5 Jahre, 5 Papers – die gefragtesten Veröffentlichungen des HFD

5 Jahre, 5 Papers – die gefragtesten Veröffentlichungen des HFD

07.02.19

Frau hält Globus vor ihrem Gesicht

Wo sind eigentlich diese Digital Natives? Liest die Bundeskanzlerin unseren Blog? Was nützen digitale Lernszenarien Profilneurotikern? Was ist wichtiger: Geld oder Strategie? Und warum interessieren sich eigentlich alle für die Arbeit von diesem HFD? Antworten auf (die meisten) diese(r) Fragen finden Sie in den 5 gefragtesten Papers aus 5 Jahren HFD.

Jugendliche sitzen auf einer Treppe und nutzen ihre Mobilgeräte

Platz 5 (1062 mal abgerufen): LERNEN MIT DIGITALEN MEDIEN AUS STUDIERENDENPERSPEKTIVE

(Dr. Malte Persike (Johannes Gutenberg Universität Mainz) Julius-David Friedrich (Centrum für Hochschulentwicklung), März 2016)

“Der Begriff ‘Digital Natives’ erscheint aufgrund dieser Auswertung bedeutungslos. Die Annahme, dass heutige Studierende generell digital affin studieren, ist nicht haltbar.”

Mit dieser These könnte man sicher die ein oder andere Podiumsdiskussion aufmischen. Die Sachlage ist dann aber doch differenzierter und das wird auch in dieser an 27.000 Studierenden erhobenen Studie deutlich. So sagt die Nutzung digitaler Medien im Rahmen des Studiums ja noch nichts über den WhatsApp-, Instagram-, und Netflixkonsum der Teilnehmenden aus, der bedeutend höher liegen dürfte. Es hat ja niemand von “Digital Higher Education Natives” gesprochen. Gleichwohl ist es aber durchaus interessant festzustellen, dass eben diese privaten “Entertainmentdigitalen” zu einem großen Teil nur diejenigen digitalen Ressourcen nutzen, die von den Dozierenden unmittelbar für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt werden bzw. für das Bestehen der Prüfung notwendig sind. Studierende sind laut Autoren der Studie nämlich “ergebnisorientiert”. Ein schöner Euphemismus für die dem Studierendenleben allzu eigene Mischung aus Faulheit und schlechter Planung. Also merkt euch, liebe Studierende: Wenn euch die Personalchefin beim Einstellungsgespräch nach der 3,7 in Statistik fragt, einfach antworten, “ich arbeite sehr ergebnisorientiert”, und dem Traumjob steht nichts mehr im Wege.

 

Platz 4 (1086 mal abgerufen): MACHBARKEITSSTUDIE FÜR EINE (INTER-)NATIONALE PLATTFORM FÜR DIE HOCHSCHULLEHRE

(Dr. Ulrich Schmid, Dr. Volker Zimmermann, Dr. Berit Baeßler, Katharina Freitag, Mai 2018)

Die Bundeskanzlerin räumte im Januar 2019 in Davos ein, dass Deutschland beim Entstehen der Plattform-Ökonomie weit zurückgefallen sei – weil es den Deutschen zu gut gehe, um großen Innovationsdrang zu spüren. Beim HFD ist Innovationsdrang unser zweiter Vorname und so haben wir uns getraut, groß zu denken. Frei nach Helmut Schmidt: “Wer Visionen hat, sollte zum HFD gehen”. Im vergangenen Jahr haben wir eine Studie eine Auftrag gegeben, die die Machbarkeit einer (inter)nationalen Hochschulplattform untersucht.

Die Ziele der Plattform: Einen nutzerfreundlichen und mobil problemlos nutzbaren Zugriff auf Studieninhalte – ein Wunschtraum für viele Studierende. Eine nutzerfreundliche Plattform mit hoher Reichweite für eigenproduzierte Onlinekurse – leider fernab der Realität vieler Hochschullehrenden. Integration ins Campusmanagementsystem? Das wäre was! Um dieser fernen Realität ein paar Schritte näher zu kommen, haben die Autoren definiert, welche Kriterien eine nationale Hochschulplattform insbesondere erfüllen sollte und einen Weg zu einer Lösung skizziert.

Alles läuft auf die dezentrale Lösung hin, die bestehende Angebote vernetzt und um zusätzliche Services ergänzt. Charmant, weil machbar und mit mutmaßlich weniger Widerstand verbunden. Während die Sache eindeutig scheint, nimmt sie dann doch noch eine überraschende Wendung: Die Nutzerorientierung der ersten Variante ist nicht besonders ausgeprägt und daher wird nun noch eine zweites nachfrageorientiertes Modell entwickelt.

In einem experimentellen, ergebnisoffenen Prozess lassen sich die Autoren auf einen Vergleich der beiden Varianten ein. Es entwickelt sich ein echter Krimi: Dezentralität gegen Usability, technologisch-organisatorische Machbarkeit gegen hochschulpolitische Machbarkeit… die Spannung steigt ins Unermessliche. Und dann (k)eine Entscheidung: ein elegantes “Sowohl-als-auch”. Empfohlen wird der mehrstufige Ausbau über sechs Jahre, beginnend mit der Variante “Vernetzung der bestehenden Angebote”, die dann schrittweise um einzelne Aspekte der Variante “Nachfrageorientierung” wie z.B. E-Prüfungen in einem bundesweiten Netzwerk ergänzt werden.

Krimifans sind nun gespoilert und kommen nicht mehr auf ihre Kosten. Für alle Hochschulllehrenden und -verantwortlichen dagegen absolut lesenswert! Ob die Kanzlerin selbst darin geschmökert hat, ist uns nicht bekannt. Ihre Partei hat allerdings beim Bundesparteitag im Dezember (gemäß unserer Empfehlung) das Konzept für die nationale Weiterbildungsplattform MILLA verabschiedet.

Frau mit VR-Brille

Platz 3 (1864 mal abgerufen): DIGITALE LERNSZENARIEN IM HOCHSCHULBEREICH

(Dr. Klaus Wannemacher Unter Mitwirkung von Imke Jungermann, Julia Scholz, Hacer Tercanli und Dr. Anna von Villiez, Januar 2016)

Ein “Oldie but Goldie” ist dieses zweitälteste Paper in den Top 5. Die Autoren haben in dieser Überblicksarbeit über 240 Fallstudien analysiert,vorhandene Formate und Technologien zusammengetragen und systematisiert, um schließlich Strategieperspektiven für die Hochschulen zu entwickeln. So lassen sich alle Aktivitäten in eine der drei Kategorien “Anreicherung” klassischer Veranstaltungen durch digitale Komponenten ohne substantielle Veränderung ebendieser, “Integration” von Präsenz- und digitalen Lernphasen sowie reines “Online-Lernen” einordnen. Darüber hinaus gibt es fünf Szenarien, die variabel eingesetzt und mit anderen kombiniert werden können:

  • Interaktion und Kollaboration: Nutzung sozialer Medien und anderer interaktiver, kollaborativer Anwendungen
  • Offene Bildungspraxis: frei zugängliche Lernmaterialien
  • Spiel und Simulation: alle Lernformen, die Spielen und “digitalisierte Wirklichkeit” (z.B. Virtual Reality) einbeziehen
  • Personalisierung: Anpassung an individuelle Lernbedarfe
  • Selbststudium: alle Formen der digitalen Unterstützung von Selbstlernprozessen

Abschließend empfehlen die Autoren ein “breites Spektrum an Gestaltungs- und Profilierungsoptionen” durch digitalisierte Lehrformate. Wenn schon der Appell an die gute Lehre im Sinne der Studierenden nicht hilft, dann vielleicht eine kleine Streicheleinheit für das Uni-Ego mit der Aussicht auf Gestaltung und Profilierung?

Insbesondere e-Lectures, Inverted Classroom-Ansätze, Freie Lernmaterialien, Anwendungen aus dem Bereich der digitalisierten Wirklichkeit, digitalisierte Lernangebote zur Unterstützung von Selbstlernphasen sowie partiell MOOC-basierte Online-Studiengänge bieten ein großes Potential, das an deutschen Hochschulen nur sehr zurückhaltend genutzt wird.

 

Platz 2 (2500 mal aufgerufen): DISKUSSIONSPAPIER 20 Thesen zur Digitalisierung der Hochschulbildung

(Hochschulforum Digitalisierung, September 2015)

Zur Halbzeitkonferenz des Hochschulforums Digitalsierung ist diese Veröffentlichung erschienen. Nicht erst seit dem Pokalkrimi Dortmund gegen Werder wissen Fußballfans, dass manche Spiele in die Verlängerung gehen, nach dem Spiel ja sowieso vor dem Spiel ist und wir ja noch viel mehr vorhatten. Trotzdem bietet dieser Zwischenstand einige auch nach wie vor aktuelle und heiß diskutierte Thesen zur Digitalisierung der Hochschulbildung. Einige wenige seien hier beispielhaft genannt:

„Nicht finanzielle Ressourcen, sondern die Hochschulstrategie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg eines Digitalisierungsprozesses.“

Ein sehr wichtiger Punkt, der gerne übersehen wird. Aber was macht man nun als Hochschule, wenn man seine digitales Profil strategisch stärken will? Wir hätten da mal was vorbereitet: Ein ebenfalls sehr lesenswertes Paper, das nur haarscharf den Einzug in die Top 5 verpasst hat.

„Mit dem Einsatz digitaler Lehr- und Lernangebote werden neue Zielgruppen erreicht.“

Eine These so alt wie die erste abgefilmte Vorlesung. Dadurch nicht weniger zutreffend. Gleichzeitig schränken auch die Autoren selbst ein, dass “der Studienerfolg insbesondere von nicht traditionellen Studierendengruppen in virtuellen Lehr- und Lernzusammenhängen stark mit der Verfügbarkeit von begleitenden Betreuungsangeboten zusammenhängt”. Ein MOOC macht noch keine Bildungsrevolution.

Gleich drei Thesen beschäftigen sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und Empfehlungen:

„Die fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen spitzen die mangelnde Verbreitung digitaler Lehr- und Lernangebote an den Hochschulen zu. Gleichwohl gibt es für viele rechtliche Herausforderungen bereits Lösungen.“

„Erst eine Neuregelung des Datenschutzes würde die Ausschöpfung der Potenziale digitaler Medien in der Lehre ermöglichen.“

„Eine Urheberrechtsreform würde es Lehrenden und Lernenden ermöglichen, Lehrmaterialien zeitgemäß zu erschließen, zu nutzen und weiter zu bearbeiten.“

Auch wenn sich seit Erscheinen des Papers schon Dinge bewegt haben, bleibt hier noch einiges zu tun. Zur Europawahl haben einige Parteien schon ihr Programm beschlossen, auf andere warten wir noch. Pünktlich zur Europawahl melden wir uns dann an dieser Stelle mit einer ausführlichen Wahlprogrammanalyse.

Frau hält Globus vor ihrem Gesicht

„Digitale Lehr- und Lernangebote fördern die internationale Studierendenmobilität.“

In 20 Jahren nach Bologna haben wir große Fortschritte für die Mobilität im europäischen Hochschulraum erlebt, aber es gibt noch viel Luft nach oben. Gerade digitale Angebote können hier noch viel bewegen. Eine virtuelle Mobilität ermöglicht auch die Belegung von einzelnen Kursen oder sogar ganzen Studiengängen ohne physische Anwesenheit. Wem wir hier immer noch nicht genug Eigenwerbung gemacht haben, empfehlen wir zur vertiefenden Lektüre das Background Paper Bologna Digital 2020.

 

Platz 1 (3913 mal abgerufen): THE DIGITAL TURN – Auf dem Weg zur Hochschulbildung im digitalen Zeitalter

(Redaktion: Simone Höfer, Isabel Schünemann, Oliver Janoschka, 2016)

Der All-Time-Favorite der HFD-Community bleibt dieses Zeugnis der Tätigkeiten des HFD im Zeitraum 2014-2016. Während man so einen umfassenden Abschlussbericht verfasst, fragt man sich ja schon einmal, ob das überhaupt jemand liest. Umso mehr freuen wir uns über dieses Ergebnis und bedanken uns für das große Interesse. Dieses 184 Seiten umfassende Papier und die hohen Abrufzahlen dokumentieren eindrucksvoll die wichtige Arbeit, die alle Beteiligten schon in den ersten Jahren geleistet haben.

Eine Zusammenfassung des Inhalts liefern wir anders als bei den anderen Papers nicht: Das würde dem Umfang dieser Veröffentlichung nicht gerecht. Wir möchten allerdings unseren Lieblingssatz mit ihnen teilen: “Die evidenzbasierte Erforschung von digitalen Lehr- und Lernprozessen ist in Deutschland trotz einiger Anstrengungen immer noch ein Desiderat”. Hiermit stellen die Autoren neben ihrem diplomatischen Geschick auch gleich eindrucksvoll ihr großes Latinum unter Beweis. Salve, magistra!

Wir fühlen uns geehrt über dieses große Interesse und versprechen: Weitere anregende und informative Veröffentlichungen folgen. Wir arbeiten dran!

 

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