#SemesterHack 2.0: Digitale Hochschulbildung über Grenzen hinweg – Interview zum Hackathon
#SemesterHack 2.0: Digitale Hochschulbildung über Grenzen hinweg – Interview zum Hackathon
04.11.20Gemeinsam mit dem weltweiten Ideen-Hackathon DigiEduHack betrat der #SemesterHack jetzt im November die internationale Bühne. Organisiert von HFD, DAAD und KI-Campus, brachte der #SemesterHack 2.0 Ideentreiber*innen und Akteure aus der Bildungslandschaft zusammen. Sie alle verbindete ein Ziel: Die digitale Hochschulbildung nachhaltig zu gestalten und damit zu verändern. Der Hackathon war eines von über 60 Teams weltweit, die den DigiEduHack zu dem machen, was er ist: Einer bereichernden Erfahrung across the line – Von überall, für jeden, smart digital. Studierende, Forscher*innen und Bildungswissenschaftler*innen aus aller Welt treiben Innovationen voran, erweitern ihre Kontakte und bestimmen durch Wissenstransfer den Puls der digitalen Bildung in Zeiten von Corona.
Neu in diesem Jahr: Die besten Projektideen aus dem Hackathon fördert der DAAD mit insgesamt mind. 150.000 Euro für ihre Umsetzung im digitalen Wintersemester!
Kai-Uwe Hunsicker (#DigitalChangeMaker & Vorstand FFD e.V.) sprach mit Prof. Dr. Anett Mehler-Bicher (Vizepräsidentin Digialisierung der Hochschule Mainz), Ann-Kathrin Grohs (AstA-Vorstand HS Mainz und DCM) sowie Till Rückwart (Online Hackathon Manager des Hackathon beim Deutschen Stifterverband in Berlin) über die Chancen der digitalen Hochschulbildung sowie kollaborative, grenzübergreifende Bildungsinitiativen wie den DigiEduHack und den nationalen #SemesterHack.
Till, Ihr steckt mitten in den Vorbereitungen für den nächsten #SemesterHack am 12. und 13. November. Was erwartet die Teilnehmer*innen denn Neues?
Till Rückwart: Insgesamt soll das Format noch inklusiver als der erste SemesterHack werden. #SemesterHack 2.0 soll im Wording und Design interdisziplinärer werden und eine breitere Zielgruppe ansprechen. Die Einreichungen von Projektideen werden jetzt direkt mit in den Hackathon aufgenommen. Jede Idee entspringt einem Bedarf und hat daher eine Berechtigung zur Teilhabe. Die Teams werden sich dann entsprechend ihrer eigenen Interessen zusammensetzen und austauschen. Auch dieses Mal gilt wieder: Programmierkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Ich möchte alle Interessenten dazu ermuntern, ihre Ideen einzureichen! Bis 9.11. können alle Ideen über unser Formular einreichen.
Neu ist auch, dass wir den SemesterHack als Teil des globalen Hackathons DigiEduHack organisieren. Zum Hintergrund: Der DigiEduHack ist eine Flaggschiff-Initiative des neuen Digital Education Action Plans der Europäischen Kommission. Wir sind sehr gespannt auf den Austausch mit anderen Teilnehmenden aus aller Welt und freuen uns sehr, Teil von diesem digitalen, globalen Ökosystem zu agieren.
Ann-Kathrin Grohs: Eine Erkenntnis des letzten Hackathon war, dass Impulse einen Mehrwert für die Teilnehmenden und für die Gruppenarbeiten liefern könnten. Teilweise haben Mentor*innen bereits die Initiative ergriffen und Ad-hoc-Workshops gegeben. Das wollen wir unbedingt aufgreifen und bereits vor dem Hackathon Impulse zur Teambildung und den Start der Gruppenarbeit geben. Weiter sollen während des #SemesterHack 2.0 Workshops zu unterschiedlichen Themen stattfinden. Einzelne Teammitglieder bekommen damit Methoden in die Hand, die mit dem ganzen Team geteilt werden können. Kernaspekte sind Leitthemen wie Design Thinking, Teamstrukturierung, User Experience (UX), Datenschutz und die Gestaltung von zukünftigen Best Practices.
Der letzte Hackathon hatte über 1.000 Teilnehmer*innen. Wie organisiert Ihr all das und stellt sicher, dass alle geordnet zueinander finden und sich Synergien bestmöglich entfalten?
Till Rückwart: Wir werden bereits am Montag, den 9.11., die Teilnehmenden zu der kollaborativen Plattform Mattermost einladen und die Ideen, an denen beim Hackathon gearbeitet werden soll, veröffentlichen. Mattermost ist unser zentrales, digitales Ökosystem für den hochschulübergreifenden Austausch. Bis zum eigentlichen Hackathon drei Tage später haben alle dann die Option, bereits in unterschiedliche Ideen rein zu zoomen, sich vorab zu vernetzen, erste Fragen zu stellen und smarte Teams zu gründen. Dieser Prozess wird von uns beim Stifterverband und dem DAAD moderiert, inhaltlich begleitet und geführt. Gute Voraussetzungen also, um das Format #SemesterHack auf die internationale Bühne zu bringen. Wir sind auf jeden Fall schon super gespannt, wie das alles zusammen wirkt und was aus den vielen guten Ideen wächst.
Frau Prof. Mehler-Bicher, Ihre Hochschule war schon im Frühjahr beim ersten Hackathon dabei. Wo sehen Sie die Chancen und das Potential dieses noch recht jungen, digitalen Innovationscamps?
Anett Mehler-Bicher: In der deutschen Bildungslandschaft erlebt die Digitalisierung durch Corona einen ungeahnten Schub. Da ist richtig Schwung vorhanden, aber auch positiv besetzter Druck, die Digitalisierung in der Hochschulbildung in der Breite zu etablieren. Wer sich in anderen europäischen Ländern, den USA oder Asien umschaut, findet schon zahlreiche, andere Beispiele, wie der digitale Wandel die Art zu lehren und zu lernen verändert. Der #SemesterHack 2.0 soll wertvolle Impulse für unsere eigene Arbeit geben und uns inspirieren, neue Wege zu gehen oder bewährte auszubauen. Aus diesem Grund wollen wir alle diejenigen, die maßgeblich am digitalen Wandel bzw. der Zukunft der Lehre und des Lernens beteiligt sind, zur internationalen Vernetzung einzuladen. Wir wünschen uns, dass alle Teilnehmer*innen Eindrücke aus möglichst vielen Ländern gewinnen können. Diese sollen anregen, den Bildungsalltag im eigenen Land lebendiger und bunter zu gestalten. Genau das ist unser Ziel.
Wenn wir uns das konkret anschauen für den deutschen Bildungsbetrieb an hunderten von Hochschulen, Fachhochschulen und Universitäten: Was bedeutet das für die kommenden Monate unter den Auswirkungen der Pandemie?
Anett Mehler-Bicher: Es geht ganz klar um die Weiterentwicklung und Begründung von Ideen für das digitale Wintersemester. Maßnahmen und Konzepte für digitale Lehre helfen zurzeit die Lehre flächendeckend aufrechtzuerhalten. Die Corona-Krise hat an den Hochschulen in Deutschland wie auch weltweit zu einem Digitalisierungsschub geführt. Um Infektionsrisiken zu vermeiden, sind wir an den Hochschulen gezwungen worden, etablierte Prozesse wie beispielsweise die Lehre schnell in den digitalen Raum zu verschieben. Vorhandene Projekte für eine neue, digital basierte oder von ihr ergänzte Lehre wurden forciert voran geführt. Das ist ein sehr dynamischer Prozess, weil hier sowohl Konzepte von den Dekanaten und den Institutsleitungen ins Feld geführt wurden, aber Studierende eben auch selbst vorhandene Systeme und Apps nutzen, um für die neue Normalität innerhalb der Pandemie Lösungen zum Lernen und den fachlichen Austausch zu finden.
Was reizt Sie denn besonders am Hackathon?
Anett Mehler-Bicher: Ganz klar dass sich so viele Studierende beteiligen, das war schon beim ersten Mal eine total faszinierende Erfahrung. Die statusgruppenübergreifende Kollaboration ist eine riesige Chance: Jeder bringt sich ein mit seinen Ideen und Ressourcen, der digitale Raum verwischt dabei ein wenig – positiv formuliert – gängige Statusgrenzen. Wir können alle die Sache und die Themen noch mehr in den Vordergrund stellen. Bedarfs- und nutzerorientierte Innovation und Co-Kreation, das sind absolute Schlüsselaspekte für die jetzige und die zukünftige Digitalisierung, national wie international. Darauf können wir uns genauso freuen wie auch ein wenig stolz sein, dass wir in Deutschland diese Entwicklungen mitgestalten und die fächerübergreifende Vernetzung fördern. Barcamps, Unconferences, Hackathons, Open Spaces – partizipative Formate stehen jetzt mehr im Vordergrund. Für uns in den Leitungsgremien innerhalb der Hochschulen ist dabei die Frage, wie derartige Formate für die eigene Weiterentwicklung fruchtbar gemacht werden können und wie Innovation als Bottom-Up-Prozess gefördert werden kann.
Ann-Kathrin, was sind denn vor allem für Studierende wie dich Frontthemen innerhalb der Initiative?
Ann-Kathrin Grohs: Für uns ist natürlich wichtig, dass die Qualität der Lehre gut bleibt und die simultane Betreuung nicht leidet. Digitale Lehre wird wichtiger, von der Qualifizierung und Umsetzung bis zum digitalen Prüfen. Kollaboratives Arbeiten ist für viele Studierende noch neu, hier gilt es in allen Fachbereichen noch mehr zu werben und die Leute abzuholen. Virtuelle Mobilität kann den eigenen Fokus öffnen und wir können uns Inhalte von internationalen Studienstandorten zu uns nach Hause holen. Es geht aber auch ganz lokal um das digitale Campusleben: Von Peer Support und Studierendenbeteiligung bis zur Studienberatung können digitale Formate neue Ansprachewege begründen und mehr Studierende erreichen. Digitale Literatur- und Wissensversorgung sind weitere Aspekte, die ausgebaut werden und das Studieren noch reichhaltiger und vielfältiger machen. Genau darum geht es ja im Kern: Dass wir im Studium neue Erfahrungen machen, unsere Grenzen ausloten und über sie hinaus wachsen.
Das klingt in jedem Fall nach einer Erfahrung und einem Hackathon, den man nicht verpassen sollte. Vielen Dank für den Austausch zur Digitalisierung in der deutschen Hochschullandschaft und wie sich die aktuellen Herausforderungen zu Chancen transformieren lassen. Bleibt gesund!
Lust, das Wintersemester mitzuhacken? Ideen können bis zum 9. November eingereicht werden.