Digitale Hochschulbildung in Europa – Wissenstransfer durch Storytelling
Digitale Hochschulbildung in Europa – Wissenstransfer durch Storytelling
02.07.20Nein – Wissenschaftskommunikation muss nicht trocken und langweilig sein. Es geht auch bildstark, bunt und interaktiv. In einem neuen Storytelling-Format können Leserinnen und Leser sich selbst ihre Antworten auf interessante Fragen zum international vernetzten Studium und digitalen Hilfsmitteln erarbeiten.
Deutschland übernimmt am 1. Juli 2020 für ein halbes Jahr den Vorsitz im Rat der Europäischen Union. In den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation hat Deutschland sich für die EU-Ratspräsidentschaft vorgenommen, u.a. die Chancen und Herausforderungen von Digitalisierung und den mit ihr einhergehenden Veränderungen der Bildungs- und Arbeitswelt in den Blick zu nehmen. Interessant ist, welche Umsetzungsmaßnahmen bereits für den Europäischen Bildungs-, Forschungs- und Innovationsraum existieren. Wir, die VDI/VDE-IT, hatten passend zu dieser Fragestellung eine spannende Idee für einen digitalen Beitrag, den wir für das BMBF umsetzen durften.
Neue Wissenschaftskommunikation
Wie bekommen wir heute eigentlich die wichtigen Informationen zum Adressaten? Wie schaffen wir es, wissenschaftliche Inhalte so spannend aufzuarbeiten, dass diese ein breites Publikum treffen? Und wie bleiben unsere News in den Köpfen unserer Leserinnen und Leser? Diese Fragen stellen wir uns als Kreative in der Wissenschaftswelt jeden Tag aufs Neue.
Als Antwort auf diese Fragen schwebte uns ein interaktives Format vor – selbstverständlich musste es online sein. Wir wollten Geschichten erzählen, mit denen sich Studierende und Lehrende identifizieren können. Und so entwickelten wir vier lebendige Geschichten in einem Kreativprozess. Ein halbes Jahr später begann unsere wunderbare Grafikerin Erika Goldman die Geschichten in faszinierende Bilderwelten zu tauchen und heraus kamen die mitreißenden Charaktere von Florence, Bashir, Lena und Nils.
Die vier Schlüsselfiguren nehmen uns mit in ihre persönliche Welt. Sie lassen uns an ihren Gefühlen und Gedanken teilhaben. Sie reden über ihre Probleme, sich in der Hochschulwelt zurecht zu finden und zeigen uns, wie sie mithilfe digitaler Tools und europäischer Vernetzung ihre Ziele erreichen konnten.
EdTales – Digital vernetzte Hochschulwelt in Deutschland und Europa
Die EdTales sind ein Online-Format, das sich an verschiedene Zielgruppen wendet. Ab dem 1. Juli 2020 lernen wir jede Woche eine neue Figur der Hochschullandschaft kennen.
Wer sind diese fantastischen Vier?
Die Hochschulprofessorin Florence ist der Typ „Dangerous Minds Teacher“ – hoch engagiert, einfühlsam und ehrgeizig. Sie will das Beste für ihre Studierenden herausholen. Für alle Studierenden! Sie macht den Anfang der EdTales-Serie.
Bashir, ein internationaler Student, der seinen Weg in all den internationalen Möglichkeiten erst finden muss, folgt als zweites. Er ist hin und her gerissen zwischen seiner Liebe, seinen Karriere-Zielen und muss sein Leben außerdem selbst finanzieren.
Lena ist noch gar nicht so weit. Sie weiß nach dem Abitur nicht so recht, was sie überhaupt machen soll. Sie ist handwerklich sehr begabt, engagiert sich stark für den Umweltschutz und sie will etwas Sinnvolles machen. Doch wie passen ihre Interessen mit einem Studium zusammen? Auf ihrer Suche nach der Lösung ihres Dilemmas nimmt sie uns mit.
Den Abschluss macht Nils (ab dem 22.07.2020). Er ist Erzieher und möchte ein berufsbegleitendes Studium aufnehmen, um seine Chance auf den Kita-Leitungsposten zu nutzen. Als berufstätiger, alleinerziehender Vater steht er vor besonderen Herausforderungen. Wird er es schaffen?
Von der Studie zur Online-Story
Nicht nur das Ergebnis des neuen Storytelling-Formates kann sich sehen lassen. Auch der Prozess der Entstehung war überaus spannend, denn Wissenschaftskommunikation stellt das Kreativteam vor ganz besondere Herausforderungen:
Zunächst mussten wir die wissenschaftliche Basis für unsere fiktiven aber realistischen Geschichten ermitteln. Dabei half uns, die im Mai 2019 erschienene AHEAD-Studie des FiBS und HIS-HE, die Einschätzungen von über 100 internationalen Expertinnen und Experten zu einer Trendanalyse der Hochschullandschaft 2030 zusammenfasst. Anhand der darin vorgeschlagenen vier unterschiedlichen Lernmodelle in der Hochschulbildung konnten wir abstrahieren, welche Lebenssituationen und Einstiege in die Hochschule in unseren Geschichten abgebildet werden. Nun begann der Rechercheprozess zu den einzelnen Bildungsbiografien, denn heraus kommen sollten spannende Geschichten. Nicht jeder digital absolvierte Verwaltungsakt ist an sich schon ein Highlight. Die Herausforderung war, die Digitalisierung mit der Lebensrealität zu verbinden. In dieser frühen Projektphase bestand unser Team aus zehn Personen. Jede und jeder sollte in den Aufbau der Erzählung und der Charaktere Expertise und Ideen einbringen.
Zudem haben wir die Geschichten dann in die externe Validierung durch Expertinnen und Experten gegeben. Wir erhielten nicht ausschließlich Feedback zu fachlichen Sachverhalten, sondern auch Hinweise zu Geschlechterrollen und Charaktereigenschaften unserer Schlüsselfiguren. Aus dieser Erzählung, aufgeteilt in Spalten und Zeilen in einer Excel-Tabelle, musste nun auch eine bildliche Welt erschaffen werden. Die Reduktion auf das Wesentliche, um unsere zukünftigen Leserinnen und Leser nicht zu langweilen, war Hauptaugenmerk der Feinkonzipierung. Ein digitales Format verlangt Abwechslung, Unterhaltung und Informationsdichte. Ein Balanceakt, der sich zwischen „das ist fachlich unvollständig“ und „das ist zu lang“ bewegt hat.
Nach einem kritischen Diskurs ging es an die technische und grafische Umsetzung mit einem hervorragenden, diversen Team aus verschiedenen Fachrichtungen. Die Vielfalt an Medienformaten – Bilder, Animationen, mehrsprachige Texte, Videos, Audiointerviews, Infografiken, usw. – war herausfordernd und komplex in der Abstimmung. Dabei ist das A&O mit Menschen zusammenzuarbeiten, die an eine Projektidee glauben. Das BMBF als Auftraggeber für diese bunten Bildungsgeschichten war allezeit ein wunderbarer Partner, der uns stets sein Vertrauen schenkte. So ist es uns gemeinsam gelungen, eine tolle Online-Reihe zu erschaffen, die lebt.
Wir freuen uns auf Feedback zu den Geschichten. Denn für uns ist das Storytelling nicht zu Ende. Wir fragen Euch: Was muss noch erzählt werden?