Format kann ganz neu über die Rolle von Digitalisierung in Forschung und Lehre nachgedacht werden. Wir können das nicht allein. Keine Hochschule kann selbst wirklich innovative Konzepte im Rahmen der Digitalisierung alleine entwickeln. Das Potential, was die Digitalisierung uns bringt, ist ja, dass sie uns vernetzen kann. Das sind innovative Ansätze, wo wir auch jetzt noch nicht genau wissen, was sie letztlich im Ergebnis bringen, aber den Prozess zu öffnen und neue Akteurinnen und Akteure mit einzubeziehen, das ist ein ganz wichtiger Faktor.

 

Welche hochschulinternen Faktoren sind wichtig, um den digitalen Wandel mitzugestalten?

Der digitale Wandel bedeutet auch, dass sich Hochschulen mit ihrer Kultur auseinandersetzen, das heißt, sie interpretieren das Phänomen der Digitalisierung, sowohl in der Forschung als auch in der Lehre neu. Deswegen würde ich sagen, ein ganz wesentlicher Faktor ist das Zusammenführen der unterschiedlichen Diskurse von Open Education und Open Science. Der zweite Faktor ist, dass politische Anreize auch neu gedacht werden, das heißt, dass Förderlinien auch genau diese Freiräume unterstützen und Freiräume in der Auseinandersetzung mit dem Thema der Digitalisierung in Lehre und Lernen schaffen können. Der dritte Punkt, der ganz wesentlich ist, ist das Ausschöpfen und das Neu-Eingehen von Kooperationen. An den Hochschulen sind wir nicht in der Lage, das Thema alleine neu zu interpretieren und zu gestalten und weiterzuentwickeln, sondern es braucht neue Akteurinnen und Akteure, die gemeinsam an dem Thema arbeiten.

 

Das Video wurde von KUXMA GmbH & Co. KG produziert. Redaktion und Regie übernahm Josephine Kuthning.

Straße in der Natur, im Hintegrund Berge

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