Den Bildungstrichter überwinden

Den Bildungstrichter überwinden

22.02.23

Titelbild zum Blogbeitrag aus der Reihe "Let's Talk Campus": DEN BILDUNGS-TRICHTER ÜBERWINDEN. Ein Gastbeitrag von Kevin Saukel. Logos: Lets Talk Campus, Stiftung Innovation in der Hochschulelehre, Hochschulforum Digitalisierung.

„Ist der Bildungstrichter unser Schicksal?“ Diese Leitfrage diskutierten Studierende und Politiker:innen im vergangenen Oktober beim politischen Abends von Let’s Talk:Campus. Im Vordergrund stand dabei die aktuelle Situation von Studierenden. Kevin Saukel war Teilnehmer der Podiumsdiskussion und fasst im Blog seine Gedanken zum Thema Chancengleichheit und Partizipation von Studierenden zusammen.

Titelbild zum Blogbeitrag aus der Reihe "Let's Talk Campus": DEN BILDUNGS-TRICHTER ÜBERWINDEN. Ein Gastbeitrag von Kevin Saukel. Logos: Lets Talk Campus, Stiftung Innovation in der Hochschulelehre, Hochschulforum Digitalisierung.

Aktuell erleben wir in vielen Bereichen starke Belastungssituationen: Steigende Mietpreise, Lebenshaltungs-, Heiz- und Studienkosten. Selbst ein Teilzeitjob (ca. 80-85 Stunden im Monat) an der Universität oder einer anderen Stelle ist keine Garantie mehr, um über die Runden zu kommen. Das Gleiche gilt für den BAFÖG-Höchstsatz (812€/934€). So leben Studierende oftmals mit weniger als 1.000,00 € im Monat, wohingegen die relative Armut in Deutschland bei 1.251,00 € (netto) liegt. Rechnen wir hierzu die Zahlen der Sozialerhebung 2016 – leider gibt es keine aktuelleren Zahlen der Sozialerhebung – und aktuelle Beiträge von 2022 zur Miete, Semesterbeitrag, KV/PV-Beitrag zusammen, so wird klar, dass es bereits jetzt knapp wird. Auch das 49€-Ticket ist für Studierende keine Besserung, denn auch das 49€-Ticket kostet hochgerechnet auf ein Semester 294€, was im Regelfall höher ist als der Anteil im Semesterbeitrag für die Nutzung des ÖPNV.

Wenn wir jetzt noch von den Studierenden verlangen, an der Hochschulentwicklung und -gestaltung zu partizipieren, dann verlangen wir im Grunde genommen von einem Teil der Studierenden abseits der finanziellen Belastung, ca. über 225 Stunden im Monat zu arbeiten, wenn sie in Teilzeit arbeiten und in Vollzeit studieren. Zum Vergleich: Eine Vollzeitstelle liegt zeitlich bei ca. 174 Stunden im Monat (inkl. Urlaub).

Diese Bedingungen führten uns also zu einem Umstand, eine Frage am politischen Abend zu eröffnen: Ist der Bildungstrichter unser Schicksal?
 

Wer ist nun bereit die nächste Meile zu gehen?

Auch Monate nach diesem Gespräch ist die eigene Machtlosigkeit in diesem Feld immer noch spürbar. So bleibt uns eigentlich nur übrig, die Hochschulen stattdessen zu bitten: Ihr könnt der Ort sein, wo Bildung stattfindet, wo Personen sich begegnen, wo Persönlichkeiten sich entwickeln, wo Kreativität eine Rolle spielt und wo Lösungen entwickelt werden, auch wenn sie vielleicht erst in 10-30 Jahren umgesetzt werden. Ihr habt – auch wenn es manchmal schwierig erscheint – die Möglichkeiten, Bildung so zu gestalten, um diesen Kampf für Bildung erträglicher zu machen. Die Vorlesungen aufzuzeichnen und asynchron zur Verfügung zu stellen, ein Kontingent für digitale Seminare in der Lehre, hybride Teilnahmemöglichkeiten, die Aufnahme von Ehrenamt in Modul- und Studienordnungen in Reakkreditierungsprozessen oder vielleicht auch sogar die Anhebung von Löhnen der studentischen Mitarbeitenden. Das alles sind Maßnahmen, die zur Entlastung und zur höheren Studierbarkeit beitragen können.

Vielleicht braucht es gerade jetzt mutige Schritte in Studium und Lehre. Mutige Menschen, die einen Schritt vorausgehen und damit die Zukunft selbst in die Hand nehmen. Der Wandel kommt irgendwann, aber vielleicht können wir zumindestens den Weg bis dahin erträglicher gestalten, um dem Schicksal des Bildungstrichters zu entrinnen.

Ganz im Sinne des Mottos des diesjährigen University:Future Festivals “Heads Up!”, ist es vielleicht an der Zeit, darüber nachzudenken, wie wir die soziale Zukunft an der Hochschule gestalten möchten. Nicht umsonst wurden in den letzten Jahren Handlungsempfehlungen, Diskussionspapiere und Handreichungen von der Community erstellt. Die Maßnahmen liegen also auf der Hand. 

 

 

Dieser Artikel reiht sich ein in die Blogreihe zum Event “Let’s Talk:Campus”, das am 20. Oktober 2022 stattfand – digital und live in Berlin. Ein besonderer inhaltlicher Schwerpunkt bildeten Fragen der studentischen Partizipation und Nachhaltigkeit. Wir wollen entsprechende Diskussionen fortführen – unter anderem beim University:Future Festival 2023. Eine Anmeldung zum Festival ist hier möglich.

Das Event wurde vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) und in Partnerschaft mit der Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) veranstaltet.

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