DigitalChangeMaker in Brüssel Re:Start Education@Europe

DigitalChangeMaker in Brüssel Re:Start Education@Europe

20.08.19

Die versammelten ChangeMaker mit ihrem Thesenpapier „The Digital Turn aus Studierendenperspektive“.

Was haben wir seit unserem letzten Treffen in Lüneburg erreicht? Was wollen wir der nächsten Generation der studentischen Arbeitsgruppe DigitalChangeMaker mitgeben? Wie sieht die Bildungspolitik auf europäischer Ebene aus und welche Akteure prägen sie? Diese und andere Fragen haben wir uns vom 19. bis 21. Juli bei unserem vierten Treffen in Brüssel gestellt und beantwortet.

Auch in Brüssel wurde an den ChangeMaker-Projekten gearbeitet.

Ein Wiedersehen in der „European Bubble“ 

Der folgende Text ist ein kurzer Bericht über das vierte Treffen der AG DigitalChangeMaker. Wir sind eine studentische Arbeitsgruppe des Hochschulforums Digitalisierung (HFD), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Perspektive der Studierenden in die laufende Diskussion zur Digitalisierung der Hochschulbildung einzubringen. Die Berichte über die vorherigen drei Treffen in Berlin, München und Lüneburg sind ebenfalls im HFD-Blog zu finden. Da dies unser letztes Treffen in der gesamten Arbeitsgruppe war, war es das formulierte Ziel, die administrative Aggregationsebene eins höher zu steigen und uns die Digitalisierungs- und Repräsentationsinitiativen auf europäischer Ebene einmal näher anzuschauen. Deswegen haben wir uns in das Epizentrum der europäischen Entscheidungen gewagt: Brüssel.

Der erste Abend in Brüssel war geprägt von fröhlicher Heiterkeit und der Freude des Wiedersehens. Seit dem letzten Treffen in Lüneburg gab es zwar regelmäßige Calls und kleine Treffen, aber die große Gruppe hatte sich seitdem nicht wiedergesehen. Neu war auch, dass Sophie Rink und Mike Raschke (studentische Mitarbeiter*innen des HFD) sowie Yasmin Djabarian (Projektmanagerin HFD) uns in unserer Arbeit unterstützen. Nach einem ersten Update über das Geschehene (Teilnahme an der Bits&Bäume-Konferenz, Durchführung der Studie zu Studierendenbedürfnissen, Erfahrungen mit der HFD-Strategieberatung, Vorbereitung des Thesenpapiers) war der erste Abend in der europäischen Hauptstadt schnell vorbei.

Eröffnet wurde der Beginn des vierten und letzten Treffens durch eine Videobotschaft von Oliver Janoschka (Leiter der Geschäftsstelle des HFD). Er machte uns durch das Aufzeigen der Parallele zwischen der neuen Kommissionspräsidentin und unserer Entdeckung der Europäischen Hochschulpolitik die Bedeutung unseres Treffens klar. Doch obwohl wir viel Interesse für das politische Tagesgeschehen und Bildungspolitik im Allgemeinen aufbringen, konnten wir alle noch viel über die Brüsseler Sicht und Herangehensweise lernen. 

Es ist dabei wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass Bildungspolitik primär Sache der Mitgliedsstaaten der EU oder – wie im Fall von Deutschland – deren Bundesländer ist und sich somit EU-Kompetenzen über Bildungspolitik in Grenzen halten. Die Akteure, mit denen wir an diesem Wochenende sprechen durften, leisten dennoch einflussreiche Arbeit. Wie passt dies zusammen? 

Über dieses Spannungsfeld konnten wir von Nina Salden, der Leiterin der DAAD-Außenstelle Brüssel, mehr erfahren. Diese jüngste Außenstelle des DAAD bildet eine Plattform für die Koordinierung und Unterstützung anderer europäischer Partner zum Beispiel im Rahmen des Erasmus+-Programmes. Die Mitarbeiter*innen der Außenstelle in Brüssel arbeiten an Themen wie der Internationalität der Hochschulbildung, der Akquise europäischer Fördermittel und der Informationsvermittlung zwischen deutschen und europäischen Institutionen. 

Zusätzlich wurde uns die Relevanz der verschiedenen Brexit-Szenarien deutlich. Dass durch den Brexit es nicht nur deutschen Studierenden erschwert wird nach UK zu gehen, sondern britische Studierende nicht mehr ERASMUS gefördert werden können und dies bereits Auswirkung auf die jetzigen Jahrgänge hat, war uns in der Deutlichkeit nicht klar. Vor allem die Weiterentwicklung und die dritte Phase des ERASMUS+-Programms leiden unter den politischen Machtkämpfen.

Bildungsinnovation „Made in Europe“ 

Digital Natives bei der Arbeit.Über die Zukunft des Europäischen Hochschulaustausches und Initiativen wie etwa Erasmus without Papers oder die European Student Card sprachen wir mit einem wirklichen Erasmus-Experten, dem ehemaligen Erasmus Student Network-Präsidenten und jetzigen Mitarbeiter der European University Foundation (EUF), Stefan Jahnke. In dem Gespräch betonte Jahnke den Willen der EUF das von der EU vorgegebene “once only principle”, also die Beschränkung auf eine einmalige Eingabe von Daten durch Bürger*innen und die darauffolgende Datenweitergabe, durch die European Student Card auch bei Erasmus zur Realität zu machen. Auch berichtete er von der Änderung der europäischen Herangehensweise an den Transformationsprozess der International Offices: Es gebe einen größeren Fokus auf “weniger stick und mehr carrot”. Konkret bedeutet dies, dass International Offices nicht gezwungen werden gewisse Änderungen durchzuführen (der „stick”), sondern dass eine stärkere Incentivierung durch Fördermittel stattfindet (die „carrot”).

Am Nachmittag hatten wir das Glück, von Eva Zandonella (Europäische Kommission) mehr über das Projekt der Weiterentwicklung des Europass zu erfahren. Der Europass ist ein digitales Tool um den eigenen Lebenslauf zu erstellen und verifizieren zu lassen. Als eigentlich etwas älteres EU-Projekt erfährt es gerade eine Modernisierung durch die einige neue, benutzer*innenfreundliche Funktionen dazukommen. Hierbei wurde wie auch bei der European Student Card vorher die (geplante) Interoperabilität zu anderen Diensten betont. Diese ist besonders wichtig, da den amerikanischen Ökosystemen wie etwa LinkedIn eine Lösung von Europäischer Seite entgegengesetzt wird, die gleichzeitig kompatibel mit bereits bestehenden Anbietern ist.

In der Diskussionsrunde nach diesen sehr interessanten Gesprächen haben wir festgestellt, dass wir trotz unseres Engagements auf nationalem Level viele der europäischen Initiativen (z.B. die Erasmus App) nicht kannten, obwohl wir von ihnen hätten profitieren können. Der zweite Tag endete mit Diskussionen über die Wirksamkeit von europäischen Projekten und vegetarischem Buffet.

Ein europäischer Studierenden-Austausch: ESU meets DigitalChangemaker 

Am Samstag ging es weiter mit einem Austauschworkshop mit der European Student Union (ESU). Darauf hatten wir uns besonders gefreut, denn bis auf Marcus Lamprecht, welcher im Freien Zusammenschluss der Student*innenschaften aktiv ist, hatte bislang niemand von uns mit ihnen Bekanntschaft gemacht. Obwohl ESU die Studierendenvertretung auf europäischer Ebene sind und bereits ein Statement zur Digitalisierung der Hochschulen veröffentlicht haben, wussten wir wenig über ihre Aktivitäten. Ähnlich erging es Jakub Grodecki und Sebastian Berger, die vor dem Workshop wenig über die Arbeit der AG DigitalChangeMaker wussten. Deswegen stellten wir uns, das kommende Thesenpapier, die vorläufigen Ergebnisse der Studierendenbefragung und die Erkenntnisse des letzten Tages vor.Jan präsentiert erste Arbeitsergebnisse der großen Studierendenumfrage, an der über 10.000 Studierende aus ganz Deutschland teilgenommen haben.

Nach diesen Vorträgen kam es zu einer ausführlichen Diskussion mit Jakub Grodecki um die Rolle von Studierenden im Europäischen BIldungskontext und über das Verhältnis von Expert*innengruppen zu repräsentativen Vertretungen. Die spannende Take-Home-Message war, dass ESU hauptsächlich auf politische Aktivitäten reagiert und eine gestaltende Arbeitsgruppe ähnlich der DigitalChangeMaker auf europäischer Ebene nicht vorhanden ist. Deswegen entstand die Idee, die Studierendenbefragung EU-weit durchzuführen und die Augen nach vergleichbaren studentischen Arbeitsgruppen offen zu halten, um auch auf dieser Ebene aktiv gestaltend mitzuwirken.

Auf diesen Informationen aufbauend haben wir uns dann den Rest des Samstags und Sonntags mit der Zukunft der DigitalChangeMaker beschäftigt. Wir haben dabei nicht nur durch eine ausgiebige Reflexion in die Vergangenheit geblickt und Optimierungsfelder für die nächste Kohorte definiert, sondern haben uns auch alle dazu bereit erklärt weiterhin an Projekten des HFD mitwirken zu wollen. Was nun für uns noch ansteht? Ihr dürft gespannt sein, denn :

  • Eva Kern, Julian Reimann und Henrika Meyer finalisieren das Positionspapier zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit
  • Alexa Böckel, Jan Baumann und Frederic Denker drücken die Daumen für die Veröffentlichung eines weiteren Synergie-Artikels – zu Studierendenpartizipation – den sie eingereicht haben
  • das Thesenpapier zu Digitalisierung an Hochschulen wird im August veröffentlicht
  • die Auswertung der Studierendenbefragung steht an
  • Vorträge bei der DeLFI&GMW und der HFDcon wollen vorbereitet und 
  • Sammelbandbeiträge für die Zukunft Lernwelt Hochschule verfasst werden
  • und es gilt eine neue Kohorte der DigitalChangemaker zu finden.

In diesem Sinne: Wünscht uns gutes Gelingen und bis bald!

Die versammelten Changemaker mit ihrem Thesenpapier „The Digital Turn aus Studierendenperspektive“.

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