Innovationskultur in Hochschulen initiieren

Innovationskultur in Hochschulen initiieren

08.01.21

Bücherregal - Innovationskulturen

Wie können wir Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse in Organisationen und Hochschulen so wandeln, dass sie mit stetig neuen Ideen und Herausforderungen umgehen können? Ein wichtiger Baustein dafür ist eine innovationsfördernde Kultur. Die Community Working Group (CWG) des Hochschulforums Digitalisierung arbeitet seit 2019 zum Thema Innovationskultur und stellt in diesem Blogbeitrag ihre Beobachtungen und die Ergebnisse eines Workshops im Rahmen des University:Future Festivals vor.  

 

Innovationskultur: Fünf Impulse für Hochschulen

Um herauszufinden, was Institutionen innovativ macht und wie Innovationen in der jeweiligen Kultur verankert sind, durften wir im Rahmen der Community Working Group “Innovationskultur” Ende 2019/ Anfang 2020 drei Institutionen (Telekommunikationsunternehmen sipgate, Katholike Universiteit Leuven und d.lab, das Innovationslabor der Deutschen Bahn) besuchen, die in dem Ruf stehen, besonders innovativ zu sein. Ziel war es, an den Erfahrungen dieser Organisationen teilzuhaben und zu überlegen, welche Ansätze auf Hochschulen übertragen werden könnten. Durch Interviews sind wir in ihre Transformationsgeschichten eingetaucht und haben dabei Parallelen entdeckt, die in den Interviews immer wieder angesprochen worden sind. An allen drei Orten haben wir Ausprägungen folgender Werte bemerkt:

  • Transparenz – Innovationen werden getragen von der Vielfalt der Menschen. Transparenz über vorhandenes Wissen, Fähigkeiten und Kenntnisse fördert die erfolgreiche Zusammenarbeit, die interdisziplinäre Vernetzung und den informellen Austausch.
  • Vertrauen und Mut – Vertrauen und Mut sind wichtige Treiber von Innovation. Mut, Dinge anzufangen, zu verändern und zuzulassen dabei Fehler zu machen. Vertrauen in die Mitarbeitenden, indem man ihnen Entscheidungen überlässt.
  • Freiräume – Für Innovationen braucht es Freiräume auf unterschiedlichen Ebenen: Orte, zum kreativen Arbeiten, freie Zeiträume, die dies ermöglichen und eine Einstellung, die das erlaubt.
  • Intrapreneurship – Intrapreneur*innen entdecken Chancen, verfolgen Ideen, setzen diese um und gestalten eigenverantwortlich und risikofreudig die Organisation mit. Sie tragen mit ihren Erfolgsgeschichten zum positiven Selbst- und Fremdbild der Organisation bei.
  • Kommunikation – Kommunikation ist Baustein für gelingende Innovation, z.B. indem ein Austausch über Aufgaben und Arbeitsfelder hinweg stattfindet. Feedback ist von großer Bedeutung, weil man hierdurch wertschätzende Kommunikation einüben kann.

In unserem Workshop beim University:Future Festival im Oktober 2020 haben wir unsere Beobachtungen vorgestellt (die Folien sind hier verlinkt), um anschließend mit den Teilnehmer*innen darüber nachzudenken, wie sich Innovationskultur in Hochschulen initiieren ließe.

Visionen generieren wie Walt Disney

Mittels der “Walt Disney Methode” haben wir die Teilnehmer*innen dazu eingeladen, ihre Zukunft zu erträumen, kritisch zu hinterfragen und schlussendlich einen realistischen Blick zu wagen. Im Folgenden möchten wir einige der Ergebnisse aus dem Workshop vorstellen und zum weiteren Diskurs in Mattermost einladen.

Als Träumer*in formulierten die Workshopteilnehmer*innen einige Aspekte, die gut in die Kategorie Freiräume passen, wie etwa die Einrichtung kreativer Think Tanks, Freiräume zum Out of the Box denken, offene Räume, flexible Arbeitszeiten, Auflösung von Grenzen hinsichtlich der Themen aus dem akademischen und dem Verwaltungsbereich und der Gedanke einer OER-Hochschule. Erwähnt wurde darüber hinaus der Wunsch nach mehr Vertrauen und damit einhergehend weniger Kontrolle, Dauerstellen im akademischen Bereich, Abbau von Hierarchien und Stärkung interdisziplinärer Teams.

In der kritischen Denkphase wurden Aspekte gesammelt, die das Vorantreiben einer Innovationskultur eher hemmen. Genannt wurden Einschränkungen durch rechtliche Rahmenbedingungen wie etwa dem Arbeitsrecht, vorhandene Strukturen, die hierarchisch, machtorientiert und unübersichtlich sind, fehlende Zeit und das Erfordernis, dass Veränderung gerade diese noch mehr benötige, ungünstige Einstellungen durch Positionen wie “Das haben wir schon immer so gemacht” oder der Begrenzung darauf, dass es sich bei Innovationen nur um technologische Neuerungen handeln kann.

Unter der realistischen Perspektive trugen die Teilnehmer*innen letztlich erste Ideen zusammen, was trotz der vielen genannten Einwände dennoch möglich sein könnte. Erste kleine Schritte bieten hier einen ersten Anhaltspunkt. Unter diesem Aspekt wurde der Start mit einzelnen, kleinen Bereichen genannt, Initiierung von Projektteams, das Finden von Gleichgesinnten und die gemeinsame Umsetzung erster Ideen, Etablierung neuer Methoden für Meetings und die Kommunikation, um damit kleine Innovationen für die gesamte Hochschule sichtbar machen. 

Diese Darstellung gibt nur einen Ausschnitt aus der Vielzahl an Gedanken und Ideen wieder, die im Workshop zusammengetragen wurden. Wir empfehlen einen Blick auf das begleitende Miro-Board für diejenigen, die hier gern tiefer eintauchen möchten.

In der kurzen anschließenden Diskussion wurde der Fokus vor allem auf den Aspekt der Ausgewogenheit gelegt. Es braucht eine Balance zwischen Freiraum und Struktur, einer Beleuchtung des Verhältnisses zwischen Top-Down- und Bottom-Up-Prozessen und einer Klärung der verschiedenen Rollen innerhalb einer Hochschule und damit einhergehend einer möglichen Entkopplung von Forschung und Lehre. Innovationen können nicht nebenher entstehen, es gibt zu viel anderes, was gleichzeitig im Blick behalten werden muss, was letztlich zu der Forderung nach Vereinfachung von Rollen, Prozessen und Strukturen führt.

Nun wird es konkret: Erste Schritte

Wir sind der festen Überzeugung, jede*r von uns hat Hebel in der Hand, mit der sie*er erste Veränderungen initiieren kann. Insofern genügte es uns nicht, auf einem tendenziell abstrakten Niveau über den Abbau von Hierarchien oder dem Aufbau einer Fehlerkultur zu diskutieren. Wir wollten wissen, was nun konkrete erste Schritte jede*r einzelnen Person sein könnten und haben auch diese im Folgenden sammeln lassen:

  • Welche konkreten ersten Schritte sehen Sie für sich?
  • An welchen Stellschrauben können Sie drehen?
  • Welche Hürden können Sie wie nehmen?
  • Wie werden Sie Innovationstreiber*in?

Es fällt uns schwer, uns hier nur auf eine Auswahl der Antworten zu beschränken, weshalb wir uns entschieden haben, Bilder sprechen zu lassen.

Erste Schritte InnovationskulturStellschrauben Innovationskultur individuellHürden für InnovationskulturWege um Innovationskultur selbst voranzutreiben

Hiermit schloss der Workshop. Der Weg zur Innovationskultur an Hochschulen geht damit an anderer Stelle weiter. Gespannt warten wir darauf, welche Erfahrungen nun gemacht werden. Auch wir möchten gern daran arbeiten, Veränderungen sichtbar zu machen. Insofern freuen wir uns auf Rückmeldungen zu den ersten Schritten. Es dürfen Erfolgsstories sein, aber natürlich gehören auch Rückschläge und die daraus resultierenden Erkenntnisse dazu. 

PS: Weiterführende Literatur

Auf unserem Miro-Board entstand im Workshop ein Bücherregal mit weiterführender Literatur. Das möchten wir nicht vorenthalten. Wer sich vertiefend mit der Thematik auseinandersetzen mag, der findet hier einige Quellen.

 Bücherregal - Innovationskulturen

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