Rolle rückwärts in die Präsenz

Rolle rückwärts in die Präsenz

30.03.22

Bild: Ein leerer Vorlesungssaal mit Stuhlreihen und einer Tafel. Text: Blogbeitrag. Rolle rückwärts in die Präsenz. von Wibke Matthes.

Vier Semester voller Erfahrungen im Kontext digitaler Lehre liegen hinter uns. Sie waren von kurzfristiger Krisenintervention geprägt und von ernsthaften Bemühungen, digitales Lernen in unsere Hochschulen zu bringen. Die Corona-Semester haben einen Digitalisierungsschub gebracht, den wir jetzt nutzen sollten. Doch was passiert in der Realität? An den Hochschulen im ganzen Land scheint sich eine Rolle rückwärts in die Präsenzlehre abzuspielen. Und das ruft bei vielen Lehrenden Entrüstung hervor. Bild: Ein leerer Vorlesungssaal mit Stuhlreihen und einer Tafel. Text: Blogbeitrag. Rolle rückwärts in die Präsenz. von Wibke Matthes.Vor wenigen Tagen habe ich mit meinem Post auf LinkedIn eine bemerkenswerte Diskussion ausgelöst, an der sich viele Lehrende aktiv beteiligt haben[1]. Sie empfinden die verordnete Pflicht zur ausschließlichen Präsenzlehre an ihren Hochschulen als Mangel an Wertschätzung ihrer Arbeit und der Innovationskraft, die sie in ihre Lehre gesteckt haben. Sie äußern vermehrt Kritik und fordern dringend benötigte Reformen von Studiengängen, die sich auf die Anforderungen der digitalen Transformation unserer Gesellschaft ausrichten. Digitales Lernen und Arbeiten ist zur Realität geworden und Hochschulen müssen den Weckruf nutzen, um jetzt digitale Lernformate und digitale Kompetenzen als Future Skills in alle Studiengänge zu bringen. Nur so werden staatliche Hochschulen den Anforderungen moderner Hochschulbildung gerecht werden.

Dabei geht es mir, wie vielen anderen Lehrenden auch, nicht um ein Gegeneinander, ein „Entweder-Präsenz-oder-Online“, sondern um eine fundierte und breite Diskussion des „Sowohl-als-auch“. Ich bin davon überzeugt, dass die Hochschule der Zukunft sogar überwiegend in Präsenz lehren und lernen wird. Viele Lehrende sind vor diesem Hintergrund mit mir einer Meinung, dass es jetzt darum gehen muss, den Innovationsschub für die digitale Lehre zu nutzen, um zu klären, in welchem Verhältnis, mit welchen Standards und wie digitale Lehre dauerhaft in unsere Studiengänge eingebracht werden kann.

Zurück zum „status quo ante“?

Das Sommersemester 2022 könnte den Wendepunkt von der ad hoc Reaktion zur Weichenstellung für die langfristige Zukunftsorientierung von Hochschulen darstellen. Doch dazu scheint den Hochschulleitungen und den Studiengangverantwortlichen die Vision, der Mut oder beides zu fehlen. Die Lehre soll wieder ausschließlich in Präsenz erfolgen – ohne Diskussion. Ich habe mich in der Community umgehört und nachgefragt. In den internen Schreiben an die Lehrenden der Hafen City Universität in Hamburg heißt es z.B. „planen wir die Vollpräsenz im Sommersemester und werden auch keinerlei digitale Lehrveranstaltungen mehr einplanen.“[2] Den Lehrenden der Christian-Albrechts-Universität Kiel wird erklärt, „dass ab dem kommenden Sommersemester 2022 […] alle Lehrveranstaltungen generell wieder in Präsenz auf dem Campus […] stattfinden werden.“[3] Die Universität Bremen setzt zwar „Präsenzlehre ohne Einschränkungen“ voraus, deuten aber vage etwas mehr Offenheit an, denn „an den Stellen, an denen sich digitale Formate auch in […] blended learning Szenarien bewähr[t]“ haben, könnten diese fortgeführt werden, so dass „Präsenz- und Online-Angebote […] so miteinander verzahnt werden, dass wir die Vorteile beider Lehr- und Lernformen nutzen können“[4]. Die HTW Berlin gibt zwar die Linie vor: „Die Lehre wird in Präsenz durchgeführt“[5], doch zugleich existiert eine E-Learning-Richtlinie, die schon vor Corona 25% Online-Lehre zuließ und – nicht expliziert aber doch – weiter genutzt werden kann. Derartige Richtlinien sind jedoch wie z.B. an der Fachhochschule Kiel so gestaltet, dass die Anrechnung von Online-Lehre nur als Ausnahme in engen Grenzen zugelassen wird und vorher genehmigt werden muss, so dass sie faktisch ausgeschlossen wird.[6] Die Aussage ist also eindeutig: Digitale Lehr-/Lernformate sind eher nicht erwünscht.

Von Seiten einiger Hochschulleitungen scheinen also digitale Lehr/Lernformate nur Notlösungen für die Krisenbewältigung in der Pandemie gewesen zu sein, die es so schnell wie möglich wieder zurück in die alten Grenzen zu bringen gilt. Die Potentiale für eine dauerhafte Zukunftsfähigkeit der jeweiligen Hochschule wird offenbar nicht erkannt. Warum ist das so?

Denn im Gegensatz dazu steht das Interesse vieler Lehrender. Sie äußern – ebenso wie die Studierenden – den Wunsch durch Präsenz wieder in direkte Interaktion treten zu können. Beide Gruppen formulieren aber zugleich auch das Bedürfnis weiterhin digitale Formate nutzen zu können.[7] Es geht ihnen darum, Präsenz- und Online-Lehre nicht gegeneinander zu stellen. Sie wollen gute Lösungen finden und die Lehre qualitativ weiterentwickeln und modernisieren. Sie wollen nicht einfach alles so wie vor den Corona-Semestern machen. Sie wollen den nächsten Schritt gehen. Und die Zeichen der Zeit geben ihnen recht.  

Die Zeichen der Zeit erkennen

Die aktuellen Anordnungen ausschließlicher Präsenzlehre stehen im Widerspruch zur kürzlich entstandenen Dynamik durch öffentliche Förderungen in Richtung der Digitalisierung von Studium und Lehre. Allen voran die Stiftung Innovation in der Hochschullehre hatte in der ersten Förderrunde 2021 digitales Lehren und Lernen zum Kern der Förderbekanntmachung gemacht, um damit nachhaltige Impulse zu setzen.[8] Auch die Signale aus der Politik sind positiv, denn einige Hochschulgesetze der Länder (wie z.B. Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen[9]) sind bereits offen formuliert. In Schleswig-Holstein besteht seit 2020 mit dem Projekt „Future Skills“, das Ziel eine landesweit nutzbare Lernplattform für KI-Kompetenz zu schaffen. Ein Projekt, dass mit 1,6 Mio. € gefördert wird und allen Hochschulen ermöglichen soll, digitale Lernangebote bereitzustellen und vernetzt für Studierende zugänglich zu machen.[10] Hier sind bereits innovative Angebote entstanden, die jetzt wieder in der Schublade verschwinden. Zusätzlich richtet das Land zwölf KI-Professuren an den Hochschulen in Flensburg, Kiel, Heide und Lübeck ein.[11] Die Strategie des Landes, digitale Kompetenzen in der Breite und Spitze zu fördern, ist damit sehr deutlich. Auch durch den Stifterverband wird seit 2018 – und noch einmal nachgeschärft in 2021 – die Integration digitaler Kompetenzen als future skills im Hochschulstudium gefordert.[12] Und das Hochschulforum Digitalisierung steht mit all seinen Bestrebungen für den Digital Turn der deutschen Hochschullandschaft.

Ein weiterer Widerspruch zur ablehnenden Haltung der Hochschulleitungen gegen die weitere Nutzung von Online-Lehre besteht in der großen Fördergeldschwemme für den technischen Auf- und Ausbau digitaler Lehre und von Hybridlehrangeboten in den letzten vier Semestern. Hier sind z.T. ganze AV-Studios eingerichtet worden, Technik beschafft und Räume ausgestattet worden. Auch hochschulinterne Programme zur Förderung der Lehrinnovation waren insbesondere auf digitale Lehrformate ausgerichtet gewesen (z.B. CAU Kiel Digitalisierungsfonds 2020). Hierfür haben sich Lehrende neue Fähigkeiten angeeignet und digitale Veranstaltungen konzipiert, erprobt, überarbeitet, verbessert und etabliert. Auch wurden an verschiedenen Hochschulen Richtlinien für die Online-Lehre erarbeitet oder überarbeitet, die bereits im Wintersemester 2021/2022 im Probebetrieb getestet wurden.[13] Diese Bemühungen werden nun wenig nachhaltig ausgebremst.

Ein weiterer Widerspruch liegt in den Hochschulen selbst. Im Hochschulbarometer des Stifterverbands geben die befragten Hochschulen 2020 an, dass sie für ihre eigene Organisationsentwicklung keine Hindernisse bei der Gestaltung ihrer Curricula sehen und auch „gesetzliche Rahmenbedingungen oder Akkreditierungsverfahren bewerten sie weniger oft als hinderlich.“[14] Dem entspricht auch die Realität der aktuellen Corona-Verordnungen, wie sich z.B. an der Hamburger Verordnung zeigt: „An den staatlichen Hochschulen erfolgt die Lehre überwiegend in Präsenz. Hybride und digitale Formate und Lehrangebote sind weiterhin möglich.“[15] Was steht einer Reform also im Weg?

Obwohl also Lehrende, Studierende und viele Hochschulleitungen offen für digitale Lehr-Lernformate sind, gehen wir den nächsten Schritt dennoch nicht, sondern machen alles wie früher. Das kann kein Weg in die Zukunft sein. Worum es jetzt geht, ist doch eine abgewogene Entscheidungsfindung. Lasst uns die Chance nutzen und unsere Hochschulen so weiterentwickeln, dass sie zukunftsfähig werden. Verpassen wir diese Chance, hat das gravierende Folgen.

Chancen ergreifen – jetzt

Wenn nun digitale Lehrformate aufgegeben werden, dann wird die Chance vergeben, z.B. durch gute Lösungen zu mehr Bildungsgerechtigkeit vor dem Hintergrund zunehmender Diversität der Studierenden zu gelangen. Nehmen wir die Gruppe der Studierenden in besonderen Lebenssituationen (Studieren mit Kind, Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger, chronische Erkrankung, Krankheit, Nebenjob, etc.), internationale Studierende, verschiedene Lerntypen z.B. durch asynchrone digitale Lehr-Lernformate gut mit, profitieren alle davon. Darüber hinaus sei hier auf die vielfältigen Analysen zu den Vorteilen der Online-Lehre verwiesen, denn sie hier zum Gegenstand zu machen, ist nicht das Ziel.

Vergeben wir die Chancen der digitalen Lehre, vergeben wir wichtige Bereicherungen der Curricula z.B. durch Lehrbeauftragte, die nur digital eingebunden werden wollen oder können. Lehrbeauftragte schaffen häufig ein erwünschtes praxisorientiertes Angebot und liefern wertvolle Einblicke in Berufsfelder, gesellschaftliche Fragestellung und Anwendungsbeispiele für Studierende. Sie profitieren von der Flexibilität eines digitalen, daher ortsungebundenen Lehrformats, da sie diese besser mit ihrer hauptberuflichen Tätigkeit vereinbaren können. Auch können in digitalen Formaten besonders einfach und barrierearm internationale Expert:innen, Wissenschaftler:innen oder weitere Gäste in Lehrveranstaltungen eingeladen werden. Interdisziplinäre Lehr-/Lernformate über Hochschul- und Landesgrenzen hinweg sind einfacher oder überhaupt nur digital herzustellen. Internationale Netzwerke, Austausch und internationales Lernen sind besonders einfach, kostengünstig und klimaschonend digital umsetzbar. Auf diese Flexibilität muss nun verzichtet werden.

Eine wesentliche Aufgabe aller Studiengänge ist, dass sie Studierende dazu befähigen, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Die dazu erforderlichen Kompetenzen sind schon heute und zunehmend mit den Begriffen future skills, new work und new learning verbunden. Durch Digitalisierung und Automatisierung verändert sich die Arbeitswelt laufend.[16] Zu den wichtigsten future skills gehören die digitalen Kompetenzen, Medienkompetenz und Data Literacy. Nicht umsonst fordern schon 2019 die Empfehlungen zur Digitalisierung in der Hochschullehre der Kultusministerkonferenz, dass „die Digitalisierung auch an den Hochschulen als dauerhafte Aufgabe verstanden werden muss“ und formulieren die Zielvorstellung, dass „mit der Akkreditierung von Studiengängen […] digitale Kompetenz curricular […] angemessen verankert ist.“[17] Jetzt gäbe es die Chance, diesem Ziel näher zu kommen.

Das staatliche Hochschulsystem steht unter Druck. Auch wenn die Hochschulen ihre Wettbewerbsfähigkeit im Hochschulbarometer 2021 besser einschätzten als noch im Vorjahr[18], besteht zunehmender Konkurrenzdruck aus der Privatwirtschaft – private Fernhochschulen und Ed-Tech-Plattformen boomen. Seit 2021 ist die IU-Internationale Hochschule als reine Online-Hochschule mit über 70.000 Studierenden die größte Hochschule in Deutschland.[19] Vor dem Hintergrund sinkender Studierendenzahlen und potentiell knapper werdender Mittel sind die zusätzlichen Möglichkeiten digitaler Lehre für eine erweiterte Zielgruppe (z.B.  Berufstätige) oder für andere Abschlüsse (z.B. Microcredentials) nicht zu unterschätzen.

Vor dem Hintergrund all der guten Argumente für digitale Lehr-/Lernangebote, woran liegt es also, dass die Rückkehr in die ausschließliche Präsenz durch die Hochschulleitungen so vehement gesucht wird?

Es gibt Probleme – packen wir sie an!

Es bestehen unbestreitbar viele ungelöste Probleme rund um die Online-Lehre, denn Lehrverpflichtungsverordnungen, Kapazitätsrecht, Prüfungsverfahrensordnungen, Prüfungsordnungen und weitere Rechtsnormen müssten in vielen Bundesländern erst angepasst werden. Die kurzfristigen Überbrückungslösungen, die während der Pandemie gegriffen haben, sind inzwischen ausgelaufen. Das ist ein Vakuum, für das bereits im letzten Jahr Lösungen gefordert wurden. So z.B. auch an dieser Stelle von Prof. Dr. Doris Weßels, Prof. Dr. Saskia Bochert und Prof. Dr. Jens Langholz. Die Autor:innen verlangten schon Ende 2021 Rahmenbedingungen, die Lehrenden die Möglichkeit geben, „zu wählen, welche digitalen Formate sie in Zukunft beibehalten wollen (‚Freiheit der Lehre‘) und wie sie diese mit Präsenzangeboten verknüpfen möchten.“[20]

Ein weiteres Problem könnte in Vorbehalten bzw. mangelnder Kompetenz von Lehrenden bestehen: „Das Verständnis von digitaler Lehre ist noch unterentwickelt.“[21] Auch bei den Studierenden ließen sich in den letzten Semestern viele Defizite und Überforderung in der digitalen Lehre erkennen. Darüber hinaus könnten fehlende Ressourcen und Infrastruktur hemmend wirken.[22] Hoffnung macht hier eine Befragung des Stifterverbandes unter 2.000 Lehrenden: „Die Mehrheit der Lehrenden steht der digitalen Lehre positiv gegenüber, verfügt über die benötigten Digitalkompetenzen und hat Zugang zu einer adäquaten technischen Infrastruktur.“[23]

Das wohl wichtigste Problem scheinen jedoch diffuse Ängste und eine fehlende Strategie bei vielen Hochschul- und Fakultäts-/Fachbereichsleitungen zu sein: „Zwar wurde die akute Krisenbewältigung häufig positiv bewertet, eine nachhaltige Strategie und Verankerung bleibt jedoch offen.“[24] Denn letztlich geht es darum, die Hochschulen so zu entwickeln, dass sie auch in der digitalen Transformation unserer Gesellschaft qualitativ hochwertige Bildungsökosysteme bleiben.

Wir müssen reden!

Diesen Problemen sollten wir jetzt mit guten Ideen und mutigen Schritten entgegentreten. Und es bestehen schon vielversprechende Ideen und hilfreiche Lösungsansätze. Auf der Metaebene liegt die Lösung in der nachhaltigen Organisationsentwicklung. Diese könnte z.B. mit Hilfe des vom Stifterverband entwickelten Frameworks erfolgen. Er regt an, den Transformationsprozess auf den fünf Ebenen der Strategie, Didaktik, Fähigkeiten, Organisation und technischer Infrastruktur zu gestalten.[25] So könnten sich die Hochschulen auf den Weg machen und standortbezogene sowie fachspezifische Lösungen finden. Einige tun das schon, wie z.B. die „HRK-Konferenz zu den Lehren aus der Corona-Pandemie: Aufbruch in eine andere Hochschulwelt!“ Ende März zeigt.[26]

Auf diesem Weg gilt es Fragen der Studienorganisation zu beantworten, wenn das Nebeneinander von digitalen und Präsenz-Angeboten erreicht werden soll. Die Ostfalia in Salzgitter setzt z.B. – vorerst als Pilotprojekt – auf einen fachinternen digitalen Tag als Lösungsansatz. Fragen der Rahmenbedingungen sind zu klären, um sich auf ein geeignetes Verhältnis von digital und Präsenz-Lehre zu verständigen. Außerdem braucht es auch einen Verständigungsprozess über den Zeitaufwand für digitale Lehr-/Lernformate, um Lehrverpflichtungsverordnungen zu überarbeiten. Im Kern geht es dabei um die wichtige Auseinandersetzung über Qualitätskriterien und Standards für die (digitale) Lehre.

Auf der Ebene der Fähigkeiten und Haltungen kann ein breit angelegter Kommunikationsprozess und das Aufräumen mit Mythen zur digitalen Lehre helfen.[27] Weiterbildungsangebote und die verstärkte Nutzung von Netzwerken zum Austausch von Best Practices der Lehrenden untereinander können ebenfalls aus der Zeit der Pandemie weitergenutzt werden.

Auf gleich drei Ebenen – der Strategie, der Organisation und der Fähigkeiten – setzen weitreichendere Lösungen an: So z.B. das StiL-geförderte Projekt der MarSkills an der Philipps Universität Marburg. Es basiert auf einer Studienstrukturreform mit Verstärkung eines umfangreichen Wahlstudienangebots für future skills. Durch einen allen BA-Studiengängen gemeinsamen Wahlpflichtstudienbereich wird sowohl inhaltlich auf der Ebene der Fähigkeiten als auch strukturell Offenheit für digitale Lehr-/Lernangebote geschaffen.

Ich habe also dargelegt, dass es viele innovationsorientierte Kräfte in den Hochschulen gibt, dass es politisch erwünscht und finanziell gefördert Engagement für ein digitaleres Studium gibt. Ich habe beschrieben, welche Chancen wir derzeit vergeben und ich habe aufgezeigt, dass noch viele Herausforderungen bestehen, aber schon auf bereits bestehende Lösungsansätze verwiesen werden kann. Und es bleibt die Frage, warum passiert nun dennoch diese Rolle rückwärts in alte Muster? Wer sind die Profiteure des Stillstands?

Die Antwort auf den disruptiven Wandel der letzten vier Semester kann nicht sein, dass wir jetzt keine dauerhafte Veränderung schaffen. Die Lehre wird dadurch nicht besser.

Deshalb gilt es jetzt die Diskussion zu eröffnen und Entscheidungen zu treffen, um standortbezogen zu klären: Wie stellt sich die traditionelle Hochschule in der digitalen Transformation der Gesellschaft auf? Diese Frage kann jedenfalls nicht allein mit einem „zurück in die Hörsäle“ beantwortet werden und es ist auch keine Antwort, die die Hochschulleitungen allein finden können. Was wir jetzt brauchen, ist ein offener Dialog mit allen Statusgruppen zur Zukunft der Hochschullehre. Zentral ist dabei die Klärung von Gelingensbedingungen, Herausforderungen und die Entwicklung eines Zielmodells von der Hochschule der Zukunft.

 

Quellen

[1] Vgl. https://www.linkedin.com/posts/wibke-matthes-a44a9490_digitalisierungsschub-innovation-futureskills-activity-6908369682198593537-58eI?utm_source=linkedin_share&utm_medium=member_desktop_web

[2] Schreiben des Präsidiums an alle Beschäftigten der HafenCity Universität Hamburg vom 24.2.22

[3] E-Mail des Präsidiums der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vom 23.2.22 an alle Lehrenden

[4] E-Mail der Universitätsleitung der Universität Bremen an alle Universitätsmitglieder vom 3. März 2022 // vgl. auch z.B. Universität Kassel: https://www.giessener-allgemeine.de/hessen/einigermassen-zurueck-zur-normalitaet-91368990.html

[5] https://www.htw-berlin.de/coronavirus/faq-fuer-studierende/organisation-des-semesters/#c76381

[6] §9 LVVO-Umsetzungsrichtlinie der FH Kiel

[7] Vgl. M. Winde/ S.D. Werner/ B. Gumbmann/ S. Hieronimus, Future Skills – Diskussionspapier 4, Hochschulen, Corona und jetzt?, Oktober 2020, https://www.stifterverband.org/medien/hochschulen-corona-und-jetzt und vgl. N. Horstmann, Studierende wünschen sich auch nach der Pandemie mehr digitales Lernen, 10. Januar 2022, https://www.che.de/2022/studierende-wuenschen-sich-auch-nach-der-pandemie-mehr-digitales-lernen/

[8] Vgl. https://stiftung-hochschullehre.de/foerderung/hochschullehre-durch-digitalisierung-staerken/

[9] Vgl. §30(1), HG Mecklenburg-Vorpommern 2011, vgl. §59(1) HG Bremen 2007, vgl. §3(3) HG Nordrhein- Westfalen 2014, vgl. §9(1) HG Sachsen-Anhalt 2010, vgl. §46 (2) HG Thüringen 2018

[10] Vgl. https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/I/_startseite/Artikel2020/II/200526_future_skills.html

[11] Vgl. https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/I/_startseite/Artikel2022/I/220208_ki_professuren.html

[12] Vgl. V. Meyer-Guckel/ J. Klier/ J. Kirchherr/ M. Winde, Future Skills-Diskussionspapier 3, Future Skills: Strategische Potenziale für Hochschulen, https://www.stifterverband.org/medien/future-skills-strategische-potenziale-fuer-hochschulen

[13] Vgl. z.B. Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen

[14] https://www.hochschul-barometer.de/2020/bildung_fuer_future_skills

[15] Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2, §22, Absatz 5, https://www.hamburg.de/verordnung/

[16] Vgl. z.B. Dennis Fischer, Future Work Skills, Offenbach, 2022

[17] https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2019/2019_03_14-Digitalisierung-Hochschullehre.pdf

[18] Vgl. https://www.hochschul-barometer.de/2021/stimmungsbarometer

[19] Vgl. „IUBH wird grösste deutsche Hochschule – und zur „IU Internationale Hochschule“, https://www.presseportal.de/pm/154306/4870366

[20]  D. Weßels/ S. Bochert/ J. Langholz, Ein Schritt vor und zwei Schritte zurück? Staatliche Hochschulen am Scheideweg, https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/blog/staatliche-praesenzhochschulen-am-scheideweg, 2.12.2021

[21] Forschungs- und Innovationslabor Digitale Lehre (FIDL) (Hrsg.), Hochschullehre in der Post-Corona-Zeit. Studie der bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften Sommersemester 2020, 2020, S. 41, https://w3-mediapool.hm.edu/mediapool/media/baukasten/img_2/fidl/dokumente_121/FIDLStudiePostCoronaGesamt.pdf

[22]  Ebd. S. 41f

[23]  M. Winde/ S.D. Werner/ B. Gumbmann/ S. Hieronimus, Future Skills – Diskussionspapier 4, Hochschulen, Corona und jetzt?, https://www.stifterverband.org/medien/hochschulen-corona-und-jetzt

[24] P. Neubert, „Schnelle Investitionen, wenige Strategien: Forschungsergebnisse zum digitalen Sommersemester 2020“, 9.12.2020, https://www.che.de/2020/schnelle-investitionen-wenige-strategien-forschungsergebnisse-zum-digitalen-sommersemester-2020/

[25] Vgl. ebd.

[26] https://www.hrk.de/themen/studium/konferenz-potsdam/

[27] Vgl. J.-D. Friedrich/ P. Neubert/ J. Sames, Diskussionspapier Nr. 13 / Juli 2021, 9 Mythen des digitalen Wandels in der Hochschulbildung, https://hochschulforumdigitalisierung.de/sites/default/files/dateien/HFD_DP_13_Mythen_Digitaler_Wandel_Hochschulbildung.pdf.

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