Bildungsräume: Let’s Talk:Campus 2022 Lightning Talks

Bildungsräume: Let’s Talk:Campus 2022 Lightning Talks

06.02.23

Eine Gruppe von Menschen sitzt im Stuhlkreis und unterhält sich. Auf einer Flipchart im Hintergrund steht "Fashion Mall Anders"chart

Die digitale Lehre verändert auch die Anforderungen an Bildungsräume – und die Entwicklung zeigt: Internetfähige Laptops allein reichen nicht aus. Aber was braucht es mehr? Und wie kann dieser Modernisierungsprozess sinnvoll organisiert werden? In den Lightning Talks zum Thema Bildungsräume ging es bei Let’s Talk:Campus 2022 um diese und weitere Fragen: Wo stehen Hochschulen aktuell? Was haben sie aus den vergangenen Jahren in der Pandemie gelernt und welche innovativen Projekte werden jetzt gefördert? Unsere Speaker:innen geben Einblicke, wie Hochschulen in Deutschland Bildungsräume neu zu denken lernen. 
Titelbild: Blogbeitrag zur Reihe "Let's Talk Campus" 2022: "BILDUNGSRÄUME. Gastbeiträge: "Hybrider Campus? Problemstellungen und Lösungsansätze" von Dr. Malte Kleinwort und Ramona Blum, PhiloLotsen an der Ruhr-Universität Bochum, "Digital Teaching and Learning Lab (DigiTeLL)" von Sabrina Zeaiter von der Goethe-Universität Frankfurt und "Universität im Einkaufszentrum: Mall Anders" von Dr. Thorsten Philipp von der TU Berlin. Logos: HFD, Lets Talk Campus, Stiftung Innovation in der Hochschullehre.

Übersicht der Beiträge:

 

Hybrider Campus? Problemstellungen und Lösungsansätze

Von Dr. Malte Kleinwort und Ramona Blum, Ruhr-Universität Bochum

Im Sommer 2021 haben wir, das Projekt-Team der PhiloLotsen aus Studierenden und Lehrenden, damit begonnen, die Voraussetzungen für hybride Lernformate an der Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum zu schaffen. Hybride Lernformate ermöglichen Lernphasen synchron für Studierende im Raum („Roomies“) und zugeschaltet („Zoomies“). 
Leitend war die Frage: Welche technischen und welche didaktischen Voraussetzungen sind dafür nötig? Gefunden haben wir keinen Königsweg, aber wir hatten viele kleine Aha-Erlebnisse. Unser Motto: Machen und Zuhören – Zuhören und anpacken, statt lange zu überlegen und strikte Vorgaben zu machen.

Eine gemischte Kleingruppe aus zwei Roomies und zwei Zoomies. Roomies sind Studierende im Raum, Zoomies meinen hingegen online zugeschaltete Studierende.
Drei Problemstellungen

  1. Unterschiedliche Stellen sind verantwortlich für eine optimale technische Infrastruktur: Für ein funktionierendes WLAN andere Stellen als für die Ausstattung mit Geräten. Bei den Kosten kann es sein, dass die mal von einer, mal von einer anderen Stelle übernommen werden.
  2. Noch nicht etablierte Technik führt dazu, dass es zu immer wieder neuen kleineren technischen Problemen kommt. Probleme zeigen sich erst in der Praxis – immer wenn man denkt, man hat an alles gedacht, muss man wegen eines Updates oder einer fehlenden Schraube noch einmal genau hinschauen.
  3. Hohe mediendidaktische Herausforderungen für Lehrende und widersprüchliche Erwartungen/Bedürfnisse der Studierenden erschweren die Etablierung der Technik. Studierende wollen sich mehrheitlich erst einmal einfach nur Zuschalten ohne Aktivierung, erkennen aber mit der Zeit, dass eine bloße Zuschaltung auf Dauer das Lernen erschwert. 
  4. Lehrende wiederum schaffen bei den ersten Hybrid-Versuchen häufig gerade mal das Zuschalten, sind davon schon leicht überfordert und erfahren dann auch erst mit der Zeit, dass sie ihre didaktischen Möglichkeiten erweitern müssen, um auch den zugeschalteten „Zoomies“ gute Lernbedingungen zu ermöglichen.

 

Drei Lösungsansätze

  1. Agile Teams erkennen Probleme, entwickeln Lösungen und kommunizieren diese in geeigneten Formaten. Für Studierende können das Kurz-Videos sein, während für Lehrende üblicherweise kurze Handouts besser geeignet sind.
  2. Es gibt keine Lösung oder Praxis für die Ewigkeit. Durch geeignete Evaluationsformen wie regelmäßige Umfragen wird überprüft, wie was aktuell genutzt wird und wie Prozesse, Techniken oder Schulungen noch optimiert werden können.
  3. Kreative Modelle zur Schulung bzw. didaktischen Kompetenzerweiterung sind nötig. So können beispielsweise über den „Umweg“ einer Schulung für Hilfskräfte didaktische Kompetenzen bei den Lehrenden ankommen.

Und welche Erfahrungen haben Sie an Ihrer Universität gemacht? Das Team der PhiloLotsen der Ruhr-Universität Bochum freut sich auf den Austausch.

 

Digital Teaching and Learning Lab (DigiTeLL)

Von Sabrina Zeaiter, Goethe-Universität Frankfurt

Das Ziel unseres Projektes Digital Teaching and Learning Lab (DigiTeLL) ist die Etablierung einer systematischen Innovationsschleife. DigiTeLL denkt Innovation dazu in zwei Phasen: Dem Inkubator und dem Akzelerator. Im Inkubator werden auf lokaler Ebene neue digitale Learning Designs entwickelt. Im Akzelerator soll durch die Herauslösung der Learning Design aus den Fachkontexten der Transfer in die Breite der Universität ermöglicht werden.

Vernetzung, Lernendzentrierung und Akzeptanz als zentrale Faktoren

Voraussetzung für das Gelingen dieses Transfers ist die Vernetzung aller Stakeholder der Lehr-Lernentwicklung. So sollen nicht nur neue Synergien entstehen, sondern auch der Innovationsprozess und die Interdisziplinarität angekurbelt werden. Zudem steht bei DigiTeLL die Lernendzentrierung im Fokus. Um diese stetig zu erhöhen, unterstützen wir studentische Lehr-Lernprojekte und stärken Lernende als Adressat:innen und aktiven Teil des Entwicklungs- und Evaluierungsprozesses. In unsere Prozesse werden alle Fachbereiche, Statusgruppen und zentralen Stakeholder aus dem Bereich Lehren und Lernen inkludiert. Dies kann die Akzeptanz neuer Entwicklungen steigern.

Die Partnerships

Das Herzstück unseres Projekts bilden die Partnerships. Lehrende/Studierende kollaborieren mit den zentralen Unterstützungsstrukturen der Universität. Mit Hilfe dieser Kollaboration sollen innovative Lehr-Lernprojekte umgesetzt werden. Unsere Partnerships werden unter breiter universitäre Beteiligung vergeben. Zusätzlich begleitet und unterstützt ein Projektbeitrat DigiTeLL kritisch-konstruktiv.

Konkret befassen wir uns mit den Bereichen Methoden und Vermittlung, sowie Feedback und Aktivierung. Dies beinhaltet immer die Querschnittsthemen Diversität, Barrierefreiheit, kompetenzorientiertes Prüfen und Constructive Alignment.

Die Unterstützungsstrukturen

Die DigiTeLL-Unterstützungsstrukturen helfen Innovator:innen digitale Treppenstufen zu vermeiden. Sie unterstützen bei kompetenzorientiertem Prüfen und dem Constructive Alignment der neuen Learning Designs. Außerdem finden Innovator:innen Unterstützung bei der Konzipierung von diversitätsreflektierten Learning Designs, der Auswahl von Technologie und der Entwicklung oder Umsetzung von Softwarelösungen. Die Verknüpfung und Einbindung zentraler Funktionsstellen lassen neue Synergien entstehen. So kann die Zusammenarbeit mit bereits existierenden Systemen und Strukturen oder zwischen unterschiedlichen Projekten gefördert werden.

Das Lab

Das Digital Teaching and Learning Lab soll als virtueller Kommunikations- und Kollaborationsraum die dauerhaften Innovationsschleifen etablieren. Unser langfristiges Ziel ist es Studium und Lehre zu verbessern und den studierendenzentrierten Ansatz auszubauen. Dafür stärken wir den Einsatz digitaler Instrumente mit entsprechenden Learning Designs durch Neuentwicklungen.

 

 

Universität im Einkaufszentrum: Mall Anders

Von Dr. Thorsten Philipp, Technische Universität Berlin

Foto zeigt leuchtendes Display mit der Aufschrift "Mall Anders - Offenes Lernlabor für Wissenschaft & Gesellschaft"

Was passiert, wenn Universität und Campuskultur ihre gewohnten Orte verlassen und Räume betreten, die eigentlich ganz anderen Funktionen und Lebensbereichen vorbehalten scheinen – etwa dem Shopping? Welche Chancen und Potenziale erwachsen aus solcher Verlagerung für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft?

Diese und ähnliche Fragen bildeten den Ausgangspunkt des Berliner Projekts Mall Anders – Offenes Lernlabor für Wissenschaft und Gesellschaft. Acht Monate lang, von Dezember 2021 bis Juni 2022, nutzten die Berliner Hochschulen Freie Universität, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin und Charité – Universitätsmedizin eine 380 Quadratmeter große Einzelhandelsfläche im Charlottenburger Einkaufszentrum WILMA Shoppen, um neue Wege der Wissenschaftskommunikation und der Koproduktion von Wissen im Dialog zwischen Universität, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Kultur zu erproben. In über 250 Veranstaltungen zu Bereichen wie Konsumforschung, Umweltschutz, Asylpolitik, Popkultur, Design und Digitalität bildete Mall Anders ausschnittsweise die Vielfalt der Hochschul- und Wissenskultur ab und war zugleich ein Spiegel der vielen Formate und Methoden, in denen Wissen geteilt, diskutiert, verworfen und verhandelt wird: Neben Vorträgen, Ausstellungen und Panel-Diskussionen gab es Science-Slams, Workshops, künstlerische Interventionen und offene Podien.

Mall Anders wurde unter Vermittlung der Wirtschaftsförderung Charlottenburg-Wilmersdorf und des Netzwerks Campus Charlottenburg durch die Stabstelle Transdisziplinäre Lehre der TU Berlin eingerichtet und aus Mitteln der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern im Rahmen der Berlin University Alliance finanziert. Die räumliche Gestaltung erfolgte im Rahmen eines transdisziplinären Entwurfsstudios durch Architektur-Studierende des Natural Building Labs der TU Berlin nach Prinzipien und Kriterien kreislaufgerechten Bauens.

Die Verlagerung universitären Lebens in ein öffentliches Einkaufszentrum ermöglichte eine breite Einbindung der Öffentlichkeit in das Lehr- und Lerngeschehen, hohes aktivierendes Potential bei der Überwindung der Gräben zwischen Universität und Gesellschaft und ganz allgemein neue Impulse für Wissenschaftskommunikation, partizipative Forschung und studentisch organisierte Lehre.

Ausführliche Information, erste wissenschaftliche Auswertung sowie Bild- und Videodokumentation sind auf der Projektseite Mall Anders abrufbar.

 

 

Die komplette Aufzeichnung der Lightning Talks zum Thema Bildungsräume gibt es hier:

Dieser Artikel reiht sich ein in die Blogreihe zum Event “Let’s Talk:Campus”, das am 20. Oktober 2022 stattfand – digital und live in Berlin. Ein besonderer inhaltlicher Schwerpunkt bildeten Fragen der studentischen Partizipation und Nachhaltigkeit. Wir wollen entsprechende Diskussionen fortführen – unter anderem beim University:Future Festival 2023. Eine Anmeldung zum Festival ist hier möglich.

Das Event wurde vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) und in Partnerschaft mit der Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) veranstaltet.

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