Der Horizon Report 2020 ist da!

Der Horizon Report 2020 ist da!

15.04.20

Ein Blick in die Kristallkugel

Der Horizon Report – Higher Education Edition ist erschienen. Der Bericht beschreibt jedes Jahr aufstrebende Technologien und ihre voraussichtlichen Auswirkungen auf Lernen, Lehren und gestalterische Fragen im Bildungsbereich. Helga Bechmann erklärt, warum die aktuelle Ausgabe des Horizon Reports dieses Jahr anders aufgebaut ist, als in den Vorjahren.

Aufgrund der Corona-Krise und der Verschiebung unseres Themenschwerpunktes auf dem Blog, hat sich die Veröffentlichung dieses Beitrags um einen Monat verzögert. 

Der neue Horizon Report ist da

Anlässlich des ELI Annual Meeting Anfang März sollte der Horizon Report 2020 offiziell der Öffentlichkeit präsentiert werden – wie leider viele Veranstaltungen ist aber auch diese bedingt durch COVID-19 abgesagt worden. So wurde der diesjährige Horizon Report fast beiläufig bereits am 2. März online gestellt – wie das MMKH Anfang März über seine Social-Media-Kanäle informiert hatte.

Neue Schwerpunkte im Horizon Report 2020

Die Initiative EDUCAUSE führt seit 2018 die Publikation des Horizon Report fort, den das leider nicht mehr existente New Media Consortium (NMC) 2004 ins Leben gerufen hatte. Die frühere „Higher Education Edition“ bzw. Hochschulausgabe trägt nun den Untertitel „Teaching and Learning Edition“. Auch sonst hat sich so einiges geändert: Nachdem EDUCAUSE den Report 2018 und 2019 auf der vom NMC entwickelten und über viele Jahre bewährten Grundlage weitergeführt hatte, wurden für die Ausgabe 2020 Methodologie und Struktur des Reports revidiert und neue inhaltliche Aspekte und Formate eingeführt. Nach wie vor bilden aber sechs technologische Trendthemen mit Relevanz für akademisches Lernen und Lehren den zentralen Teil des Reports. Diese wurden vom Expert Panel über Delphi-basierte Auswahlschritte ausgewählt.

Das international besetzte Expert Panel begleitet die Vorarbeiten zum Report, bringt Themenvorschläge, Praxisbeispiele und Diskussionsbeiträge ein und gibt den Ausschlag, welche Themen in den Report aufgenommen werden. Anschließend geht das EDUCAUSE-Team in Klausur, um den Report zu schreiben. Bedauerlicherweise ist die vorbereitende Arbeit des Panels nicht mehr öffentlich online einsehbar, wie es mit dem Horizon Wiki des NMC der Fall war, das den gesamten Prozess dokumentierte. Beibehalten wurde aber der öffentliche Call für Beispiele aus der Praxis, die die Trends belegen. Denn das war dem Horizon Report-Team immer wichtig: Es soll nicht „nur geträumt“ werden, sondern die beschriebenen Trends müssen nachweisbar sein.

Was beim neuen Report sogleich ins Auge fällt: Es wird auf eine Einteilung in die traditionellen drei Zeithorizonte des Horizon Report verzichtet. Als jährliche Momentaufnahme hatte der Horizon Report bislang sechs Technologien auf ihre Bedeutung für den Hochschulbereich im Zeitraum der jeweils kommenden fünf Jahre untersucht. Das EDUCAUSE-Team erläutert, dass es aufgrund des Feedbacks sowie auch der Unmöglichkeit, genaue Zeithorizonte vorauszusagen, den Fokus stärker auf das „Was“ statt auf das „Wann“ legen wollte. In der Tat war der bisherige Horizon Report dafür kritisiert worden, dass die jährlichen Erkenntnisse nicht konsistent aufeinander aufbauten. Der durchschnittlich 50-60 Seiten umfassende Report stand jeweils nur für einen kleinen Ausschnitt aus den im NMC Horizon Project kontinuierlich beforschten Themen. Dabei kam es vor, dass Trends wiederholt im Report erschienen – wenn auch mit abgewandeltem Fokus oder unter neuen Voraussetzungen, z.B. neuen Funktionalitäten und Einsatzmöglichkeiten in der Lehre. Gleichzeitig ließ das PDF-Format des Reports einen Vergleich mit allen Reports über die Jahre und die Identifikation von Megatrends nur mit großem Aufwand zu. Dies beklagten auch Expert*innen wie Stephen Downes, Audrey Watters oder Jochen Robes, die sich ihrerseits teilweise die Mühe machten, Themenüberblicke über mehrere Jahre des Horizon Report zu erstellen.

Von Analytics bis XR

Die Technologien, die im diesjährigen Report im Hinblick auf ihre Bedeutung für akademisches Lehren und Lernen analysiert werden, sind:

  • Adaptive Learning
  • AI/Machine Learning
  • Analytics for Student Success
  • Elevation of Instructional Design, Learning Engineering, and UX Design
  • Open Educational Resources
  • XR (AR/VR/MR/Haptic) TechnologiesEin Blick in die Kristallkugel

Eingebettet werden diese Technologien im Report in fünfzehn soziale, technologische, ökonomische, pädagogische und politische Kategorien (die sogenannten STEEP categories: Social, Technology, Economic, Educational, Political). Sehr anschaulich dargestellt sind die technologischen Trends und die Interrelationen mit den STEEP-Kategorien in der neuen Mind Map.

Ein ebenfalls interessantes neues Feature des Horizon Report ist die Analyse zukünftiger Szenarien bis 2030 (hier also nun doch der Versuch eines Blicks in die Glaskugel) unter den vier Aspekten Growth, Constraint, Collapse, Transformation.

Und last but not least haben sich neun Mitglieder des Panels gefunden, die in Implications Essays“ die Ergebnisse des Reports mit Blick auf ihre eigene Arbeit beleuchten.

Unter großem Aufwand hat EDUCAUSE neue Formate und Ansätze für die Erarbeitung und Bereitstellung des Horizon Report 2020 entwickelt und diesen somit auch als Publikation zukunftsfähig gemacht. Das Multimedia Kontor Hamburg (MMKH) war auch in diesem Jahr wieder im Expert Panel vertreten. Seit 2009 hat das MMKH deutsche Übersetzungen des Horizon Report erstellt und kostenfrei online verfügbar gemacht. Über die Fortsetzung dieser Kooperation mit dem NMC ist das MMKH aktuell mit EDUCAUSE im Gespräch.

 

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