„Das Beste aus beiden Welten“ – Ein Blick in den Arbeitsbericht zu Distance Learning an Österreichischen Universitäten
„Das Beste aus beiden Welten“ – Ein Blick in den Arbeitsbericht zu Distance Learning an Österreichischen Universitäten
30.07.21In einem neuen Arbeitsbericht hat das Österreichische Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung Ergebnisse der Studie „Distance Learning an österreichischen Hochschulen im Sommersemester 2020 und Wintersemester 2020/21“ präsentiert und damit eine wichtige wissenschaftliche Grundlage sowohl für das Vorgehen in den kommenden Semestern als auch in weiter entfernter Zukunft geschaffen. Die gesammelten und neu aufbereiteten Ergebnisse des Arbeitsberichts sind über Österreich hinaus relevant für die Entwicklung von Distance Learning und Digitalisierung an Hochschulen. In diesem Blog wollen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassen.
In den einleitenden Worten des österreichischen Bildungsministers Heinz Faßmann wird schnell deutlich, dass sein Ministerium sich nicht scheut, kritisch auf die qualitative Entwicklung der digitalen Lehre zu blicken und daraus ein ehrliches Fazit zu ziehen. Ist aus der Krisensituation eine digitale Lern- und Lehrumgebung erwachsen, die den Anforderungen der Zukunft standhalten wird?
Von der Krise in den Alltag
Das erste Digitalsemester im Sommer 2020 dient im Bericht als zentrale Grundlage zur Analyse der frühen Herausforderungen in der Distanz-Lehre. Zunächst ist die Rede von Ad-Hoc-Krisenmanagement und Notfall-Fernunterricht – anhand dieser Phase in der Distanzlehre lassen sich Grund-Problematiken identifizieren, die auch weiterhin eine Rolle spielen: die Schaffung eines rechtlichen Rahmens sowie die Implementierung technischer Vorraussetzungen stehen dabei im Fokus. Diese Faktoren seien entscheidend für die Weiterentwicklung der digitalen Lehre von einer Notfall-Lösung hinzu einer innovativen Entwicklung. Sie spielen auch eine große Rolle im Situationsbericht aus den großen österreichischen Universitäten und Hochschulen. Die Ausgangslage vor der Pandemie wird ebenfalls unter Berücksichtigung dieser Aspekte bewertet.
Fehlerkultur in der Lehre
Ein besonderes Augenmerk legt der Bericht auf „die persönlichen Erfahrungen der Studierenden und Lehrenden mit Distance Learning“. Diese Statusgruppen seien von der veränderten Situation besonders betroffen. Es habe sich gezeigt, dass digitale Lehr- und Lernformen nur dann innovativ seien, wenn sie fachkundig und didaktisch sinnvoll eingesetzt würden. Sprich: Digitalisierung an Hochschulen soll auch zukünftig nicht um jeden Preis, sondern bedürfnisorientiert und nach dem Prinzip „Das Beste aus beiden Welten“ umgesetzt werden. Dadurch kann eine Fehler- und Qualitätskultur entstehen, die nachhaltig gute Lehre zum Ziel hat und sich traut, den Status Quo laufend zu hinterfragen. Neben Untersuchungen zu den üblichen Methoden liefert der Bericht auch Evaluationen zu Prüfungsformen.
Was brauchen Studierende?
Die Situation Studierender spielt eine große Rolle in den Auswertungen. Zurecht, denn eine zitierte Studie aus dem Bericht (Fornell et al) zeigt erhöhte Abbrecherquoten unter benachteiligten Studierenden während der Pandemie. Faktoren wie Isolation und fehlende technische Mittel erschweren die Erfahrung Studium und die Begeisterung für das eigene Fach.
Wie können Lehrende dem begegnen? Ein Zitat aus dem Bericht über die Einschätzung von Studierenden verrät, dass es „mit ‚Fürsorge‘ (engl. „care“) Befragungen von Studierenden zu guter Lehre zufolge ein grundlegendes Konzept geben könnte, das festlegt, was gute Lehre bzw. gute Lehrende ausmacht.“ Studierende beschrieben demnach gute Lehrende als Personen, die sich um ihr Fachgebiet, ihre Lehre und ihre Studierenden kümmern, also beispielsweise von ihrem eigenen Fach begeistert sind und versuchen, die eigene Lehre zu reflektieren und optimieren.
Diese Qualitäten zu vermitteln, ist zweifellos eine zusätzliche Herausforderung für Lehrende im digitalen Raum. Gleichzeitig besteht darin aber auch die Chance, Beziehungen zwischen Lehrenden und Studierenden zu stärken und gegenseitige Anerkennung zu fördern.
Fazit
Der Bericht zeigt, dass der Übergang in die Distanz-Lehre in Österreich und darüber hinaus eine große Herausforderung war und nicht alles glatt gelaufen ist. Aber dadurch nutzt er auch effizient das Potenzial der Krisensituation, die größten Stolpersteine zu identifizieren und bereitet den Weg für eine wissenschaftsbasierte Weiterentwicklung digitaler Lernkonzepte.