Die Situation des Personals in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung an deutschen Hochschulen

Die Situation des Personals in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung an deutschen Hochschulen

30.04.18

Um digitale Formate für die Lehre zu erstellen, Lehrende zu beraten oder Schulungen durchzuführen, werden Mitarbeiter(innen) in den Unterstützungsstrukturen benötigt. Wie sehen die Bedingungen für dieses Personal aus? Lavinia Ionica hat Anfang des Jahres Stellenanzeigen ausgewertet und illustriert, welche Aufgaben, Bezahlung und Stundenzahl die Mitarbeitenden erwartet.

Code auf LaptopbildschirmDie Digitalisierung stellt deutsche Hochschulen inhaltlich und strukturell vor enorme Herausforderungen. Über das Personal in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung wird allerdings selten gesprochen. In diesem Blogbeitrag gehe ich daher der Frage nach, welche Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten für das Personal zur Unterstützung von Digitalisierung an deutschen Hochschulen existieren und stelle dabei die Ergebnisse einer Pilotstudie vor.

Im Zeitraum vom 15.01. bis zum 15.02.2018 wurde ein Dossier mit 30 Stellenanzeigen (28 Hochschulen aus Deutschland, eine der Schweiz und eine aus Österreich) erstellt und gemäß inhaltsanalytischen Kriterien untersucht. Die Stellenanzeigen wurden via Jobbörsen, Twitter und Newsletter gefunden. Die Suche wurde nicht z.B. auf Webseiten der Hochschulen ausgeweitet und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Vielmehr soll die Analyse dieser 30 Stellenanzeigen einen Einblick in die Stellensituation für Personal in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung (im Zeitraum von 15.01.2018‒15.02.2018) ermöglichen. Sie geht dabei folgenden Fragestellungen nach:

  1. Gibt es eindeutige Stellenbezeichnungen für das Personal in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung?
  2. Welche zeitlichen Perspektiven werden in den ausgeschriebenen Stellen angeboten?
  3. Gibt es Differenzen im Hinblick auf den Stundenumfang der analysierten Stellenangebote?
  4. Welche Tarife gibt es für die Eingruppierung des Personals in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung?
  5. Welchen Hochschulstrukturen sind die ausgeschriebenen Stellen zugeordnet?
  6. Welche Aufgaben/Aufgabenbereiche werden in den Stellenausschreibungen skizziert?

1. Gibt es eindeutige Stellenbezeichnungen für das Personal in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung?

Aus den Daten lässt sich keine eindeutige Bezeichnung für das Personal in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung ableiten. In 47% der Stellenanzeigen wurde nach „Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen“ gesucht. In 33% der Anzeigen wurde diese Bezeichnung um den Tätigkeitsbereich z.B. E-Learning oder Mediendidaktik ergänzt. Im Blogbeitrag vom 17.01.2017 wurde bereits auf die Problematik unspezifischer und verallgemeinernder Profilbezeichnungen hingewiesen. Im internationalen Vergleich zeigt die Studie des Forschungsinstituts Intentional Futures (2016), im Zuge derer 780 Personen an Hochschulen (schwerpunktmäßig in den USA) befragt wurden, dass 49% unter der Berufsbezeichnung „Instructional Designer“ arbeiten.

2. Welche zeitlichen Perspektiven werden in den ausgeschriebenen Stellen angeboten?

80% der untersuchten Stellen wurden als zeitlich befristet ausgeschrieben. Bei 3% aller Stellen fehlten aussagekräftige Angaben. Befristete Stellen im Zeithorizont von bis zu drei Jahren scheinen im untersuchten Zeitraum die Norm zu sein. Grundsätzlich lässt sich bei 80% der untersuchten Stellenanzeigen von einer mangelnden Dauerperspektive und damit oft verbunden Kompetenzverlusten der Organisationen aufgrund von befristeten Arbeitsverträgen ausgehen.

Bei 17% der untersuchten Stellenanzeigen wurden unbefristete Stellen ausgeschrieben. Dies weist auf Veränderungen im Prozess der Strategien für Hochschulbildung im digitalen Zeitalter hin. 

3. Gibt es Differenzen im Hinblick auf den Stundenumfang der analysierten Stellenangebote?

Bei den analysierten Stellenanzeigen konnte eine große Diskrepanz in Bezug auf den Stellenumfang beobachtet werden. Lediglich 53% wurden als Vollzeitstellen ausgeschrieben. 47% der analysierten Stellen sind demnach Teilzeitstellen mit sehr unterschiedlichem Stundenumfang. 

4. Welche Tarife gibt es für die Eingruppierung des Personals in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung?

Was die Eingruppierung angeht, wurden verschiedene Tarife in den analysierten Daten vorgefunden. In 63% der Fälle wurde Personal zur Einstellung mit der Eingruppierung TV-L E13 gesucht. Andere Eingruppierungen wie E11 und E12 kamen auch vor, und zwar in 17% bzw. 7% aller Anzeigen. In 13% der Fälle wurden hierzu keine Angaben gemacht.

In einigen der analysierten Anzeigen unterscheiden sich die zu erfüllenden Aufgaben kaum voneinander, jedoch werden unterschiedliche Qualifikationen (z.B. Bachelor- statt Masterabschluss) eingefordert. Diese Diskrepanz lässt sich nicht durch die Charakteristika der zu erfüllenden Aufgaben erklären.

5. Welchen Hochschulstrukturen sind die ausgeschriebenen Stellen zugeordnet?

Die analysierten Daten deuten darauf hin, dass 40% aller ausgeschriebenen Stellen in Fakultäten oder direkt an Fachbereichen angesiedelt sind. Die zweitgrößte Kategorie mit 33% aller Stellenanzeigen ist die der Anbindung an zentrale Einrichtungen (z.B. Zentren für multimediales Lehren und Lernen). 17% aller Stellen sind Hochschulleitungen zugeordnet und in weiteren 10% der Fälle fehlte in den Ausschreibungen die entsprechende Information.

Der große Anteil an Stellen in der Kategorie Fakultäten/Fachbereiche resultiert u.a. aus unterschiedlichen Förderprogrammen zur Entwicklung und zur Erprobung digital gestützter Lehr- und Prüfungsformate. Ein aktuelles Beispiel finden Sie hier.

6. Welche Aufgaben/Aufgabenbereiche werden in den Stellenausschreibungen skizziert?

In 70% der analysierten Stellenanzeigen wurde Personal zur Erarbeitung und Erprobung mediengestützter Lehre gesucht. In 20% der Anzeigen wurden leitende und administrative Aufgaben gefordert und zu 10% fällt die Durchführung von Workshops, Schulungen und Evaluationen an.

Der hohe Anteil an Aufgaben zur Erarbeitung und Erprobung mediengestützter Lehre lässt sich damit begründen, dass 40% aller ausgeschriebenen Stellen in den Fakultäten oder direkt in den Fachbereichen angesiedelt sind. Darüber hinaus können dem Personal in Unterstützungsstrukturen stellenanteilig auch diese Aufgaben zugeordnet werden.

Fazit

Bei den untersuchten Stellenanzeigen ließ sich eine Breite an Profilen für Personal in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung beobachten.

(1) In 80% der untersuchten Stellenanzeigen wird vorrangig nach MitarbeiterInnen für befristete Stellen (1–3 Jahren) gesucht. Es sind in der Regel Stellen in Fakultäten und Fachbereichen zur Erarbeitung und Erprobung mediengestützter Lehre. Diese Stellen werden – offensichtlich ohne sachliche Gründe – unterschiedlich eingruppiert.

(2) In 17% der untersuchten Stellenanzeigen wird Personal für längerfristige Digitalisierungsprozesse an Hochschulen gesucht. Diese beinhalten Entwicklungsmöglichkeiten für das Personal und die Etablierung eines systematischen Karrierepfades, was zu einem attraktiveren Arbeitsumfeld führt.

In dieser Pilotstudie lassen sich über die besondere Betrachtung der Stellenanzeigen tentative Aussagen zur Situation des Personals in Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung an deutschen Hochschulen treffen. Für aussagekräftigere Informationen ist die Durchführung einer umfassenderen Studie notwendig.   

 

Quellen

Intentional Futures (2016). Instructional Design in Higher Education. A Report on the Role, Workflow, and Experince of Instructional Designers. Verfügbar unter https://intentionalfutures.com/insights/portfolio/instructional-design/ (13.04.2018)

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