15 Gedanken zur Abschlusskonferenz des Hochschulforums Digitalisierung

15 Gedanken zur Abschlusskonferenz des Hochschulforums Digitalisierung

06.12.16

Am 1. Dezember fand die Abschlusskonferenz des Hochschulforums Digitalisierung statt. Wir posten in diesem Zusammenhang diese Woche eine Reihe an Blogbeiträgen, die sich mit den Inhalten der Veranstaltung beschäftigen. Heute beschreibt Karin Ilg ihre Gedanken zur Abschlusskonferenz.

Am 1. Dezember fand die Abschlusskonferenz des Hochschulforums Digitalisierung statt. Bereits zur Halbzeitkonferenz hat das Hochschulforum Digitalisierung (HFD) ein Diskussionspapier mit 20 Thesen herausgebracht zur Digitalisierung der Hochschulbildung. Diese spannen einen weiten Themenbogen auf von Studierendenmobilität und Kollaboration über didaktische Innovationen, Lernortveränderungen und Learning Analytics bis zu Geschäftsmodellen und Urheberrecht. Wie sah es nun am Ende der Projektlaufzeit aus? Im Folgenden einige ‚Tweets‘ abseits der Wall frisch von der Abschlusskonferenz.

  1. Der erste Eindruck ist bekanntlich der nachhaltigste – das gilt auch hier. Die Freude und Begeisterung an der Zusammenarbeit, die sich mit Eintritt in die Konferenz vermittelte, zog sich als schwungvoller roter Faden durch den Tag. Abschlussstimmung? Mitnichten – vielmehr: Aufbruch in eine neue Phase.
  2. Nicht neu, aber zentral ist das konsensgetragene Plädoyer: Didaktik vor Technik, Vision und Ziele vor Infrastruktur. Digitalisierung ist kein Selbstzweck und keine Fachangelegenheit der IT, sie geht alle in der Hochschule an.
  3. Eine der meistzitierten Erkenntnisse auf der Konferenz war, dass Studierende als Digital Natives ihre Fertigkeiten im Umgang mit Medien zwar im privaten Kontext, nicht aber für die Hochschule nutzen und insgesamt weniger medienkompetent sind als gedacht. Sie nutzen die digitalen Lernangebote, die die Hochschule ihnen bietet – und mehr auch nicht. Der wichtige Appell eines Themenexperten: „Studierende, fordert mehr, wenn es um die Digitalisierung der Hochschulbildung geht!
  4. Eine der Themengruppen trieb die Frage um: „Jenseits der Leuchttürme: Wie kommen wir in die Fläche?“ Eine Antwort war die Entdeckung des Kleinen, die hier zielführender ist als die großen Strategien: würdigen, wenn überschaubare Schritte gegangen werden, zeigen, helfen, Fehler zulassen, mitnehmen! Digitalisierung zum Anfassen statt imponieren wollen und einschüchtern.
  5. Angekündigt wurde auch der Schritt von der personellen auf die strukturelle und institutionelle Ebene. Was ist nötig dafür? Ressourcenbündelung, Clouds, Netzwerke, Verzicht auf Insellösungen.
  6. Welche Veränderungsmodelle bilden den Wandel ab? Bei Digitalisierungsprojekten mit „Power Usern“ geht zunächt mal vieles gut. Will man die Produkte dann in die Breite bringen, ist dies oft weniger beflügelnd. Die Zahl der Unbegeisterten steigt dann schlagartig an. Gut zu wissen: das ist normal.
  7. Veränderungsprozesse haben eine Art Energiehaushalt. Damit die Puste im Change nicht ausgeht: kurzfristige Erfolge möglich machen und feiern!
  8. Digitalisierungsstrategien fördern und zugleich den Rahmenvertrag zur Vergütung von Ansprüchen nach § 52a UrhG zwischen der KMK und der VG Wort akzeptieren gehört zu den Widersprüchen gegenwärtiger Politik. Sie wurden als solche auf der Konferenz kaum diskutiert. Wie kann das sein?
  9. Ein Tweet auf #hfd16 lautet: „Endlich redet mal jemand von #Werten und lässt das „Mehr“ weg.“ Es gibt den Hunger nach Werten, nach Sinn, nach Bedeutung des eigenen Tuns. Die Digitalisierung der Hochschulbildung braucht neue Bedeutungs- und Sinnzusammenhänge für ihre Akteure.
  10. Ein anderer Tweet: „Ihr müsst mehr Powerbanks mitnehmen“. Stimmt, die Steckdosensituation in der Konferenzlocation war auf BYOD nicht ausgelegt.
  11. Was kommt nach der Gutenberg-Galaxis? Welche Strukturen an Hochschulen passen dazu? Die Expertinnen und Experten des HFD rufen Kontrafaktisches auf den Plan. Für solches Denken gegen den Strich ist im Hochschulalltag oft zu wenig Zeit. Einladend und wertvoll!
  12. Als Platzhalter für die Gutenberg-Galaxis waren auch Bibliotheken ein Thema der Diskussion. Zugleich widmete das HFD ihnen ein eigenes Arbeitspapier. Die dort skizzierte „Hochschulbibliothek der digitalen Zukunft“ ist nicht kontrafaktische Avantgarde, sondern vielfach bereits realisiert. Besonders in Richtung der HFD-Beteiligten geht daher der Appell, die Infrastrukturdienstleister als Wegbereiter hochschulischer Digitalisierungsprozesse stärker in die Perspektive und beim Wort zu nehmen.
  13. Das Lernen unter Digitalisierungsvorzeichen neu zu denken regt immer wieder dazu an, physische Lernräume und die Anforderungen an sie abermals in den Blick zu nehmen. Was sind Wohlfühlfaktoren, die das Lernen Studierender fördern und die sie gern in der Hochschule sein lassen? Das Thema treibt Bibliotheken und Rechenzentren bestimmt seit 15 Jahren um. Laut einer Studie der HIS sind Bibliotheken die wichtigsten Lernorte an Hochschulen.
  14. Im Evaluationsbogen zur Veranstaltung wurde die Frage gestellt: Welche Rolle sollte das HFD in den nächsten vier Jahren einnehmen? Schade, dass dies kein explizites Konferenzthema war. Erfreulich, dass es bei dieser Rollenfindung Beteiligungsprozesse geben wird.
  15. Eine Themenexpertin schilderte, wie sich gerade aus der Unmöglichkeit, einen bestimmten Sachverhalt zu ändern, neue Türen für sie öffneten, andere Entwicklungswege zu gehen. Eine der Rollen des HFD auch für die Zukunft ist damit benannt: Türöffner zu sein auch angesichts der Feststellung von Widrig- und Unmöglichkeiten. Alles Gute dafür und danke für die Impulse!

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