Open Educational Resources auffindbar machen: Das Suchtool OER-Hörnchen

Open Educational Resources auffindbar machen: Das Suchtool OER-Hörnchen

13.11.17

Der Einsatz von OER ist keine Seltenheit mehr, doch die Suche nach geeigneten Materialien gestaltet sich oft aufwendig. Ein Ansatz für die bessere Auffindbarkeit von freien Bildungsmaterialien ist OER-Hörnchen, eine Suchoberfläche, die verschiedene OER-Plattformen durchsucht. Matthias Andrasch von der Universität Köln hat das Projekt verwirklicht und stellt die Seite und ihre Funktionen im Interview vor. Dieses Interview wurde zuerst im Blog des ZBW-Mediatalks veröffentlicht und steht unter einer CC0-Lizenz.

Wieso hast du dein Suchtool OER-“Hörnchen” genannt?

Eichhörnchen müssen im Großstadtchaos zurechtkommen, sollten nicht unters Auto geraten und dabei auch noch Futter finden. Das hat mich schon ein bisschen an die engagierten Menschen im Bildungsbereich erinnert, welche mit wenigen Zeitressourcen offene Bildungsmaterialien finden wollen. Außerdem können Eichhörnchen flink von Baum zu Baum springen – mit dem OER-Hörnchen kann man gezielt verschiedene Webseiten durchsuchen. Es ist ja so: Im Netz findet sich zum Beispiel viel Unterrichtsmaterial, aber es ist gar nicht so einfach echte Open Educational Resources zu finden, welche man frei verändern und wiederveröffentlichen darf.

Der Schlüssel zum Glück beziehungsweise der Veränderbarkeit von Material ist hierbei die Lizenz. Das OER-Hörnchen ist in diesem Kontext eine Aufklärungskampagne für maschinenlesbare Creative-Commons-Lizenzen. Ein sympathisches Eichhörnchen als Maskottchen kann hier sicher nicht schaden. Erst später habe ich erfahren, dass Eichhörnchen wohl nicht so gerne teilen – aber es geht ja auch erstmal um die Suche.

Kannst du kurz die Mechanik deiner Suchseite erklären?

Technisch gesehen ist das OER-Hörnchen ein simples Hilfswerkzeug, welches Nutzer(innen) ein wenig das Leben bei der Suche nach offenen Bildungsmaterialien erleichtern soll. Nutzer(innen) können auf “www.oer-hoernchen.de” einen Suchbegriff eingeben, verschiedene Webseiten beziehungsweise OER-Projekte auswählen und schlussendlich angeben, ob sie nur Inhalte finden wollen, welche unter einer OER-kompatiblen Lizenz veröffentlicht sind.

Anhand dieser Daten wird automatisch eine Google-Suchanfrage vorbereitet, auf welche dann weitergeleitet wird. Es ist eine vorgeschaltete Suchmaske, die mit ein bisschen HTML, CSS und Javascript erstellt wurde. Grundsätzlich ermöglicht wird die Lizenzfilterung dadurch, dass die Google-Suchmaschine maschinenlesbare Lizenzhinweise im Quelltext von Webseiten erkennen kann. Die Inspiration für das OER-Hörnchen kam von search.creativecommons.org.

Wie viele OER-Plattformen bieten heute überhaupt maschinenlesbare Creative-Commons-Lizenzen an?

Leider habe ich festgestellt, dass noch nicht alle Inhaltsanbieter im deutschsprachigen Raum diese einsetzen. Das ist doppelt schade: Zum einen weil in vielen OER-Workshops auf search.creativecommons.org hingewiesen wird – viele OER-Webseiten blieben also bisher Suchenden potenziell verbogen.

Zum anderen ist es schade, weil die maschinenlesbare Lizenz sehr einfach anzuwenden ist: Creative Commons bietet ein offizielles Werkzeug an, um Lizenzhinweise zu erstellen. Dort braucht man nur den Quelltext kopieren und auf der eigenen Webseite einfügen. Danach sollte man überprüfen, ob die kleine Angabe rel=”license” im Quelltext angezeigt wird – fertig.

Du hast OER-Hörnchen per Github verfügbar gemacht. Gibt es bereits Nachnutzer des Codes?

Erfreulicherweise kann ich das schon jetzt mit “Ja” beantworten. Isger Janson hat die technische Idee auf ein Browser-Add-on übertragen. Oliver Tacke hat mir einige Änderungsvorschläge eingereicht, die den Quelltext verbessern. Zudem bot mir jemand an, eine Mehrsprachigkeitsfunktion einzubauen. Über all das freue ich mich sehr! Open Source und OER passen ja sowieso sehr gut zusammen.

Was hat es mit edutags auf sich und wie könnte dein Projekt davon profitieren?

Edutags verfolgt das Ziel, dass Lehrer(innen), Pädagog(innen) oder alle an Bildung interessierten Personen gemeinsam gute Webseiten mit Bildungsinhalt als Lesezeichen auf edutags speichern, mit Tags versehen und verfügbar machen. Neben den Projekten, die ich im OER-Hörnchen aufgelistet habe, gibt es natürlich noch viele weitere OERs im Netz, die sich zum Beispiel in Blogs von Lehrer(innen) befinden. Die Blogs kann ich nicht alle auflisten. Edutags berücksichtigt Lizenzen, allerdings noch nicht so wie ich es mir vorstelle. Ich stehe hierzu bereits mit dem edutags-Team in Kontakt und hoffe, dass sich hier eine Lösung findet. Dann könnten nämlich sowohl die gelisteten Webseiten mit dem OER-Hörnchen durchsucht werden als auch die kleinen OER-Beiträge, die auf edutags von Nutzer(innen) aus der Weite des World Wide Webs zusammengetragen und verschlagwortet werden.

Siehst du eine Möglichkeit, OER-Hörnchen komplett ohne den Umweg über Google zu ermöglichen?

Google ist derzeit meines Wissens die einzige große Suchmaschine, welche Webseiten nach Lizenzen filtern kann. Das OER-Hörnchen könnte von heute auf morgen auch auf andere Suchmaschinen weiterleiten, falls diese das anbieten.

Was ist der nächste Schritt für dein Projekt?

Weitere Projekte hinzufügen, mit Akteuren wegen der Maschinenlesbarkeit und Suchmaschinenoptimierung reden sowie Mehrsprachigkeit umsetzen. Außerdem hoffe ich, dass mir im besten Fall jemand ein schickes Logo spendet.

Wie ist dein Background?

Ich bewege mich in der Zwischenwelt von Informatik (Open Source) und Pädagogik bzw. Medienbildung und versuche bestmöglich zwischen beiden Welten zu vermitteln. Derzeit arbeite ich im Projekt “OERlabs” an der Universität Köln, das OER-Hörnchen entwickele ich als Freiberufler.

Was bedeutet OER für dich?

Für mich persönlich geht es um Chancengerechtigkeit in der Bildung. Ich sehe in diesem Kontext großes Potenzial durch Offenheit. Zudem geht es mir um einen zeitgemäßen Umgang mit Inhalten – viele kreative und kulturelle Praktiken werden meiner Meinung nach durch das derzeitige Urheberrecht illegalisiert. OER und Creative-Commons-Lizenzen bieten hier Freiräume und sollten eigentlich Standard sein – vor allem bei staatlich finanzierten Projekten.

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