Kick-off der Zukunfts-AG „DigitalChangeMaker“

Kick-off der Zukunfts-AG „DigitalChangeMaker“

16.10.18

 

Was erwarten Studierende von der Digitalisierung der Hochschule und wie können ihre Projekte besser unterstützt werden? In diesem Bericht erzählt Alexa Böckel vom Kick-Off der Zukunfts-AG #DigitalChangeMaker und ihrer ersten Begegenung mit den studentischen ChangeMakern

Freitagabend, 18:00 Uhr, St. Oberholz, Berlin. Ich betrete mit Florian den Raum des Coworking-Spaces und schaue in viele gespannte Gesichter: Das Kick-Off Treffen der studentischen Zukunfts-AG beginnt, die “DigitalChangeMaker” begegnen sich zum ersten Mal live und in Farbe. Sofort ist klar: die Chemie zwischen den 13 Studierenden aus ganz Deutschland stimmt. Wir sind ein diverser Haufen, einige sind noch am Anfang ihres Studiums, andere befinden sich bereits in der Promotion. Und auch hinsichtlich der Studienschwerpunkte ist alles dabei: Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Umweltinformatik, Erwachsenenbildung und Archäologie sind nur ein Teil des abgebildeten Spektrums.

Die Gespräche drehen sich u. a. um die unterschiedlichen Hochschulen, ihre Vor- und Nachteile und unsere Erfahrungen in der Hochschulpolitik (von Fachschaften, über ein studentisches Information Office, bis hin zum Engagement im Freier Zusammenschluss von StudentInnenschaften ist alles dabei). Einige von uns waren bereits auf der Themenwoche des Hochschulforums Digitalisierung und haben an einem studentischen Hackathon teilgenommen. Von diesen Erlebnissen der letzten Tage erzählen wir uns und teilen unser Erstaunen über die neuen Eindrücke und vielfältigen Möglichkeiten.

 

 

Tag 1: Womit wollen wir uns beschäftigen?

Das erste Kennenlernen ist gefolgt von der inhaltlichen Arbeit; wir wollen brainstormen welche Bedürfnisse Studierende haben. Was wünschen sich Studis in Hinblick auf die Digitalisierung an ihren Universitäten? Um sich besser in Menschen, ihre Sorgen, Wünsche und Gefühle hineinzudenken und Problemfelder aufzudecken, erstellen wir sogenannte Personas. Diese Technik aus dem Design Thinking schärft den nutzer(innen)orientierten Fokus auf die Situation und erleichtert es eine bestimmte Perspektive einzunehmen. Herausgekommen sind die spannenden Charaktere von Alex und Max, deren Bedürfnisse unsere weitere Auseinandersetzung mit der “Digitalisierung” leiten. Denn das übergeordnete Ziel ist es, die studentische Partizipation im Bereich Digitalisierung an den Universitäten zu erhöhen und eigene Inhalte und Forderungen zu erarbeiten, um die studentischen Bedürfnisse langfristig besser zu erfüllen. Zeitgleich wollen wir eine kritische Stimme zu den aktuellen Veränderungen bilden und prüfen, an welchen Stellen digitale Lösungen hilfreich sind und an welchen nicht. Wir merken, dass wir trotz der unterschiedlichen Studiengänge, -orte und -programme ähnliche Möglichkeitsräume der Verbesserung wahrnehmen und an einem Strang ziehen wollen.

Der Ausklang am Abend lässt dann endgültig feststellen: hier hat sich eine Gruppe gefunden, die wahnsinnig Lust darauf hat zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinschaftlich die Hochschullandschaft zu verändern. Die Luft vibriert vor kreativen Ideen, kontroversen Meinungen und spannenden ersten Konzepten, die bereits verbal entwickelt werden. Bei Pelmeni, Bier und Wein diskutieren wir den ersten Tag und besprechen die ersten Entwürfe für unsere nächsten Schritte.

 

Tag 2: Netzwerk n und AHEAD

Die Architektur des Raumes am Samstag ist vergleichbar mit unseren Gedanken: Überall erschließen sich neue Ecken und Giebel. Durch eine Wendeltreppe können wir auf eine neue Ebene gelangen. Was im ersten Moment abgedroschen klingt, entspricht dem tatsächlichen Geschehen. Denn: Wir haben einerseits verstanden, wie die aktuelle Situation aussieht und was es „auf dem Markt“ bereits gibt und andererseits erstellen wir direkt eine gemeinsame Agenda, die unsere Arbeit für die nächsten Monate bestimmen wird.

Es freut uns alle sehr, für einen externen, engagierten Impuls Verena Salomon und Michael Flohr vom netzwerk n zu Gast zu haben, welche ihre Arbeit und die plattform n vorstellen. So können wir erste Vorstellungen dazu entwickeln, wie starke Netzwerke aussehen können, wie studentische Partizipation im Hochschulkontext unterstützt durch eine digitale Plattform möglich ist und inwiefern das Thema Nachhaltigkeit hochschulübergreifend bearbeitet wird. Auch für die Digitalisierung an Hochschulen sehen wir eine große Überschneidung mit nachhaltigen Themen. Danach gibt uns Dominic Orr vom Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie einen Einblick in sein aktuelles Forschungsprojekt AHEAD, in welchem er für das BMBF zukünftige Anforderungen an das Hochschulwesen untersucht und interessante Modelle zu der Frage entwickelt, welche Typen von Hochschulbildung es künftig geben wird. Schön, dass die studentische Perspektive auch hierfür wichtig ist!

Den Nachmittag verbringen wir damit Ideen zu entwickeln, wie wir das nächste Jahr in unserer Zukunfts-AG “DigitalChangeMaker” gestalten und was unsere Ziele sind. Herausgekommen ist eine umfangreiche Agenda.

 

 

Blick in die Zukunft: Agenda der DigitalChangeMaker in den kommenden Monaten

Bis zum nächsten Treffen, welches auf Einladung von Zaim Sari, studentischer Senator an der TU München, im Dezember in Bayern stattfinden wird, haben wir uns verschiedene und herausfordernde Arbeitsschwerpunkte vorgenommen.  Einige Aktivitäten werden auch über 2018 hinaus mindestens bis Sommer 2019 laufen.

Eva Kern von der Hochschule Trier und Julian Reimann von der HNE Eberswalde werden auf der Konferenz Bits&Bäume vertreten sein und sich über die Schnittstellen von Digitalisierung und Nachhaltigkeit informieren und austauschen. Sie werden beginnen, ein Netzwerk zu den dort anwesenden Akteur*innen aufzubauen, das in Zusammenarbeit mit der Zukunfts-AG aus dem Hochschulforum Digitalisierung im nächsten Jahr immer weiter wachsen soll, und einen Blogpost über ihre Eindrücke vor Ort verfassen.

Elisabeth Wächtler von der HU Berlin plant eine Videoreihe mit Interviews zu innovativen Lehr- und Lernszenarien und wird dabei von Henrika Meyer von der HU (gleichzeitig SHK im Hochschulforum Digitalisierung) und Julia Kohl unterstützt. Diese Interviews sind die Vorarbeit zu einem Fragebogen zur Sachstandsanalyse bzgl. der Digitalisierung in der Lehre aus studentischer Perspektive. Dieses Teilprojekt hat das Ziel ein Paper über den Einsatz digitaler Medien in der Lehre hervorzubringen und integriert dabei die Wahrnehmung von Hochschullehrenden und Studierenden.
Die Wirkungen und Erwartungen von Corporate Learning und die Parallelen zur Digitalisierung in der Lehre werden von Julia Kohl von der Universität Regensburg in einem Blogbeitrag reflektiert. Sie teilt ihre beruflichen Erfahrungen und erarbeitet Synergiepotentiale, welche durch Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Lernorten entstehen.
Weitere Themen sind elektronische Wahlen und Scan-Klausuren, welcher sich Zaim Sari von der TU München annehmen wird. Hierfür soll unter anderem eine Vorlage für einen Antrag in Studierendenparlamenten entstehen, welcher es deutschlandweit Studierenden vereinfachen soll Hochschulwahlen barrierefreier und ortsunabhängig zu gestalten.

Für eine hochschulpolitische Perspektive auf die Digitalisierung in der Hochschulbildung plant Marcus Lamprecht von der Universität Duisburg-Essen eine Austauschtreffen des fzs mit allen Konsortialpartnern des Hochschulforums Digitalisierung (Stifterverband, HRK und CHE).

Elisa Schopf, Eva Kern und ich (Alexa Böckel) von der Leuphana Universität Lüneburg sowie Philipp Gross von der TU Braunschweig erarbeiten einen Fragebogen zur Erhebung der Erwartungen von Studierenden an die Digitalisierung in den Hochschulen, welcher systematisch die notwendigen Funktionen von verschiedenen Plattformen explorieren soll. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf digitaler Kommunikation und sozialen Netzwerken an den Hochschulen. Die deutschlandweiten Ergebnisse sollen im Rahmen eines Papers veröffentlicht werden. Phillip Gross wird darüber hinaus seine Erfahrungen zur Reduzierung von physischen und psychischen Barrieren durch digitale Lösungen teilen, welche er in einem aktuell von ihm geleiteten Seminar sammeln durfte.

Nach dem zweiten Treffen im Dezember plant Frederik Denker von der Zeppelin Universität Friedrichshafen gemeinsam mit weiteren Team-Mitgliedern die Veröffentlichung eines Diskussionspapiers zur nationalen Bildungsplattform und wird die vom HfD herausgegebene Studie aus studentischer Perspektive kommentieren.

Jan Baumann von der Universität des Saarlandes beschäftigt sich mit digitalen Lern-Plattformen/Angeboten im Rahmen des Medizinstudiums. Wie findet hier formelles und informelles Lernen statt und wo findet dieses im Rahmen des Medizinstudiums online bereits Anwendung? Welche Anforderungen haben die Studierenden hieran? All das sind Fragen, die er in einem Blogbeitrag verschriftlichen wird. Darüber hinaus plant er einen Austausch des Hochschulforums Digitalisierung mit dem Hartmannbund.

Zudem entstand die Idee, auch einmal Worst Practices aus dem Universitätsalltag zu sammeln, an welchen Stellen digitale Prozesse noch nicht angekommen sind, zum Beispiel bei der händischen Erstellung von Transcripts. Dieser Sammlung gekoppelt an positive Beispiele werden sich Berenike Rensinghoff von der JGU Mainz und Frederik Denker annehmen.

Um es anderen Studierenden zu erleichtern digitale Prozesse in der eigenen Universität anzustoßen, werden bis 2019 in verschiedenen Formaten „How-To“-Inhalte erstellt, in denen konkrete studentische Handlungsoptionen aufgezeigt werden. Dafür übernimmt Berenike Rensinghoff die Verantwortung und wird dabei von den weiteren DigitalChangeMakern unterstützt.

Auch die Einbindung in Aktivitäten des Hochschulforums Digitalisierung kommt nicht zu kurz: Ende November werden Jan Baumann und Alexa Böckel an der Peer-to-Peer-Delegationsreise des Hochschulforums Digitalisierung teilnehmen und die Eindrücke aus den Niederlanden in die Gruppe tragen. Somit können weitere Ideen zur europäischen Perspektive auf Hochschulbildung im digitalen Zeitalter generiert werden. Eventuell wollen wir 2019 auch eine Veranstaltung gemeinsam mit studentischen Vertreter/-innen auf europäischer Ebene durchführen.

 

 

Man sieht: Wir haben uns im Rahmen des ersten Kick-offs bereits sehr viel vorgenommen und starten motiviert in die Arbeit als DigitalChangeMaker. Die Perspektiven und Schwerpunkte unseres Teams sind so spannend wie vielfältig und wir hoffen entsprechend uns nicht nur gegeneinander tatkräftig unterstützen zu können, sondern auch ganz unterschiedliche, wichtige Impulse setzen zu können. Auf geht’s!

 

 

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